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Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Schneetreiben: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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üblichen Kontrollen unterliegt.« Er zuckte die Achseln. »Also, wer immer Ackermann etwas Vertrauliches oder Intimes mitzuteilen hatte, wird wahrscheinlich den Umweg über seinen Anwalt gegangen sein.«
    »Und der hat sich so ohne weiteres als Postbote benutzen lassen?«, schnappte Hinnrichs. »Wer ist denn das eigentlich?«
    »Ein Dr. Niedmann«, antwortete Werneuchen. »Seit zwanzig Jahren erfolgreicher Strafverteidiger. Kanzlei in Frankfurt.«
    »Ach du Scheiße«, stöhnte Hinnrichs, der den Betreffenden offenbar kannte. »Na, dann wundert mich gar nichts mehr.« Er ließ sich auf einen der Stühle fallen. »Haben Sie inzwischen rausgekriegt, was unser Opfer in Griechenland wollte?«
    Hinnrichs’ rasante Themenwechsel hatten Verhoeven früher zur Raserei getrieben. Inzwischen konnte er ganz gut damit umgehen. »Ja, offenbar wollte er dort ein Haus kaufen.«
    »Tatsächlich?« Hinnrichs’ Verblüffung war echt.
    »Unter den Verbindungsdaten, die uns Ackermanns Provider zur Verfügung gestellt hat, war auch eine Nummer in Griechenland, die sich als Anschluss eines Maklers entpuppte. Ein Deutscher, nebenbei bemerkt. Nachdem ich den Herrn davon überzeugen konnte, dass er besser daran tut, mit uns zu kooperieren, spuckte er eine Adresse und einen Kaufpreis aus.«
    Hinnrichs beugte sich vor. »Wie viel?«
    »Einhundertsiebenundachtzigtausend.« Er zuckte die Achseln. »Vergleichsweise wenig für deutsche Verhältnisse, aber für einen mittellosen Exknacki auch nicht gerade ein Pappenstiel.«
    »Also hatte Ackermann tatsächlich Geld in Aussicht«, schloss der Leiter des KK 11 .
    »Sieht so aus.« Verhoeven nippte an seinem Kaffee. »Der Makler hat gesagt, Ackermann habe vor einigen Wochen per E-Mail Kontakt aufgenommen, nachdem er das angebotene Haus im Internet gesehen hatte. Ein paar Tage vor seiner Ermordung haben sie zum ersten Mal telefoniert und einen Besichtigungstermin vereinbart, der mit Ackermanns Flugdaten übereinstimmt. Dass sein Kunde zum Zeitpunkt der ersten Kontaktaufnahme noch im Knast saß, war dem Mann nicht bekannt. Und selbst wenn er es gewusst hätte, wäre es ihm vermutlich ziemlich gleichgültig gewesen.«
    »Klar«, nickte Hinnrichs. »Ist dem doch egal, woher er sein Geld bekommt. Aber das führt uns zu der durchaus nicht uninteressanten Frage, wie Ackermann sein Traumhaus bezahlen wollte.«
    »Inklusive der paar Kröten, die durch seinen Job in der Gefängniswäscherei zusammengekommen sind, hatte er rund zweieinhalbtausend Euro auf dem Konto«, resümierte Werneuchen, der sich inzwischen auch über die finanzielle Situation ihres Mordopfers kundig gemacht hatte.
    Fast exakt dieselbe Summe, die Felicia Ott zum Zeitpunkt ihrer Heirat hatte, dachte Verhoeven.
    Hinnrichs zupfte an seinen Manschetten. »Kann diese sogenannte Verlobte ihm Geld gegeben oder in Aussicht gestellt haben?«
    »Sie wusste nicht mal, dass er wegwollte«, wandte Verhoeven ein.
    »Ich weiß, was sie behauptet.« Hinnrichs machte eine wegwerfende Geste. »Trotzdem …«
    Werneuchen schüttelte den Kopf. »Selbst wenn sie ihrem Geliebten ein bisschen was zugesteckt hat, um ihm den Start in ein neues Leben zu erleichtern – viel kann das nicht gewesen sein. Ich habe mir ihr Konto angesehen, und da gibt es keinerlei Auffälligkeiten. Sie verdient nicht so schlecht wie er damals, aber sie hat auf gar keinen Fall eine Summe in dieser Größenordnung zur Verfügung.«
    »Vielleicht wollte sie einen Kredit aufnehmen.«
    »Zumindest bislang hat sie keinen beantragt.«
    Hinnrichs sah aus wie ein beleidigtes Kind.
    »Und wenn Ackermann doch noch so etwas wie ein Honorar zu kriegen hatte?«, bemerkte Verhoeven mit aller Vorsicht, die in einer solchen Situation einem nüchternen Pragmatiker wie Hinnrichs gegenüber geboten war.
    »Sie meinen, für einen Auftragsmord, für den er gerade fünfeinhalb Jahre gesessen hatte?« Hinnrichs stieß einen Schwall Luft durch seine sorgfältig gebleichten Zähne.
    Verhoeven zuckte die Achseln. »Dafür oder als Schweigegeld.«
    »Schweigegeld?«
    »Weil er den wahren Täter damals nicht ans Messer geliefert hat.«
    Hinnrichs blickte noch immer zweifelnd drein, aber er schien allmählich ins Nachdenken zu kommen.
    Verhoeven beobachtete eine kaputte Leuchtröhre, die über seinem Kopf vor sich hin flackerte, und dachte an die verschwundenen Medikamente in St. Hildegard, die Ines Heider angeblich am Tag nach dem Mord an Boris Mang in ihrem Spind entdeckt hatte. Er zögerte kurz, dann entschied

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