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Schneewittchen muss sterben

Schneewittchen muss sterben

Titel: Schneewittchen muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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gesorgt…«
    »Jetzt hören Sie aber auf!«, unterbrach Bodenstein den Mann. »Sie wollten einzig und allein Ihren Sohn Lars heraushalten! Ihnen ging es nur um Ihren guten Namen, der unweigerlich in die Presse geraten wäre, hätte man Lars mit den Mordfällen in Verbindung gebracht. Die jungen Leute und die Dörfler waren Ihnen vollkommen gleichgültig. Und wie egal Ihnen Familie Sartorius war, zeigt sich allein schon daran, dass Sie als Konkurrenz zum Goldenen Hahn das Schwarze Ross eröffnet und Sartorius' Koch als Pächter eingesetzt haben.«
    »Darüber hinaus haben Sie die Umstände eiskalt ausgenutzt«, übernahm Pia. »Albert Schneeberger wollte Ihnen niemals seine Firma verkaufen, aber Sie setzten ihn in dieser für ihn entsetzlichen Situation so massiv unter Druck, bis er es tat. Danach haben Sie entgegen der Vereinbarungen die Mitarbeiter entlassen und die Firma zerschlagen. Sie sind der Einzige, der von dem ganzen Unglück damals profitiert hat – in jeder Hinsicht!«
    Claudius Terlinden schob die Unterlippe vor und blickte Pia feindselig an.
    »Aber jetzt ist doch alles ganz anders gekommen, als Sie es für möglich gehalten haben.« Pia ließ sich nicht einschüchtern. »Die Menschen in Altenhain haben nicht auf weitere Anordnungen gewartet, sondern selbst gehandelt. Und dann tauchte auch noch Amelie auf und stellte auf eigene Faust Nachforschungen an, mit denen sie ungewollt das halbe Dorf unter Zugzwang setzte. Und Sie hatten längst nicht mehr genug Macht, um die Lawine aufzuhalten, die mit Tobias' Rückkehr losgetreten worden war.«
    Terlindens Miene verfinsterte sich. Pia verschränkte die Arme und erwiderte seinen erbosten Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. Sie hatte mit absoluter Präzision seinen wunden Punkt getroffen.
    »Wenn Amelie und Thies sterben«, sagte sie mit drohendem Unterton, »dann tragen Sie ganz allein die Verantwortung dafür!«
    »Wo können die beiden sein?«, ließ sich Bodenstein vernehmen. »Wo ist Frau Dr. Lauterbach?«
    »Ich weiß es nicht«, knirschte Claudius Terlinden zwischen zusammengebissenen Zähnen. »Ich weiß es verdammt noch mal wirklich nicht!«
    Die tiefhängenden, dunkelgrauen Wolken über dem Taunus versprachen Schnee. In den letzten vierundzwanzig Stunden waren die Temperaturen um beinahe zehn Grad gefallen. Diesmal würde der Schnee liegen bleiben. Pia fuhr in Königstein durch die Fußgängerzone, ohne sich um die verärgerten Blicke der wenigen Passanten zu kümmern. Sie parkte vor dem Juweliergeschäft, über dem sich die Praxis von Dr. Daniela Lauterbach befand. Dort hielt eine Arzthelferin mittleren Alters tapfer die Stellung, bediente geduldig das unablässig klingelnde Telefon und vertröstete ungehaltene Patienten, die für den Tag einen Termin vereinbart hatten.
    »Frau Dr. Lauterbach ist nicht da«, antwortete sie auf Bodensteins Frage. »Ich kann sie telefonisch nicht erreichen.«
    »Auf dem Kongress in München ist sie aber auch nicht.«
    »Nein, der war ja auch nur am Wochenende.« Die Frau hob hilflos die Hände, als das Telefon wieder klingelte. »Eigentlich wollte sie heute wieder da sein. Sie sehen ja, was hier los ist!«
    »Wir vermuten, dass sie sich abgesetzt hat«, sagte Bodenstein. »Sie ist wahrscheinlich für das Verschwinden von zwei Menschen verantwortlich und weiß, dass wir ihr auf der Spur sind.«
    Die Arzthelferin schüttelte mit großen Augen den Kopf.
    »Aber das kann nicht sein!«, widersprach sie. »Ich arbeite seit zwölf Jahren für die Frau Doktor. Sie würde niemals einem Menschen Schaden zufügen. Ich meine, ich … ich kenne sie doch.«
    »Wann haben Sie Frau Dr. Lauterbach das letzte Mal gesehen oder mit ihr gesprochen? Hat sie sich in den letzten Tagen irgendwie anders verhalten als sonst, oder war sie öfter weg?« Bodenstein warf einen Blick auf das Namensschildchen an der rechten Brusttasche des gestärkten weißen Kittels. »Frau Wiesmeier, bitte denken Sie nach! Ihre Chefin hat womöglich einen Fehler gemacht, obwohl sie es gut gemeint hat. Sie können ihr jetzt helfen, bevor etwas Schlimmeres geschieht.«
    Die persönliche Ansprache und der dringliche Unterton in Bodensteins Stimme zeigten Wirkung. Waltraud Wiesmeier dachte so scharf nach, dass sich ihre Stirn in Falten legte.
    »Ich habe mich gewundert, dass Frau Dr. Lauterbach letzte Woche alle Besichtigungstermine für die Villa von Frau Scheithauer abgesagt hat«, sagte sie nach einer Weile. »Sie hatte sich monatelang sehr bemüht, einen

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