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Schneewittchen muss sterben

Schneewittchen muss sterben

Titel: Schneewittchen muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Käufer für den alten Kasten zu finden, und endlich gab es einen Interessenten, der am Donnerstag aus Düsseldorf kommen wollte. Aber ich musste ihm und zwei Maklern telefonisch absagen. Das war seltsam.«
    »Was ist das für ein Haus?«
    »Eine alte Villa im Grünen Weg mit Blick auf das Woogtal. Frau Scheithauer war eine langjährige Patientin. Sie hatte keine Erben, und als sie im April gestorben ist, hat sie ihr Vermögen einer Stiftung hinterlassen und Frau Dr. Lauterbach die Villa.« Sie lächelte verlegen. »Ich glaube, andersherum wäre es der Chefin lieber gewesen.«
    »… erklärte ein Sprecher des Kultusministeriums auf einer Pressekonferenz heute Morgen den überraschenden Rücktritt von Kultusminister Gregor Lauterbach mit persönlichen Gründen …«,
klang die Stimme des Nachrichtensprechers aus dem Autoradio, als Pia vom Ölmühlweg in den Grünen Weg einbog. Langsam fuhr sie an den Neubauten vorbei und bog in eine Stichstraße ein, die vor einem großen, schmiedeeisernen Tor endete.
    »Aus der Staatskanzlei wurde bisher noch nicht offiziell Stellung genommen. Der Regierungssprecher …«
    »Das muss es sein!« Bodenstein öffnete den Sicherheitsgurt und stieg aus, kaum dass Pia angehalten hatte. Das Tor war mit einer Kette und einem nagelneu aussehenden Vorhängeschloss zusätzlich gesichert, von der Villa war nur das Dach zu sehen. Pia rüttelte an den Gitterstäben, wandte den Blick nach links und nach rechts. Die Mauer war zwei Meter hoch und mit eisernen Spitzen bewehrt.
    »Ich rufe einen Schlosser und Verstärkung.« Bodenstein zog sein Handy hervor. Sollte sich Daniela Lauterbach in der Villa aufhalten, war damit zu rechnen, dass sie sich nicht kampflos ergeben würde. Pia ging unterdessen an der Mauer des weitläufigen Anwesens entlang, stieß aber nur auf ein verschlossenes Törchen, das von dornigem Gestrüpp überwuchert war. Minuten später traf ein Schlosser ein; zwei Streifenwagen vom Königsteiner Revier hielten weiter oben in der Straße, die Beamten kamen zu Fuß näher.
    »Die Villa steht seit ein paar Jahren leer«, wusste einer der Beamten. »Die alte Frau Scheithauer lebte im Rosenhof in Kronberg. Sie war weit über neunzig, als sie im April gestorben ist.«
    »Und dann hat sie das ganze Anwesen ihrer Ärztin vermacht«, bemerkte Pia. »Wieso haben manche Leute nur so ein Glück?«
    Der Schlosser hatte seinen Job getan und wollte wieder gehen, aber Bodenstein bat ihn, noch einen Moment zu warten. Die ersten winzigen Schneeflocken rieselten herab, als sie die geschotterte Auffahrt hinabgingen. Die Burgruine gegenüber war in den Wolken verschwunden, es war, als hätte die ganze Welt ringsum aufgehört, zu existieren. Ein weiterer Streifenwagen überholte sie im Schritttempo und blieb vor dem Eingangsportal stehen. Auch die Haustür war verschlossen, der Schlosser machte sich ans Werk.
    »Hört ihr das?«, fragte Pia, die Augen und Ohren wie ein Luchs hatte. Bodenstein lauschte, aber er hörte nur das Rauschen des Windes in den hohen Tannen vor der Villa. Er schüttelte den Kopf. Die Tür ging auf, er trat in eine große, düstere Eingangshalle. Es roch unbewohnt und muffig.
    »Hier ist niemand«, stellte er enttäuscht fest. Pia ging an ihm vorbei und drückte auf den Lichtschalter. Es tat einen Knall, Funken sprühten aus dem Schalter, und die beiden Kollegen vom Königsteiner Revier griffen nach ihren Waffen. Bodensteins Herz klopfte bis zum Hals.
    »Nur ein Kurzschluss«, sagte Pia. »Entschuldigung.«
    Sie gingen weiter von Raum zu Raum. Die Möbel waren mit weißen Laken abgedeckt, die Schlagläden vor den hohen Fenstern geschlossen. Bodenstein durchquerte den großen Raum, der sich links an die Eingangshalle anschloss. Der Parkettfußboden knarrte unter seinen Schritten. Er zog die klammen, mottenzerfressenen Samtvorhänge zur Seite, aber es wurde kaum heller.
    »Da rauscht doch was«, sagte Pia von der Tür aus. »Seid doch mal leise!«
    Die Beamten verstummten. Und tatsächlich, jetzt hörte Bodenstein es auch. Unten im Keller rauschte Wasser. Er ging zurück, folgte Pia bis zu einer Tür unterhalb der geschwungenen Freitreppe.
    »Habt ihr zufällig eine Taschenlampe dabei?«, fragte sie und wollte die Tür öffnen, aber die bewegte sich nicht um einen Millimeter. Einer der Streifenpolizisten reichte Pia eine Stablampe.
    »Ist nicht abgeschlossen und geht trotzdem nicht auf.« Pia bückte sich und leuchtete auf den Boden. »Schaut mal hier! Da hat jemand Silikon in die

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