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Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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beschrieben hatte, wo ich suchen muss.«
    »Wann war das?«, unterbrach Winnie sie.
    Miriam Bandow überlegte. »Vor vier oder fünf Monaten, denke ich.«
    Also erst nachdem der Termin für seine Haftentlassung feststand, resümierte Winnie im Stillen.
    »Ich war kurz davor aufzugeben. Aber ich wollte ihn auf keinen Fall enttäuschen. Also suchte ich weiter. Und dann habe ich den Umschlag doch noch entdeckt.«
    Winnie sah sich unwillkürlich um, wobei ihr Blick an einem mit künstlichem Efeu dekorierten Blumengitter hängen blieb. »Haben Sie ihn hier?«
    »Nein, ich habe ihn mitgenommen, als Achim entlassen wurde. Er hat mir zugezwinkert und gesagt, falls ich ihn abhole und rein zufällig ein paar Blumen mitbringen wolle, dann solle ich den Umschlag einfach zwischen die Blüten stecken, damit es aussieht, als ob er zum Strauß gehört …«
    9
    Ilse Brilon blickte aufmerksam über ihre Schulter, bevor sie die Tür zum Gewächshaus aufstieß. Im Geiste hörte sie die Stimme irgendeiner Pflegerin, deren Namen sie vergessen hatte. Aber eigentlich klangen sie sowieso alle gleich.
    Frau Brilon, um Gottes willen, was machen Sie denn um diese Uhrzeit noch hier draußen? Sie sollten doch längst auf Ihrem Zimmer sein. Noch dazu, wo es jetzt doch so früh dunkel wird …
    Als ob sie auf einer Klassenfahrt wären! Dumme Backfische, auf die man aufpassen musste. Ilse Brilon verzog verächtlich die Lippen. Gut, es gab vielleicht ein paar Dinge, die nicht mehr ganz so gut wie früher funktionierten. Aber das machte sie doch noch lange nicht zu einem unmündigen Wesen! Schlimm genug, dass man ihr so selten zuhörte. Doch sie würden schon sehen, was sie davon hatten.
    Sie zog die Tür hinter sich zu und wartete geduldig, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Die Luft war moosig warm und stickig, ein krasser Gegensatz zur herrlich klaren Eiseskälte draußen. Ilse Brilon schauderte. Als ob sich einem eine warme, schweißige Hand über Mund und Nase legte …
    Aber sie hatte keine Wahl. Seit sie die Gemeinschaftsräume abends abschlossen, blieb ihr nichts anderes übrig, als nach draußen auszuweichen, wenn sie etwas verstecken wollte. In die Nebengebäude, das Gewächshaus, die Garagen. Denn auf den Zimmern, so viel stand fest, war gar nichts sicher. Ilse Brilon stieß ein verächtliches Zischen aus. Leute kamen herein und öffneten Schränke. Nachts, wenn alle schliefen. Manchmal auch am Tag. Und dann suchte man auf einmal vergeblich nach einer Brosche oder einem Armband. Oder nach der Marmelade, die man sich für schlechte Zeiten zurückgelegt hatte. Und wenn man sich beschwerte, behaupteten sie, man sei vergesslich und habe die Dinge selbst verlegt. Sie behaupteten, dass Tannengrund ein sicherer Ort sei. Aber das wusste sie besser! Sie wusste, wie selten die Nachtschicht ihre Runde machte. Und auch, wer nach Einbruch der Dunkelheit so alles drüben im Haus herumgeisterte. Wer seltsame Dinge tat. Kranke Dinge. Ilse Brilon schauderte. Einen Stuhl kaputt machen, zum Beispiel. Mit einem Messer …
    Sie bückte sich und tastete nach dem kleinen Metallschränkchen, in dem der Gärtner seinen Rosendünger aufbewahrte. Oh ja, was diese Dinge anging, hätte sie viel erzählen können. Und eigentlich waren es fast immer die, denen man es am wenigsten zutraute, die die schlimmsten Dinge taten! Menschen waren nicht berechenbar. Menschen täuschten einander. Menschen waren böse.
    Ihre zitternden Fingerspitzen fanden den Griff des Schränkchens und drehten ihn vorsichtig nach rechts. Ein leises Quietschen, dann sprang die rostige Tür auf. Ilse Brilon schob den Zuckerstreuer, den sie zum Schutz in ein altes Geschirrhandtuch gewickelt hatte, in die hinterste Ecke und versuchte, die Dosen und Schachteln davor wieder so zu arrangieren, wie sie zuvor gestanden hatten. Doch allzu viel Zeit nahm sie sich nicht. Sie wollte weg. Zurück ins Haus. In ihr Zimmer. Wo man sie sehen durfte, ohne dass sie Ärger bekam. Sie mochte das Gewächshaus nicht. Sie hatte das Gefühl, dass es hechelte. Wie ein alter Hund. Mit warmem, stinkendem Atem.
    Sie verzog angewidert das Gesicht und kehrte eilig zur Tür zurück. Diese bestand zur Hälfte aus Blech, darüber war eine Glasscheibe. Das Glas war vom modrigen Atem der Pflanzen beschlagen. Durch die milchig trübe Scheibe drang Licht herein. Der beleuchtete Weg im Schnee. Hell und rein wie Sonnenstrahlen, mitten in der Nacht. Ilse Brilon lächelte. Schön eigentlich. Aber …
    Ihre Hand

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