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Schneetreiben

Schneetreiben

Titel: Schneetreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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von Fischer hereingewinkt.
    »Wir machen jetzt hier erst einmal unsere Fotos, und dann schauen wir mal, was die Rekonstruktion des Geschehens so bringt«, sagte Fischer.
    Braun kannte den Rechtsmediziner gut genug, um zu wissen, dass der sehr ungern über Geschehnisse mutmaßte, bevor er nicht alle Fakten und Untersuchungsergebnisse beisammen hatte.
    »Na gut«, seufzte Braun. »Dann widmen wir uns mal dem unangenehmeren Teil des Abends und gucken uns an, was wir …?« Er stockte.
    »… im Kaminzimmer!«, ergänzte Bendt.
    »… im Kaminzimmer so vorfinden.«
    Der Hauptkommissar machte auf dem Absatz kehrt, um den Raum zu verlassen, Bendt hielt ihn jedoch zurück, indem er ihm auf die Schulter tippte. Als Braun sich umdrehte, hielt sein Kollege ihm ein in Plastik verpacktes Handy unter die Nase.
    »Und«, fragte Braun kritisch, »was ist das?«
    »Das Handy von Carla Frombach. Es lag unter dem Bett«, entgegnete Bendt.
    Braun zog den Kopf ein wenig zurück und kniff die Augen zusammen, um die Nachricht auf dem Display ohne Brille entziffern zu können.
    »Wie lange liest du denn?«, fragte Bendt ungeduldig und schob das Gerät noch näher an Brauns Gesicht.
    »Gib her!«, forderte der Hauptkommissar seinen Kollegenauf und nahm ihm das Telefon aus der Hand. Dann las er die Nachricht in Ruhe durch.
    »Aha!«, war das Einzige, was er von sich gab, bevor er das Gerät wieder an Bendt zurückreichte. In seinem Kopf arbeitete es heftig. Beide sprachen kein einziges Wort, während sie die Treppe hinuntergingen und sich über die Halle in Richtung des Raums begaben, in dem Braun Carla Frombach vor gar nicht langer Zeit die Nachricht vom Tod ihrer Schwester überbracht hatte. Heute brannte in dem offenen Kamin, vor dem u-förmig zwei Couchen und ein Sessel angeordnet waren, allerdings kein Feuer. Es war grabesstill. Eine junge Beamtin in Uniform erwartete sie am offenen Durchgang zu dem Raum am Ende des Esszimmers. Als sie die Kommissare kommen sah, deutete sie mit einem Nicken auf die hohe Rückenlehne einer der beiden Ledercouchen hinüber.
    »Dort liegt sie«, sagte sie leise. Um die Sitzfläche einsehen zu können, trat Braun an die Sitzgruppe heran. Dabei nahm er aus dem Augenwinkel wahr, dass die Beamtin Bendt noch etwas zuflüsterte und ihm dann einen Zettel zusteckte. Der ließ die Nachricht wortlos in seine Tasche gleiten und trat dann neben Braun. Der Raum war nur schwach beleuchtet. Die an der Wand angebrachten Lampen waren stark abgedimmt worden und spendeten ein warmes, honigfarbenes Licht, das in einem seltsamen Kontrast zu dem grellen Schein der messingfarbenen Leseleuchte stand, deren schmaler Lichtkegel auf das blasse Gesicht der zarten blonden Frau gerichtet war. Braun betrachtete ihre geschwollenen Lider und ihre farblos und aschfahl wirkenden Lippen. Carla Frombach lehnte halb sitzend, halb liegend auf der breiten Sitzfläche des glatten, braunen Leders, ihre Beine waren ineine Kamelhaardecke gehüllt. Als Brauns Blick ihre schlaffe Hand streifte, die irgendwie merkwürdig verdreht wirkte, kam ihm wieder das Bild der Schwester in den Sinn, die ihn aus dem Asphalt angestarrt hatte. Erneut wurde ihm bewusst, wie ähnlich sich diese Zwillinge gesehen hatten, und er empfand wieder ein befremdliches Gefühl, als handele es sich bei den beiden Frauen um ein und dieselbe Person.
    Braun setzte sich in den rechts von ihrer Couch gelegenen Sessel und betrachtete Carla Frombach für eine Weile schweigend, während er sich einen Reim darauf zu machen versuchte, was sich in diesem Haus abgespielt hatte. Er schaute zu Bendt auf, der hinter dem Sofa, auf dem Carla Frombach lag, stehen geblieben war und versuchte, in dessen Gesicht zu ergründen, welche Gedanken er sich zu dem Geschehen machte. Der verstand Brauns Blick offenbar als Aufforderung und räusperte sich, während er gleichzeitig ganz leicht Carla Frombachs Schulter berührte.
    Die zuckte sogleich zusammen und blickte sichtlich benommen aus verweinten Augen von einem der Kommissare zum anderen.
    »Wie geht es meinem Mann? … O Gott, ich muss ganz kurz eingenickt sein.« Carla Frombach setzte sich auf. »Ich wollte das alles nicht«, flüsterte sie und sah dabei so verstört und hilflos aus.
    Braun sah sie eindringlich an, um sicherzugehen, dass sie die Bedeutung dessen, was er jetzt sagen würde, auch begriff.
    »Frau Frombach, bevor sie weitere Angaben machen, möchte ich Sie darüber belehren, dass Sie Beschuldigte in einem Strafverfahren sind und

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