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Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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…«
    Sie verstummte, als Jensen aus der Tür trat. »Mann, bin ich vollgefressen«, stöhnte er, der klein und zierlich und damit das genaue Gegenteil von Lübke war.
    »Also, seit ich mich so irrsinnig gesund ernähren muss, kann ich auch immer weniger vertragen«, pflichtete Lübke ihm bei. »Ein winziges Fischlein mit Grünzeug, und ich fühle mich wie ein Fass auf Beinen.«
    »Aber die neue Linie steht dir«, lachte Winnie und knuffte ihn freundschaftlich in den Bauch, der im Vergleich zum Vorjahr schlanke fünfundzwanzig Kilo weniger auf die Waage brachte.
    »Ich weiß ja nicht«, knurrte Lübke, doch seine Hans-Albers-Augen leuchteten. »Da ist man sozusagen kaum mehr vorhanden, und schon springen die Weiber vor Begeisterung im Karree.«
    »Ich bringe Sie noch zu Ihrem Wagen«, erbot sich Verhoeven, während er den Schlüssel aufhob, der seiner Kollegin aus der Tasche gefallen war.
    »Kommt nicht in Frage«, rief Lübke. »Das Mädel fährt mit mir.« Seine fleischige Hand fuchtelte in Richtung seines Autos, das er im absoluten Halteverbot, dafür jedoch in unmittelbarer Nähe des Eingangs geparkt hatte. »Bitte sehr, Madame, das Glück liegt nur ein paar lächerliche Schritte entfernt …«
    »Ich würde gern noch ein Stückchen zu Fuß gehen«, startete Winnie einen vergeblichen Versuch, ihrem Vorgesetzten doch noch beizuspringen, aber Verhoeven hatte sich bereits abgewandt.
    »Gute Nacht zusammen«, rief er, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Sie sah ihm hilflos nach. Ihr Geschick im Umgang mit Familie Verhoeven hielt sich heute in Grenzen …
    »Was ist denn mit
dem
los?«, fragte Lübke neben ihr.
    »Ich weiß es nicht«, gab sie ihm ehrlich zur Antwort.
    »Der Kerl benimmt sich, als ob er seine Tage hätte.«
    Winnie Heller quittierte diese respektlose Bemerkung mit einem freundschaftlichen Knuff in die Rippen.
    »Aua! Wofür war das denn?«, beschwerte sich Lübke, während Jensen neben ihm die Augen verdrehte. »Stimmt doch, dass er heute irgendwie komisch drauf war, oder?«
    »Quatsch nicht, fahr!«, forderte Winnie und blickte sich noch einmal nach Verhoeven um, der mit langen Schritten und hochgeschlagenem Kragen in Richtung Wappeninsel davonstapfte.
    »Aber liebend gern doch, Madame.« Lübkes Grinsen war breiter als ein Scheunentor. »Zu dir oder zu mir?«
    »Zu meinem Auto, du Idiot!«
    »Wieso? Wir könnten doch auch …«
    »Könnten wir nicht«, fiel sie ihm ins Wort. »Ich habe einen gottverdammten Fisch da drin!«
    Lübke starrte sie an. »Du hast was?«
    »Sie heißt Annabelle«, erklärte Winnie während eine Welle von Schuldbewusstsein durch ihren Körper schwappte. »Und wenn ich richtig Glück habe, kriege ich sie tatsächlich noch mal aufgetaut, nachdem sie jetzt schon seit Stunden in meinem eiskalten Kofferraum auf und ab schwimmt.«
    »Ich bin dann mal weg«, rief Jensen mit einer Miene, die wohl diskrete Neutralität ausstrahlen sollte, jedoch sein inneres Grinsen verriet.
    »Ja, ja«, rief Lübke ihm nach, »lasst mich nur alle im Stich.«
    Er duckte sich, als Winnie zu einem neuen Schlag gegen seine Rippen ausholte, und betätigte die Fernbedienung seines Benz, während Jensen vergnügt von dannen zog.
    Die hartgefrorenen Schneekristalle, die die Reifen des taubenblauen Benz gleich darauf aufwirbelten, hüllten seine Silhouette ein paar flüchtige Augenblicke lang in einen Schleier aus Weiß. Dann rieselte die Pracht im Licht der Laternen zu Boden.
    11
    »Schwester!«
    Keine Antwort.
    »Hallo? … Schwester!«
    Vielleicht sollte sie lauter sprechen, damit man sie besser hört. Aber das wagt sie nicht. Sie hat noch immer Angst, auch wenn sie im Augenblick nicht mehr genau weiß, wovor. Ihre Stirn ist nass vor Schweiß. Also muss sie wohl gerannt sein.
    Ilse Brilon schiebt den Kopf um die Ecke. Immerhin ist die Tür ja nur angelehnt.
    »Entschuldigung? Ich will Sie nicht stören, aber ich … ich möchte etwas melden.«
    Sie stutzt und versucht zu begreifen, was sie sieht. Manchmal fällt ihr das ganz leicht. So wie früher. Und dann wieder wird die Welt von einer Sekunde zur anderen zum Chaos. So wie jetzt.
    Inmitten des Chaos manifestieren sich nahezu gleichzeitig drei Wahrnehmungen: warm, Herzklopfen und ein seltsames blaues Flackern. Dann zwei Stimmen. Ein Mann und eine Frau. Ilse Brilon steht ganz still und versucht, den Ton lauter zu stellen. Doch noch immer beschränkt sich das, was sie hört, auf ein diffuses Zischen.
    Sie flüstern.
    Ilse Brilon runzelt die Stirn. Am Ende

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