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Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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ja alles in bester Ordnung«, entgegnete Irén Theunes. »Also, bis später.«
    »Ja, bis dann.«
    Grit Backes blickte ihr nach, bis sie auf dem langen Gang verschwunden war. Dann sah sie Winnie Heller an. »Na schön«, seufzte sie, und es war unübersehbar, dass ihr der unangekündigte Neuling auf ihrer Station genauso wenig passte wie Nicole Freytag. »Können Sie irgendetwas?«
    Winnie Heller schenkte ihr ein entwaffnendes Lächeln. »Poker spielen, Winterreifen aufziehen und Zimmerpflanzen ruinieren.« Sie zuckte die Achseln und setzte mit todernster Miene hinzu: »Außerdem kann ich ein Paar Füße Größe zweiundvierzig aus einer einfachen Papierserviette falten.«
    Die Antwort schien Grit Backes zu gefallen. Zumindest spiegelte ihr apartes Gesicht zum ersten Mal so etwas wie Freundlichkeit. »Na, das ist doch schon mal was! Dann gehen Sie jetzt einfach mit Keela und helfen ihr beim Frühstück, ja?«
    »Klar, gern.«
    »Und wenn Sie …« Grit Backes verstummte, weil in diesem Moment Winnie Hellers Handy zu klingeln begann. Derzeit verwendete sie eine reichlich blecherne Version von
Somewhere over the rainbow,
die Jörg Thalau und Keela D’Aabi ein gleichermaßen verständnisloses Kopfschütteln entlockte.
    Winnie griff schuldbewusst in ihre Tasche und tastete blind nach der Taste mit dem roten Hörer.
    »Wollen Sie nicht drangehen?«, fragte Grit Backes mit provozierend hochgezogenen Augenbrauen.
    »Nein, nein. Das kann nur …« Winnie warf einen hastigen Blick auf das Display. Verhoeven, ausgerechnet! Na, herzlichen Dank auch, Mister Super-Timing! Was das anging, konnten Lübke und er sich wirklich die Hand reichen! »Das ist nichts Wichtiges. Ich habe nur vergessen, es auszuschalten.«
    »Dann seien Sie so gut und holen das jetzt nach, ja?«, versetzte die Stationsleiterin mit unüberhörbarer Strenge. »Sie können das Handy zusammen mit Ihren anderen Sachen in der Umkleide lassen. Keela wird Ihnen einen Spind zuweisen. Ach ja, und wenn Sie hier nicht nur rumstehen, sondern sich auch ein bisschen nützlich machen wollen, brauchen Sie natürlich geeignete Kleidung.« Die attraktiven kornblumenblauen Augen glitten wenig begeistert über Winnies Bluejeans. »Bis Sie sich was Eigenes besorgt haben, können Sie eine Hose und ein Oberteil von mir haben.«
    Sie griff in einen der niedrigen Schränke hinter sich und nahm einen hellblauen Kasack sowie eine weiße Hose heraus.
    »Die wird Ihnen natürlich zu lang sein«, bemerkte sie, »aber dann krempeln Sie einfach die Beine hoch.«
    »Danke.«
    »Schon gut.« Der geschulte Blick der Stationsleiterin glitt noch ein Stück tiefer, hinunter zu den Stiefeletten ihrer neuen Praktikantin. »Besitzen Sie Crocs oder so was in der Richtung?«
    »Leider nein«, antwortete Winnie kleinlaut. Natürlich hatte sie selbst daran gedacht, dass sie etwas Gescheites zum Anziehen brauchte, aber nach Hinnrichs’ Überfall gestern Abend war keine Zeit gewesen, noch irgendetwas zu besorgen. Während ihre Augen schutzsuchend über das blitzsaubere Linoleum wanderten, fühlte sie, wie sich eine leise Wut in ihr breitmachte. Darüber, dass man sie hier derartig ins Messer laufen ließ.
    Können Sie irgendetwas?
    »Sie kann ein Paar Sandaletten von mir haben«, erbot sich Keela, und das Augenzwinkern, mit dem sie Winnie bedachte, wirkte fast wie ein Sonnenstrahl an diesem trüben Morgen. »Ich habe sowieso immer zwei oder drei Ersatzpaare in meinem Spind.«
    »Gut.« Grit Backes sah auf die Uhr. »Und jetzt macht voran, sonst haben sich Frau Hartwig und Frau Eichenberg schon die Köpfe eingeschlagen, bevor ihr dazu kommt, die Brotkörbe hinzustellen.«
    Winnie warf Keela einen fragenden Blick zu, doch die Pflegerin lachte nur. »Ach, das sind so ’n paar Insider«, sagte sie. »Sie werden es verstehen, wenn Sie erst mal ein paar Stunden hier sind.«
    »Doch so schnell?«, scherzte Winnie.
    Keela grinste. »Glauben Sie mir, manche Leute sind einfach nicht zu übersehen.«
    Winnie folgte ihr in einen fensterlosen, engen Raum, der den Angestellten offenbar als Umkleide diente.
    »Sie können den Spind da hinten benutzen.« Ihre Hand wies auf einen leicht zerbeulten, aber tadellos sauberen Schrank in der Ecke, dessen Tür nur angelehnt war.
    »Danke.« Winnie wuchtete ihre Handtasche durch die schmale Türöffnung und hängte ihren Parka auf. »Sind die Dinger nicht abschließbar?«, fragte sie, weil sie keine Schlüssel entdecken konnte.
    »Die Heimleitung hält das für unnötig«,

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