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Schneewittchen muss sterben

Schneewittchen muss sterben

Titel: Schneewittchen muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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an den Küchentisch. Sein Haar war noch feucht, und er duftete nach Rasierwasser.
    »Meinst du, du schaffst es heute Abend?«, fragte er und goss sich einen Kaffee ein. »Annika würde sich freuen.«
    »Wenn nichts dazwischenkommt, dürfte es kein Problem sein.« Pia gab der Versuchung nach und machte sich einen zweiten Toast. »Ich muss um neun bei Gericht eine Aussage machen, aber sonst haben wir nichts Dringendes.«
    Christoph grinste belustigt über Nutella und Salzbutter und biss in sein vernünftig-gesundes Schwarzbrot mit Hüttenkäse. Noch immer verursachte sein Anblick ein warmes Kribbeln in ihrem Bauch. Es waren seine dunkelbraunen Toffifee-Augen, die sie bei ihrer allerersten Begegnung sofort in ihren Bann gezogen hatten und die bis heute nichts von ihrer Anziehungskraft verloren hatten. Christoph Sander war ein beeindruckender Mann, der seine Stärke nicht hervorkehren musste. Zwar besaß er nicht das kompromisslos gute Aussehen von Pias Chef, aber seine Gesichtszüge hatten etwas Bemerkenswertes, das Menschen dazu brachte, ein zweites Mal hinzuschauen. Es war vor allen Dingen sein Lächeln, das in seinen Augen anfing und dann über sein ganzes Gesicht wanderte, das in Pia jedes Mal das kaum zu unterdrückende Bedürfnis auslöste, sich in seine Arme zu werfen.
    Christoph und sie hatten sich vor zwei Jahren kennengelernt, als die Ermittlungen in einem Mordfall Pia in den Kronberger Opelzoo geführt hatten. Christoph, der Zoodirektor, hatte ihr auf Anhieb gefallen – der erste Mann, für den sie seit ihrer Trennung von Henning überhaupt Augen hatte. Die Sympathie war gegenseitig gewesen. Dummerweise hatte Oliver von Bodenstein Christoph zunächst eine ganze Weile für höchst verdächtig gehalten. Nachdem der Fall gelöst und Christoph von jedem Verdacht reingewaschen war, hatte sich ihre Beziehung ziemlich schnell entwickelt, aus leidenschaftlicher Verliebtheit war Liebe geworden, und nun waren sie seit gut zwei Jahren ein Paar. Zwar hatte jeder seine eigene Wohnung behalten, aber das würde sich in Kürze ändern, denn Christophs drei Töchter, die er nach dem plötzlichen Tod seiner Frau vor siebzehn Jahren allein großgezogen hatte, wurden flügge: Andrea, die Älteste, arbeitete seit dem Frühjahr in Hamburg, Antonia, die Jüngste, lebte mehr oder weniger bei ihrem Freund Lukas, und nun wollte Annika mit ihrem Kind zu dessen Erzeuger nach Australien ziehen. Heute Abend gab sie im Hause ihres Vaters ihre Abschiedsparty, morgen ging das Flugzeug nach Sydney. Pia wusste, dass Christoph darüber alles andere als glücklich war. Er misstraute dem jungen Mann, der Annika vor vier Jahren schwanger hatte sitzenlassen. Zu dessen Verteidigung war allerdings vorzubringen, dass Annika ihm seinerzeit die Schwangerschaft verschwiegen und stattdessen mit ihm Schluss gemacht hatte. Nun hatte sich alles eingerenkt, Jared Gordon war mittlerweile promovierter Meeresbiologe und arbeitete auf einer Forschungsstation auf einer Insel im Great Barrier Reef; er war also quasi ein Berufskollege von Christoph, der seiner Tochter und ihrem Freund schließlich, wenn auch widerstrebend, seinen Segen gegeben hatte.
    Da es für Pia nicht in Frage kam, den Birkenhof aufzugeben, hatte Christoph sein Haus in Bad Soden zum 1. Januar vermietet. Annikas Abschiedsparty heute Abend war auch Christophs Abschied von dem Haus, in dem er lange Jahre gelebt hatte. Die Kisten waren schon gepackt, die Möbelspedition für den nächsten Montag bestellt. Bis das Frankfurter Bauamt grünes Licht für den geplanten Um- und Ausbau von Pias kleinem Häuschen gab, sollten die größten Möbel vorübergehend eingelagert werden. Ja, Pia war ziemlich zufrieden mit der Entwicklung, die ihr Privatleben genommen hatte.
    Tobias hatte alle Rollläden hochgezogen und bei Tageslicht den jämmerlichen Zustand des Hausinneren begutachtet. Sein Vater war zum Einkaufen losgezogen, und er hatte begonnen, die Fenster zu putzen. Gerade als er mit dem Fenster im Esszimmer beschäftigt war, kehrte sein Vater zurück und ging mit gesenktem Kopf stumm an ihm vorbei in die Küche. Tobias stieg von der Trittleiter und folgte ihm.
    »Was ist passiert?« Sein Blick fiel auf den leeren Einkaufskorb.
    »Sie hat mich nicht bedient«, antwortete Hartmut Sartorius leise. »Ist nicht so schlimm. Ich fahre zum Supermarkt nach Bad Soden runter.«
    »Bis gestern hast du aber bei Richters eingekauft, oder nicht?«, wollte Tobias wissen. Sein Vater nickte leicht. Kurz entschlossen nahm

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