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Schneetreiben

Schneetreiben

Titel: Schneetreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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Ehevertrag kann Gold wert sein, weil er es beiden erspart, im Falle einer streitig durchgeführten Scheidung die Vermögenswerte zu ermitteln. Das kann viel Geld verbrennen und führt oft zu nichts außer exorbitanten Anwaltskosten.«
    »Na toll«, grunzte Bendt, »wenn jetzt der Kurs in Scheidungsrecht beendet ist, können wir ja über etwas anderes reden. Hast du also was gefunden?«
    »Nur mal zur Klarstellung«, erwiderte Anna, die sich ein wenig angegriffen fühlte. »Ich war nicht dort, um euren Mordfall aufzuklären. Aber eine interessante Sache habe ich tatsächlich herausgefunden. In einem der Ordner habe ich das Testament oder vielmehr die beiden Testamente der Schwestern gefunden.«
    »Ja, und?« Braun war deutlich anzusehen, dass er gespannt war.
    »Beide haben für diesen Stallmeister Johannes Hansen ein Vermächtnis von 80 000,– Euro ausgesetzt.«
    »Davon wussten wir schon«, sagte Bendt und gähnte mit vor den Mund gehaltener Hand übertrieben laut.
    »Das vielleicht«, erwiderte Anna süffisant, »aber den Zusatz zum Testament, den kennt ihr nicht, oder?«
    »Nein.« Braun sah Anna erwartungsvoll an. »Von einem Zusatz wissen wir tatsächlich nichts.«
    »In dem Zusatz haben die Schwestern diesen Hansen schon vor vielen Jahren für den Fall, dass er beide Schwestern überleben sollte, was man im Hinblick auf sein Alter offenbar für sehr unwahrscheinlich hielt, noch einmal zusätzlich bedacht.«
    Braun zog die Brauen hoch.
    »Für den Fall, dass er die Schwestern beide überlebt«, erzählte Anna weiter, »haben sie ihm erstens das Mehrparteienhaus vermacht, in dem er derzeit seine Wohnung angemietet hat, und zweitens einen Betrag von 250 000,– Euro. Drittens sämtliche Pferde, die sich zum Zeitpunkt des Todes der Schwestern im Privateigentum der Frombachs befinden.«
    Bendt pfiff durch die Zähne. »Es wurden schon Leute für weit weniger Geld um die Ecke gebracht.«
    »Das stimmt zwar«, bestätigte Braun und lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück, »allerdings existiert dieses Testament ja schon ewig. Warum sollte er sie dann erst jetzt umbringen? Und außerdem hat Carla Frombach ihn als väterlichen Freund beschrieben. Ein Motiv haben wir, und nachgehen müssen wir dem auch, aber so richtig zutrauen tue ich ihm das nicht.«
    »Ich habe ihn ja nicht kennengelernt«, räumte Anna ein, »und kann es nicht beurteilen, aber hinsichtlich des Zeitpunktes für die Tat wäre ja möglich, dass er erst vor kurzem von dem Testament erfahren hat. Vielleicht hat Hanna Frombach davon gesprochen, ohne dass ihre Schwester davon wusste.«
    »Na ja«, mutmaßte Braun, »vielleicht hat Hanna Frombach sich ihm gerade aufgrund ihrer Krankheit anvertraut und den Passus erwähnt.«
    »Wer weiß«, sagte Anna. »Auf jeden Fall solltet ihr den Mann im Auge behalten.«

16
    Carla stieg in die Wanne und war dankbar, dass die Wärme des Wassers sie umgab und sie endlich aufhörte, so erbärmlich zu zittern. Sie war gänzlich durchgefroren. Sie nahm ihr Glas Rotwein vom Beckenrand und trank einen großen Schluck. Sie konnte nicht fassen, wie hysterisch sie reagiert hatte. Als sie den offenen Schrank im Zimmer ihrer Schwester gesehen hatte, war sie sicher gewesen, jeden Moment würde jemand daraus hervorspringen und sie mit bloßen Händen erwürgen. Sie hatte geschrien, die Krähe fallenlassen, war wie von der Tarantel gestochen nach unten gerannt und hatte zu allem Überfluss die große Vase im Flur umgestoßen, die zu Bruch gegangen war. Ihre Hände hatten so gezittert, dass es ihr kaum gelungen war, den Schlüssel im Türschloss umzudrehen und in ihr Auto zu fliehen. Ihr war erst ein Licht aufgegangen, nachdem sie bereits den Motor gestartet und die Türen von innen verriegelt hatte. Schon vor Monaten hatte Hanna erwähnt, dass der Schließmechanismus ihres Schrankes defekt war und sich die Tür immer dann öffnete, wenn es eine leichte Erschütterung im Raum gibt. Es reichte also aus, nur die Balkontür zuzuschlagen, um den Schrank wie von Geisterhand zu öffnen. Wie dumm sie doch war! Für eine Weile hatte sie, den Kopf auf das Lenkrad gelegt, im Auto gesessen und sich für ihre Hysterie verflucht. Als sie wieder ins Haus zurückgekehrt war, hatte sie dann auch noch festgestellt, dass sie die Haustür offengelassen hatte, als sie voller Panik nach draußen gerannt war.Jetzt war nicht nur die Vase vom oberen Flur kaputt, sondern der aufkommende Sturm hatte auch noch die kleine Leuchte vom Schränkchen in der

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