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Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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war finster entschlossen, ihrer Gesprächspartnerin von vornherein jede Sentimentalität auszutreiben. Ihr Urteil über Miriam Bandow hatte sie bereits gefällt: eine unheilbare Träumerin, nicht mehr jung, aber auch noch nicht alt, die sich aus der Langeweile eines banalen Alltags in die eingebildete Liebe zu einem wesentlich jüngeren Mann flüchtet, der darüber hinaus den Vorteil hat, dass er seine nassen Handtücher nicht bei ihr im Bad herumliegen lässt …
    »Und Herr Ackermann hat bei dieser Gelegenheit nicht über die Reise gesprochen, die er plante?«, fragte sie mit übertriebenem Unglauben.
    Erwartungsgemäß trübten sich Miriam Bandows Augen. »Das kann eigentlich nur ein Missverständnis gewesen sein«, sprach sie aus, was sie sich in der Zwischenzeit als Erklärung für diesen wenig schmeichelhaften Umstand zurechtgelegt hatte. »Eine Verwechslung oder so was.«
    »Wieso Verwechslung?«
    Miriam Bandows Züge wurden hart. »Weil wir … Ich meine … Achim und ich hatten keine Geheimnisse voreinander.«
    Ja, na klar. Und die Erde ist eine Scheibe!
    »Sie haben einander aber erst während seiner Haftzeit kennengelernt, nicht wahr?«
    »Ja.« Graubraune Unschuld. »Und?«
    »Auf wessen Initiative?«
    »Bitte?«
    »Haben Sie Ihren späteren Verlobten kontaktiert, oder war es umgekehrt?«
    »Ach so, jetzt verstehe ich.« Sie stieß einen leisen Seufzer aus. »Nein. Ich habe ihm geschrieben.«
    »Warum?«
    Miriam Bandows Lider begannen zu flattern. Sie war vielleicht naiv, aber sie war nicht dumm. Sie verstand genau, was hinter Winnie Hellers Fragen steckte.
Wie kommt eine unbescholtene, lebenserfahrene Frau dazu, sich an einen dreifachen Mörder zu hängen? An jemanden, den sie nicht einmal kennt?
»Er hat mir leidgetan«, sagte sie schlicht, und zumindest das kaufte Winnie Heller ihr restlos ab. »Und ich fand nichts Schlimmes daran, ihm zu schreiben.«
    »Okay«, antwortete Winnie. »Und Herr Ackermann schrieb Ihnen sofort zurück?«
    »Ja.« Ihre Augen glänzten, und Winnie Heller verstand. Miriam Bandow gehörte zweifellos zu der Sorte Frauen, die an Karma glaubte. An höhere Mächte, die die Dinge zusammenfügten oder trennten – selbstverständlich ausschließlich so, wie es ihnen in den Kram passte. Ansonsten hatte das, was ihnen widerfuhr, weniger mit Karma als mit der Tatsache zu tun, dass sich alle Welt gegen sie und ihre Pläne verschworen hatte.
    »Und hat Ihr Verlobter mit Ihnen auch über die Taten gesprochen, die ihm zur Last gelegt wurden?«
    »Selbstverständlich.« Die weiche Sentimentalität in ihrer Stimme wich von einer Sekunde zu anderen nackter Empörung. »Wir haben über alles geredet.«
    Außer über die geplante Reise nach Kreta, dachte Winnie boshaft. Laut sagte sie: »Und was genau hat er Ihnen über die Taten erzählt?«
    »Er war’s nicht, falls es das ist, was Sie wissen wollen.«
    »Das hat er Ihnen gesagt?«
    In Miriam Bandows Augen glomm ein ferner Glanz, der verriet, dass sie durchaus zu leidenschaftlichen Gefühlen fähig war. »Mir. Und, wie Sie wissen, auch dem Gericht«, antwortete sie trotzig.
    »Leider hat das Gericht ihm nicht geglaubt«, versetzte Winnie.
    »Das war nur, weil sie ihn nicht gekannt haben«, widersprach Miriam Bandow mit vor Stress geröteten Wangen. »Sie hatten keine Ahnung, wie Achim wirklich war.«
    »Nach meinen Informationen hatte Ihr Verlobter«, Winnie warf einen flüchtigen Blick in ihre Aufzeichnungen, »geschlagene siebzehn Prozesstage Zeit, um das Gericht von sich und seiner Unschuld zu überzeugen.«
    »Ach was, er ist damals einfach total falsch beraten worden«, seufzte ihre Gesprächspartnerin. »Sein Anwalt hatte ihm gesagt, dass er über die Unschuldserklärung hinaus keinerlei Stellungnahmen abgeben soll. Und daran hat er sich natürlich gehalten.«
    »Aber Sie denken, das war falsch?«
    »Natürlich war es das.« Sie schüttelte entrüstet den Kopf. »Diese Leute
konnten
doch gar nicht erkennen, was für einen wundervollen, einfühlsamen Menschen sie da vor sich hatten. Das Einzige, was sie über ihn wussten, waren irgendwelche kruden Fakten, die rein gar nichts bedeuten. Dass Achim Dienst hatte, als diese Patienten gestorben sind. Dass er wusste, wie man eine Spritze aufzieht. Dass auf seiner Station Medikamente verschwunden sind. Ich bitte Sie!« Ihre Wangen waren jetzt tiefrot angelaufen. »Die hätte praktisch jeder genommen haben können!«
    »Aber es war Ihr Verlobter, der dafür ins Gefängnis kam«, widersprach Winnie

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