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Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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entgegnete Keela, und es war offensichtlich, was sie davon hielt.
    »Und das … geht gut?«
    »Geklaut wird hier nichts, falls Sie das meinen.« Und nach einer kurzen Pause: »Zumindest nicht aus den Spinden.«
    Winnie zog fragend die Augenbrauen hoch, während Keela D’Aabi in ihren Spind griff und ein paar blütenweiße Birkenstocksandalen herausnahm.
    »Es scheint unter den Bewohnern den einen oder anderen zu geben, der sich ganz gern mal an fremdem Eigentum vergreift«, entschied sich die Altenpflegerin nach kurzem Zögern doch noch zu einer Erklärung. »Auch wenn ich persönlich der Ansicht bin, dass die angeblich Beklauten einfach nur ein bisschen schusselig sind und die Dinge selbst verlegen.«
    Vielleicht, dachte Winnie. Vielleicht aber auch nicht …
    Es gibt bei Serienkillern durchaus auch Motive, die nicht im psychopathologischen Bereich zu suchen sind,
bemerkte Frau Dr. Kerr in ihrem Kopf.
Der eine oder andere sogenannte Todesengel will durch seine Tat vielleicht einfach nur einen Diebstahl vertuschen …
    Winnie starrte nachdenklich auf die vorne geschlossenen Sandaletten in ihrer Hand, die mindestens drei Nummern zu groß waren.
    »Ach du Schreck!«, lachte Keela, deren kohlschwarze Augen ihrem Blick gefolgt und von dort zu Winnies Füßen hinunter gewandert waren. »Das hatte ich gar nicht gesehen. Welche Schuhgröße tragen Sie denn von Haus aus?«
    »Siebenunddreißig.«
    »Na, dann stecken Sie sich am besten erst mal ein Paar dicke Socken rein.« Die junge Frau war mindestens einen halben Kopf größer als Winnie. »Ich habe nämlich Größe einundvierzig.«
    »Macht nichts«, entgegnete Winnie. »Dann krieg ich wenigstens keine Blasen.«
    »Die Alternative wäre, dass Sie Nicole fragen.« Keela grinste. »Aber die haben Sie ja bereits kennengelernt.«
    Winnie dachte an den unfreundlichen Auftritt der Rothaarigen und winkte dankend ab. »Ich mag’s komfortabel.«
    »Kann ich verstehen.« Ihre neue Kollegin streckte ihr die Hand hin. »Allerdings finde ich, dass wir das förmliche Sie lassen sollten.«
    »Gern.«
    »Dann müsstest du mir nur noch deinen Vornamen verraten …?«
    »Oh, ja, na klar. ’tschuldigung. Ich bin Winnie.«
    »Winnie? Cooler Name.«
    »Na ja, es gibt schönere.«
    »Du meinst so was wie Hildegard? Oder Renate?«
    Winnie kicherte. »Ja, zum Beispiel.« Sie musterte Keela D’Aabis ebenmäßiges Profil und entschied, gleich in die Vollen zu gehen. »Ich bin echt gespannt auf den Job, aber … ehrlich gesagt habe ich auch ein bisschen Schiss.«
    »Schiss? Wovor?«
    »Na ja, dass ich mich falsch verhalte oder vielleicht was Wichtiges übersehe.« Sie machte eine wohlbedachte Pause, bevor sie vorsichtig hinzufügte: »Ich habe gehört, dass es hier erst vor kurzem einen tödlichen Unfall gegeben hat.«
    »So?« Von einer Sekunde zur anderen war die fröhliche Leichtigkeit ihres Geplänkels einer unüberhörbaren Vorsicht gewichen. »Das wundert mich.«
    »Frau Theunes hat die Sache kurz erwähnt«, beeilte sich Winnie, Keela D’Aabis Bedenken zu zerstreuen. »Sie dachte wohl, dass es mich abschrecken könnte, wenn ich es auf andere Art und Weise erfahre.«
    »Hm.« Offenbar war sie nicht überzeugt.
    »Und immerhin ist mit dem Job ja auch eine ziemliche Verantwortung verbunden«, plapperte Winnie munter weiter. »Gerade, wenn es um verwirrte alte Menschen geht.«
    Keelas Züge wurden wieder ein wenig weicher. »Tja«, sagte sie, »das mit Frau Brilon ist wirklich eine dumme Geschichte. Und natürlich keine gute Werbung für uns.«
    »Was ist denn eigentlich genau passiert?«
    »Wenn wir das wüssten!« Keela blickte auf ihre kunstvoll lackierten Plastikfingernägel hinunter. »Frau Brilon war eine von unseren Demenzpatientinnen, doch alles in allem eigentlich ganz berechenbar. Aber in der besagten Nacht ist sie im vierten Stock über das Treppengeländer geklettert und abgestürzt.«
    »Übers Geländer geklettert?« Winnie runzelte die Stirn. »Wieso denn das?«
    »Tja, man kann nie wirklich sagen, was in so einem Gehirn vor sich geht«, entgegnete Keela achselzuckend. »Kurz vorher kam sie noch zu mir und sagte, dass sie sich vor der Gestapo fürchte.« Sie zuckte die Achseln. »Bei dieser Art von Erkrankung vermischt sich eben vieles. Allerdings ist mir nicht klar, was sie überhaupt da oben gewollt hat.«
    »Was ist denn im vierten Stock?«
    »Die Dachterrasse, ein größerer Veranstaltungsraum, in dem auch Gottesdienste oder kleine Konzerte abgehalten werden, und

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