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Schneewittchen-Party

Schneewittchen-Party

Titel: Schneewittchen-Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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gezogen?«
    Spence schüttelte den Kopf.
    »Das ist natürlich schon öfter passiert«, sagte Poirot. »Einer alten Dame wird gesagt, sie soll vorsichtig sein, nicht zu schnell Treppen steigen, nicht zu intensiv im Garten arbeiten und so weiter. Aber wenn sie eine energische Frau ist, die ihr ganzes Leben lang begeistert im Garten gearbeitet und überhaupt immer getan hat, was sie wollte, dann zollt sie diesen ärztlichen Empfehlungen nicht immer den nötigen Respekt.«
    »Sehr richtig. Mrs Levin-Smith hat aus dem Steinbruch wirklich etwas Wunderbares gemacht – das heißt, eigentlich hat das der Gartenarchitekt getan. Drei oder vier Jahre haben beide daran gearbeitet. Man muss es gesehen haben, um es zu glauben.«
    »Hier haben wir also einen natürlichen Tod«, sagte Poirot, »der auch vom Arzt als solcher bescheinigt worden ist. Ist das derselbe Arzt, der auch jetzt hier am Ort ist? Und den ich bald kennen lernen werde?«
    »Dr. Ferguson – ja. Er ist etwa sechzig, ein guter Arzt und sehr beliebt hier.«
    »Aber Sie meinen trotzdem, dass ihr Tod ein Mord gewesen sein kann? Noch aus anderen Gründen als die, die Sie mir eben aufgezählt haben?«
    »Das Mädchen, zum Beispiel«, sagte Elspeth.
    »Warum?«
    »Na ja, sie muss das Testament gefälscht haben. Wenn sie’s nicht war, wer soll es dann getan haben?«
    »Sie haben mir noch mehr zu erzählen«, sagte Poirot. »Was hat es mit diesem gefälschten Testament auf sich?«
    »Bei der Testamentseröffnung gab es Schwierigkeiten.«
    »War es ein neues Testament?«
    »Es war ein Kodizill, ein Zusatz.«
    »Sie hatte schon vorher verschiedene Testamente gemacht«, erklärte Spence. »Alle mehr oder weniger gleich. Legate für Wohltätigkeitsverbände, alte Dienstboten, aber der Hauptteil des Vermögens ging immer an ihren Neffen und seine Frau, die ihre nächsten Verwandten waren.«
    »Und dieses Kodizill?«
    »In dem hat sie alles dem Mädchen vermacht«, sagte Elspeth. »Als Dank für hingebungsvolle Pflege – oder so ähnlich.«
    »Erzählen Sie mir doch mehr über das Mädchen.«
    »Sie stammte aus irgendeinem mitteleuropäischen Land mit einem langen Namen.«
    »Wie lange war sie bei der alten Dame?«
    »Ein gutes Jahr.«
    »Sie sprechen immer von der alten Dame. Wie alt war sie denn?«
    »Mitte sechzig. Fünfundsechzig oder Sechsundsechzig vielleicht.«
    »Das ist nicht sehr alt«, sagte Poirot mit tiefer Überzeugung.
    »Nach dem, was man so gehört hat, hat sie mehrere Testamente gemacht«, sagte Elspeth. »Und wie Bert gesagt hat, stand in allen ziemlich dasselbe. Aber der Hauptanteil ging immer an ihren Neffen und seine Frau. Den Bungalow, den sie gebaut hatte, hat sie dem Gartenarchitekten hinterlassen. Er darf dort wohnen, solange er will, und er bekommt eine Art Gehalt, dafür muss er den Garten in Ordnung halten, der jetzt eine Art öffentlicher Park ist.«
    »Ich nehme an, daraufhin hat die Familie behauptet, dass sie geistesgestört war und unter unerlaubtem Einfluss stand?«
    »Wahrscheinlich wäre es dazu gekommen«, sagte Spence. »Aber die Rechtsanwälte kamen der Fälschung sofort auf die Spur. Offensichtlich war es keine sehr gute Fälschung. Sie fiel ihnen sofort auf.«
    »Und dann stellte sich einiges heraus, aus dem hervorging, dass die Fälschung ohne Weiteres von dem Mädchen stammen konnte«, sagte Elspeth. »Sie pflegte nämlich eine Menge Briefe für Mrs Levin-Smith zu schreiben, und es scheint, dass Mrs Levin-Smith etwas gegen getippte Privatbriefe hatte. Wenn es nicht um einen geschäftlichen Brief ging, sagte sie immer: ›Schreiben Sie ihn mit der Hand und machen Sie Ihre Schrift meiner so ähnlich wie möglich und unterschreiben Sie mit meinem Namen.‹ Mrs Minden, die Putzfrau, hat mal gehört, wie sie das gesagt hat, und ich nehme an, das Mädchen hat sich dran gewöhnt, die Handschrift ihrer Arbeitgeberin zu kopieren, und dann ist sie plötzlich darauf gekommen, dass sie doch auch das Testament fälschen könnte und sicher nicht erwischt werden würde. Und so ist es wohl gekommen. Aber, wie ich schon gesagt habe, die Rechtsanwälte hatten einen zu scharfen Blick und merkten es sofort.«
    »Mrs Levin-Smith’ Rechtsanwälte?«
    »Ja. Fullerton, Harrison und Leadbetter. Eine sehr angesehene Anwaltsfirma in Medchester. Sie ließ immer alle Rechtssachen dort erledigen. Auf jeden Fall wurden Fachleute geholt, das Mädchen wurde ausgefragt und bekam es mit der Angst zu tun. Sie machte sich eines Tages ganz plötzlich aus dem Staub und

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