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Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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oder klug«, sagte Werneuchen, »je nachdem, aus welchem Blickwinkel Sie das betrachten.«
    »Davon mal abgesehen«, sagte Winnie Heller, »wenn Rogolny tatsächlich die Einwohner eines ganzen Dorfes töten ließ, dann hatten zweifellos eine ganze Menge Leute einen guten Grund, ihn zu hassen.«
    »Aber nach allem, was wir wissen, wurde er nicht von einem Nachfahren eines seiner Opfer ermordet, sondern von einem durchgeknallten Krankenpfleger«, versetzte Hinnrichs.
    »Der allerdings vehement abgestritten hat, dass er’s war«, konterte Winnie achselzuckend.
    »Na und?«, schnappte Hinnrichs. »Behaupten kann er viel. Außerdem wurden nach Rogolny noch zwei weitere Männer ermordet. Die nichts mit der Waffen- SS oder dergleichen zu tun hatten.«
    »Sind Sie sicher?«, fragte Winnie.
    Anstelle einer Antwort sah Hinnrichs wieder Werneuchen an.
    »Das wäre sehr unwahrscheinlich,«, erklärte dieser. »Olaf Madsens Mutter war Schwedin. 1944 lebte er in Malmö. Er war schon damals nicht gesund und musste deswegen auch nicht zur Wehrmacht, sodass es auch da eigentlich keine Verbindung geben kann. Und Boris Mang war bei Kriegsende erst zwölf.«
    Hinnrichs warf seiner Beamtin über den Tisch hinweg einen triumphierenden Blick zu.
    »Spielt es eigentlich eine Rolle, dass die Opfer allesamt Männer waren?«, fragte Verhoeven neben Winnie Heller.
    »Woher soll ich das wissen?«, gab Hinnrichs zurück.
    »Dann sollten wir Frau Dr. Kerr danach fragen«, entschied Verhoeven mit ruhiger Souveränität.
    »Tun Sie das.« Hinnrichs verschränkte die Arme vor der Brust. »Was ist mit den Angehörigen?«
    »Rogolny war zum Zeitpunkt seines Todes bereits seit siebzehn Jahren Witwer«, antwortete Werneuchen. »Seine Tochter lebt, seit sie volljährig ist, in den USA und wollte mit ihrem Vater offenbar nie besonders viel zu tun haben, auch wenn sie im Prozess als Nebenklägerin fungiert hat oder sich doch zumindest von einem Anwalt als solche vertreten ließ.«
    »Vielleicht ging es ihr um Geld«, mutmaßte der Pragmatiker Hinnrichs. »Es geht immer irgendwie um Geld.«
    Nicht immer, widersprach ihm Winnie im Stillen, doch sie behielt ihre Gedanken für sich. »Und Olaf Madsen?«, fragte sie mit Blick in ihre Kopien.
    »Tja, der ist mir leider noch ein ziemliches Rätsel«, sagte Werneuchen, während er gedankenverloren aus dem Fenster sah.
    »Ein Rätsel?« Verhoeven schob die Ärmel seines Pullovers hoch, der verdächtig nach Kaschmir aussah. »Inwiefern?«
    Doch Werneuchen ging auf die Frage zunächst nicht ein. »Madsen war damals einundachtzig und seit einiger Zeit schwer krebskrank«, erklärte er stattdessen. »In den Wochen vor seinem Tod war er vollständig ans Bett gefesselt und bekam starke Schmerzmittel.«
    »Also einer, der sowieso bald gestorben wäre.« Hinnrichs drehte seine Kaffeetasse, bis der Henkel sich im rechten Winkel zur Tischkante befand.
    »Wenn Sie das so sehen …«
    Die stahlblauen Augen des KK - 11 -Leiters blitzten über dem Rand seiner Brille auf. »Wie, bitte sehr, sollte man es denn sonst sehen?«
    Werneuchen verzichtete auf eine Entgegnung. Stattdessen sagte er: »Das Interessante an der ganzen Sache ist, dass Olaf Madsen stinkreich war.«
    »Was heißt stinkreich?«
    »Er war locker mehrere Millionen schwer.«
    »Wow!«, entfuhr es Winnie Heller. »Dann hätten wir also Rache als Motiv für den Mord an Karlheinz Rogolny. Und Profitgier im Fall von Madsen.«
    »Oder wir haben einen Todesengel, der nicht nach Gut und Böse, Arm oder Reich fragt«, konterte Hinnrichs trocken.
    »Oder das«, räumte Winnie ein.
    »Profitgier würde als Motiv für den Mord an Madsen sowieso nur schwerlich in Frage kommen«, sagte Werneuchen.
    »Wieso?«, schnappte Hinnrichs, obwohl die Information eher dazu angetan war, seine Todesengel-Theorie zu untermauern.
    »Weil Madsen sein gesamtes Vermögen einer Gruppe von radikalen Öko-Aktivisten vermacht hat«, antwortete Werneuchen mit einem Gesicht, das Unverständnis verriet. »Und zwar den …« Er sah nach. »Die Gruppe nennt sich FreeEarth und ist eine Art militante Form von Greenpeace.«
    »Hatte er keine Verwandten?«, fragte Verhoeven, und Winnie Heller dachte, dass eine solche Denkweise wieder einmal typisch für ihn war. Familie war Familie, und Familie war heilig. Da vermachte man seine Knete nicht irgendwelchen fremden Chaoten.
    »Oh doch, es gab Verwandtschaft«, beantwortete Werneuchen unterdessen die Frage ihres Vorgesetzten. »Genauer gesagt eine Exfrau, einen

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