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Schneewittchen muss sterben

Schneewittchen muss sterben

Titel: Schneewittchen muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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jede Menge Zeit.«
    »Was hast du da?«, fragte er, als er den Brief in Pias Hand sah.
    »Eine Katastrophe«, erwiderte sie düster. »Das Bauamt hat geschrieben.«
    »Und?« Christoph bemühte sich, wach zu werden. »Das ist eine Abrissverfügung!«
    »Wie bitte?«
    »Die Vorbesitzer hatten das Haus ohne eine Genehmigung gebaut, stell dir das mal vor! Und jetzt haben wir mit unserer Anfrage schlafende Hunde geweckt. Genehmigt sind lediglich eine Gartenhütte und ein Pferdestall. Ich versteh das nicht.«
    Sie setzte sich auf die Bettkante und schüttelte den Kopf.
    »Ich bin seit ein paar Jahren hier gemeldet, die Müllabfuhr holt den Müll ab, ich bezahle Wasser und Kanalgebühren. Was dachten die sich denn? Dass ich in einer Gartenhütte hause?«
    »Zeig mal.« Christoph kratzte sich am Kopf und las den amtlichen Brief.
    »Dagegen legen wir Einspruch ein. Das kann doch nicht sein. Der Nachbar baut eine riesige Halle, und du darfst nicht mal ein Häuschen umbauen!«
    Das Handy auf dem Nachttisch klingelte. Pia, die heute Bereitschaftsdienst hatte, ging ohne große Begeisterung dran. Sie hörte eine Minute schweigend zu.
    »Ich komme hin«, sagte sie dann, drückte das Gespräch weg und warf das Handy aufs Bett. »Verdammt.«
    »Du musst weg?«
    »Ja, leider. Bei den Kollegen in Niederhöchstadt hat sich ein Junge gemeldet, der gestern Abend auf dem Bahnsteig gesehen haben will, wie ein Mann die Frau über das Geländer gestoßen hat.«
    Christoph legte ihr einen Arm um die Schulter und zog sie an sich. Pia stieß einen tiefen Seufzer aus. Er küsste erst ihre Wange, dann ihren Mund. Hätte dieser Junge mit seinem Mitteilungsbedürfnis nicht bis heute Nachmittag warten können? Pia hatte überhaupt keine Lust, jetzt zu arbeiten. Eigentlich hätte ohnehin Behnke an diesem Wochenende turnusmäßig Bereitschaft gehabt. Aber der war ja
krank.
Und Hasse war auch
krank.
Zum Teufel mit den blöden Kerlen! Pia ließ sich nach hinten sinken und schmiegte sich an Christophs schlafwarmen Körper. Seine Hand glitt unter das Badehandtuch, streichelte ihren Bauch.
    »Jetzt mach dir mal keine Sorgen wegen diesem Wisch«, flüsterte er und küsste sie wieder. »Dafür finden wir schon eine Lösung. So schnell wird nicht abgerissen.«
    »Immer und überall gibt es nur Probleme«, murmelte Pia und entschied, dass der Junge auch noch eine Stunde länger auf dem Revier in Niederhöchstadt warten konnte.
    Bodenstein saß in seinem Auto gegenüber des Bad Sodener Krankenhauses und wartete auf seine Kollegin. Daniela Lauterbach hatte ihm die Adresse von Rita Cramers Exmann in Altenhain gegeben, aber bevor er dem Mann die schlimme Nachricht überbrachte, hatte er sich im Krankenhaus erst noch einmal nach Rita Cramers Befinden erkundigt. Sie hatte die erste Nacht überlebt; nach einer Operation lag sie im künstlichen Koma auf der Intensivstation. Es war halb zwölf, als Pia neben ihm anhielt, ausstieg und um die Pfützen herum zu seinem Auto stiefelte.
    »Der Junge konnte eine ziemlich genaue Beschreibung des Mannes geben.« Sie ließ sich auf den Beifahrersitz fallen und gurtete sich an. »Sollte es Kai jetzt noch gelingen, ein einigermaßen gescheites Foto aus dem Überwachungsvideo herauszuschneiden, hätten wir ein Fahndungsbild für die Presse.«
    »Sehr gut.« Bodenstein startete den Motor. Er hatte Pia gebeten, mit ihm zu Rita Cramers Exmann zu fahren. Während der kurzen Fahrt nach Altenhain berichtete er ihr von seinem Gespräch mit Dr. Daniela Lauterbach. Pia hatte Mühe, sich zu konzentrieren. Viel mehr beschäftigte sie das Schreiben vom Bauamt. Abrissverfügung! Sie hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit! Was, wenn die Stadt Ernst machen und sie zwingen würde, das Haus abzureißen? Wo sollten Christoph und sie dann wohnen?
    »Hörst du mir eigentlich zu?«, fragte Bodenstein.
    »Klar«, erwiderte Pia. »Sartorius. Nachbarin. Altenhain. Tut mir leid. Es war vier Uhr, als wir nach Hause gekommen sind.«
    Sie gähnte und schloss die Augen. Sie war todmüde. Leider besaß sie nicht Bodensteins eiserne Selbstbeherrschung. Der ließ sich auch nach durchwachten Nächten und anstrengenden Ermittlungen nie gehen. Hatte sie ihn überhaupt schon einmal gähnen sehen?
    »Der Fall hat vor elf Jahren Schlagzeilen gemacht«, hörte sie ihren Chef sagen. »Tobias Sartorius wurde in einem reinen Indizienprozess wegen Mordes und Totschlags zur Höchststrafe verurteilt.«
    »Ach ja«, murmelte sie. »Ich erinnere mich dunkel. Doppelmord

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