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Schneetreiben

Schneetreiben

Titel: Schneetreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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war er mit Bendt zur Wohnung in die Königstraße aufgebrochen und hatte jetzt, da sich trotz mehrfachen Klopfens niemand rührte, die gewaltsame Öffnung der Wohnung angeordnet. Der Schlüsseldienst war auf dem Weg, und auch Teubert war inzwischen eingetroffen.
    »Ich mache mir wirklich große Sorgen um meine Frau«, sagte der Arzt und trat von einem Bein auf das andere. »Es ist überhaupt nicht ihre Art, nicht ans Telefon zu gehen, zumal sie längst wieder zu Hause sein wollte.«
    »Vielleicht gibt es einen ganz banalen Grund dafür, und Ihre Frau hat einfach nur die Zeit vergessen«, sagte Braun, um den blassen Mediziner ein wenig zu beruhigen. »Vielleicht hat sie irgendwo in der Stadt jemanden getroffen und ist ohne Ihr Wissen essen gegangen.«
    Teubert nickte, auch wenn ihm anzusehen war, dass er diese Möglichkeit nicht ernsthaft in Betracht zog. Braun entschied sich, die Gelegenheit beim Schopfe zu packen und Teubert noch einige Fragen zu stellen.
    »Wir haben inzwischen Herrn Keller vernommen«, berichtete Braun. »Er hat uns mitgeteilt, dass er kurz vor dem Tod Ihrer Schwägerin mit Ihnen telefoniert habe. Es ging wohl um eine zu treffende Gläubigerabrede wegen der drohenden Insolvenz?«
    Der Arzt zog die Stirn in Falten. »Ja«, bestätigte er dann. »Das stimmt. Wir haben recht kurz miteinander gesprochen.Jetzt, wo sie es sagen, fällt es mir wieder ein. Wofür soll das wichtig sein?«
    »Eine reine Routinefrage«, erklärte Braun, der für den Moment keinen Anlass sah, irgendeinen Verdacht gegen den ehemaligen Verwalter zu säen. »Können Sie sich noch genauer an den Inhalt Ihres Gespräches erinnern?«
    Teubert schüttelte den Kopf. »Nicht im Detail. Mir war das damals auch nicht so wichtig. Ich erinnere mich nur, dass er anfragen wollte, ob meine Frau und ihre Schwester bereit wären, auf einen Teil der Forderung zu verzichten, und er hatte mich gefragt, ob er sich zu diesem Zweck an dem ersten Adventssamstag, wenn Carla ohnehin in der Stadt sei, mit ihr oder uns zusammensetzen könne.« Teubert machte eine kurze Pause, denn gerade kam ein Mann die Treppe herauf. Es war aber offenbar nicht der Mitarbeiter vom Schlüsseldienst, denn der Mann grüßte nur freundlich und ging an ihnen vorbei in den dritten Stock hinauf.
    »Ich habe Keller gesagt, dass er sich seine Idee aus dem Kopf schlagen kann«, fuhr Teubert fort. »Auch wenn Carla vielleicht sogar bereit gewesen wäre, sich mit ihm zu einigen, um seinen Namen nie wieder hören zu müssen, würde ich ihm nicht den Gefallen tun, sich bequem vor der Vollstreckung des Titels zu drücken.«
    Braun horchte auf: »Verstehe ich das richtig, Sie haben Keller signalisiert, dass Ihre Frau gegebenenfalls bereit wäre, mit ihm zu verhandeln?«
    »Was heißt verhandeln. Meine Frau wollte schon kaum den Zivilprozess führen, geschweige denn die strafrechtliche Verfolgung Kellers aktiv unterstützen. Sie wollte eigentlich alles vermeiden, was ihre Schwester gegebenenfalls noch mehr belasten könnte, und hat versucht, ihr gegenüberden Eindruck zu erwecken, als sei alles längst abgeschlossen.«
    Braun kam nicht dazu, seine Befragung fortzusetzen, denn nun war der Mann vom Schlüsseldienst vor Ort und machte sich sogleich daran, das Türschloss zu öffnen. Um eine Erkenntnis war er schlauer geworden. Keller hatte durchaus nach dem Telefonat mit Teubert noch Hoffnung hegen dürfen, sich mit Carla Frombach einigen zu können. So wie Teubert das Gespräch wiedergab, schien es ihm nicht unwahrscheinlich, dass Keller doch am fraglichen Nachmittag aufgetaucht war, um Carla Frombach hinter dem Rücken ihres Mannes zu einer Einigung zu bewegen. War Keller also doch auf Hanna Frombach gestoßen?
    »Die Tür ist offen«, sagte der Mann vom Schlüsseldienst und stieß sie auf. Im gleichen Moment schlug durch den Luftzug die Balkontür im Wohnzimmer zu.
    »Carla?«, rief Teubert und ging als Erster hinein. Braun folgte ihm ins Wohnzimmer, in dem sich seit ihrem letzten Besuch nichts verändert hatte. Das Oberlicht dort war eingeschaltet. Bendt wandte sich sofort nach rechts, um in der Küche nachzusehen.
    »Frau Frombach?«, hörte Braun seinen Kollegen rufen, während er selbst hinter Teubert auf den dunklen Balkon trat.
    »O mein Gott«, rief Teubert aus, bevor er sich zu seiner Frau hinunterbeugte.

28
    »Wieso dauert denn das so lange?«, fragte Susan. Das Lokal war nahezu leer, und sie verstand nicht im Geringsten, weshalb sie noch immer auf ihre Pizza mit Schinken und

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