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Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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plötzlich an zu töten?«, fragte sie.
    »Das konnte trotz diverser psychologischer Gutachten nie geklärt werden«, antwortete Werneuchen. »Klar ist nur, dass er seinen Opfern Esmeron spritzte, ein Muskelrelaxans mit dem Wirkstoff Rocuronium, das normalerweise in der klinischen Anästhesie Anwendung findet. Es hat eine extrem kurze Wirkeintrittszeit, sodass bereits nach einer, maximal anderthalb Minuten gute Intubationsbedingungen vorliegen.« Er nippte an seinem Tee. »Rocuronium wird gern zur Narkoseeinleitung im Rahmen der sogenannten RSI , der Rapid Sequence Inducation, verwendet, also bei unvorhergesehenen Operationen, bei denen die Patienten nicht nüchtern sind. Es entspannt nahezu augenblicklich sämtliche Muskeln und führt zu einer vorübergehenden Lähmung der Atemmuskulatur, weshalb die klinische Anwendung das Vorhandensein einer Beatmungsmöglichkeit voraussetzt.«
    »Mit anderen Worten, seinen Opfern blieb das Herz stehen«, schloss Verhoeven unsentimental.
    »Genau.«
    »Wo hatte er das Zeug her?«
    »Es gab einen kleinen Bestand in der heimeigenen Apotheke.«
    Hinnrichs zog die Brauen zusammen. »Dessen Verschwinden niemand bemerkt hat?«
    »Das Mittel lagerte im sogenannten Notfallbereich«, erklärte Werneuchen. »Und der wird – anders als zum Beispiel die Schmerz- und Schlafmittelbestände – nur einmal jährlich einer genaueren Überprüfung unterzogen.«
    Winnie blickte nachdenklich in ihre Kaffeetasse. »Jedenfalls kann man festhalten, dass Ackermann vergleichsweise sanft tötete.«
    Werneuchen nickte. »Ich habe mir sämtliche Akten angesehen«, sagte er. »Und nirgendwo gibt es auch nur den geringsten Hinweis darauf, dass Ackermann seinen Opfern über das reine Töten hinaus Gewalt angetan hätte. Weder während der Tat noch davor. Und in solchen Prozessen kommt in der Regel alles ans Licht, was auch nur entfernt in diese Richtung geht. Manchmal sogar mehr, als tatsächlich gewesen ist.«
    »Allerdings«, brummte Bredeney. »Das reicht von rein subjektiven Eindrücken wie: ›Der hatte so einen komischen Blick, ich habe mich direkt gefürchtet, wenn der mich angesehen hat‹, bis hin zu Aussagen wie: ›Bei meiner Mutter hat er auch über Gebühr zugelangt, wenn er die Laken gewechselt hat.‹«
    »Aber in unserem Fall gab es nichts dergleichen?«, hakte Verhoeven, der von Natur aus geradezu unerträglich gründlich war, noch einmal nach.
    »Nein, nichts. Ackermanns Verhalten bis zu seiner Anklage scheint absolut untadelig gewesen zu sein. «
    »Ist das denn typisch für diese Art von Tätern?«, fragte Winnie.
    Es sind doch meistens die Unauffälligen …
    Werneuchen sah flüchtig zu Hinnrichs hinüber. »Ich glaube, eher nicht«, antwortete er ausweichend. »Aber da solltet ihr vielleicht lieber einen Spezialisten fragen.«
    »Das werden wir«, schnappte Hinnrichs. »Ich habe bereits mit einer der psychologischen Gutachterinnen von damals telefoniert. Sie ist gegenwärtig auf dem Rückweg von einer Tagung, hat aber versprochen, nach ihrer Rückkehr bei uns vorbeizuschauen.« Er sah auf seine Sportuhr hinunter und anschließend zur Tür, als sei er empört, dass dort auf sein Stichwort hin niemand erschienen war. Dabei fiel sein Blick auf Winnie, und er setzte beiläufig hinzu: »Frau Dr. Kerr übrigens, Sie kennen einander ja.«
    Na, herzlichen Dank auch, du Idiot!, dachte Winnie, während sich die interessierten Blicke ihrer Kollegen auf sie richteten. Ging das vielleicht noch ein bisschen indiskreter? Schlimm genug, dass Hinnrichs sie gezwungen hatte, sogenannte »Verarbeitungsgespräche« mit Amanda Kerr zu führen, nachdem sie in Ausübung ihres Dienstes einen Menschen hatte erschießen müssen. Aber dass er das Ganze nun auch noch vor der gesamten Abteilung breittrat, ging wirklich zu weit!
    Dabei hatte sie noch Glück im Unglück gehabt. Dr. Kerr hatte sich als ausgesprochen verständig erwiesen und ihr nach nur einem einzigen Termin eine überdurchschnittliche psychische Belastungsfähigkeit attestiert, die sie »ohne weiteres dazu befähige, das traumatische Erlebnis« auch ohne professionelle Hilfe bewältigen zu können.
    Verhoeven, der Bescheid wusste, lächelte ihr beruhigend zu. »Wie sieht’s eigentlich mit Angehörigen aus?«, wandte er sich dann an Werneuchen.
    »Mau«, antwortete dieser. »Ackermanns Eltern sind tot. Seine Schwester lebt in Frankfurt. Außerdem gibt es anscheinend so was wie eine Verlobte.«
    »Er hatte eine Freundin?«, fragte Verhoeven entgeistert,

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