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Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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zugegeben. Aber andererseits war auch niemandem gedient, wenn sie hier festwuchs. Also: Das Glück ist mit den Mutigen!
    Und los!
    Sie setzte den Blinker und trat beherzt das Gaspedal durch. Der entgegenkommende Audi-Fahrer blitzte sie wütend an, doch das kümmerte sie ebenso wenig wie das tadelnde Kopfschütteln des Busfahrers in ihrem Rückspiegel.
    Tschüss, Blondie!
    Und sag Bescheid, wenn sie dir deine Ich-bin-jetzt-schon-dreihundert-Jahre-unfallfrei-geschlichen-Plakette verleihen!
    Aber … ach Gottchen,
da
wäre eine Ampel gewesen? So ein blödes provisorisches Ding? Und ritzerot obendrein? Na, und wenn schon!
Wie sollte man die auch sehen, wenn einem so ein blöder Bus die Sicht nahm?
    Als einer der Wagen weiter hinten in der Schlange plötzlich ausscherte, hielt Winnie unwillkürlich die Luft an. Ein blau-silbernes Auto mit … Eijeijei, wenn das mal nicht die Bull…
    Scheiße!
    Winnie blinkte, um Kooperationsbereitschaft zu signalisieren, und kam ein paar Meter weiter am rechten Fahrbahnrand zum Stehen.
    »Ihnen ist aber schon bewusst, dass Sie gerade gegen eine ganze Reihe von Verkehrsregeln verstoßen haben?«, erkundigte sich gleich darauf ein reichlich zerknitterter Kollege an ihrem Seitenfenster.
    Winnie konnte es auf den Tod nicht ausstehen, wenn man ihr in diesem grün-alternativen Kindergarten-Ton kam. Wie in einem von diesen Sketchen von Rüdiger Hoffmann.
Malte, dir ist schon bewusst, dass du andere mit dem Messer verletzen könntest …
    »Sorry, aber ich bin fürchterlich in Eile.« Allem Ärger zum Trotz bemühte sie sich um ein möglichst entwaffnendes Lächeln und hielt ihren Dienstausweis hoch, den sie vorsichtshalber schon mal aus der Brieftasche genommen hatte.
    Doch das Dokument schien den zerknitterten Kollegen von der Streife nicht im Mindesten zu beeindrucken. Vielleicht hatte er auch verschlafen. Oder aber er hatte einfach nur schlechte Laune. »Ist das ein Einsatz?«, fragte er, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Äh … nein, nicht direkt«, räumte Winnie ein, während der Linienbus samt Blondie triumphierend an ihnen vorbeizockelte.
    »Sondern?«
    Sie sah auf die Uhr und entschied sich für die Wahrheit. »Ich habe verschlafen. Und leider haben wir heute früh eine furchtbar wichtige Besprechung. Und wenn ich da zu spät komme, bin ich …«
    »So geht das nicht«, unterbrach sie der Beamte, und Winnie hätte am liebsten geschrien, weil seine Sturheit sie noch jede Menge zusätzliche Zeit kostete. »Wenn es sich nicht um einen Einsatz handelt, der erforderlich macht, dass Sie …«
    »Schon gut, alles klar, ich hab’s kapiert!«, fiel Winnie ihm ihrerseits ins Wort. »Und wissen Sie was? Tun Sie doch einfach, was Sie glauben, tun zu müssen. Sie haben ja meine Daten. Aber ich …« Sie drehte den Zündschlüssel und ließ den Motor wieder an. »Ich fahre jetzt zur Arbeit.«
    Der Kollege schien zu überlegen, ob er sie aufhalten sollte, entschied sich jedoch dagegen.
    Stattdessen trat er einen Schritt zur Seite, damit sie an ihm vorbeikonnte.
    Dabei fiel Winnies Blick auf das Namensschild des Streifenpolizisten, und sie musste unwillkürlich lachen, auch wenn ihr der Zwischenfall und die eventuell daraus resultierenden Konsequenzen alles andere als einerlei waren: Der Mann hieß Wecker …
    2
    »Wo ist der Kaffee?«, stöhnte sie, als sie zehn Minuten später einen der zahlreichen Besprechungsräume ihrer Abteilung betrat.
    Oskar Bredeney bedachte sie über den Rand seiner Brille hinweg mit einem interessierten Blick. »Auf dem Tisch.«
    »Du rettest mir das Leben.«
    »Schlecht geschlafen?« Sein Grinsen hätte breiter nicht sein können.
    »Leider nicht«, seufzte Winnie. »Genau das ist ja das Problem.«
    »Hä?«
    »Vergiss es.«
    »Na schön, Leute, ich habe mich in der Zwischenzeit mal ein bisschen kundig gemacht.« Stefan Werneuchen sprach, während er Kopien seiner Rechercheergebnisse auf dem Tisch verteilte. »Wir haben drei tote Patienten in St. Hildegard: Karlheinz Rogolny, Olaf Madsen und Boris Mang.«
    Bredeney hob überrascht den Blick. »Unser Boris Mang?«
    »Was heißt
unser?
«, fragte Winnie.
    »Kriminalhauptkommissar a.D. Boris Mang«, bestätigte derweil Werneuchen. »Er war der dritte und letzte Patient, der Ackermanns Mordserie zum Opfer fiel.«
    Winnie Heller riss die Augen auf. »Ein Polizist?«
    »Das ist ja ’n echtes Ding!«, murmelte Bredeney, aus dessen pockennarbigem Gesicht alle Farbe gewichen war. »Ich meine, klar wusste ich, dass er in einem

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