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Schneewittchen-Party

Schneewittchen-Party

Titel: Schneewittchen-Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ließ von ihren Sachen die Hälfte zurück. Man war bereits dabei, einen Prozess gegen sie einzuleiten, aber das hat sie nicht abgewartet. Sie ist einfach abgehauen. Wahrscheinlich ist sie in ihr Heimatland zurückgegangen, oder sie hat einen andern Namen angenommen oder ist bei Freunden untergetaucht.«
    »Aber trotzdem waren alle der Ansicht, dass Mrs Levin-Smith eines natürlichen Todes gestorben war?«, fragte Poirot.
    »Ja, ich glaube nicht, dass da je Zweifel herrschten. Ich sage nur, es ist immerhin möglich, weil schon öfter Sachen vorgekommen sind, bei denen der Arzt keinerlei Verdacht hegte. Man kann sich doch vorstellen, dass Joyce etwas gehört hat oder gesehen hat, wie das Mädchen der alten Dame Medizin gab, und dann gehört hat, wie Mrs Levin-Smith sagte: ›Die Medizin schmeckt anders als die, die ich sonst hatte‹, oder: ›Das schmeckt aber bitter‹, oder: ›Das schmeckt komisch.‹«
    »Man könnte direkt denken, du seist selbst dabei gewesen und hättest gelauscht, Elspeth«, sagte Superintendent Spence. »Das ist ja nur deine Fantasie.«
    »Wann ist sie gestorben?«, fragte Poirot. »Am Morgen, am Abend, im Hause, draußen, bei sich zuhause oder bei andern Leuten?«
    »Zuhause. Eines Tages kam sie ziemlich schwer atmend vom Garten. Sie sagte, sie sei müde und legte sich auf ihr Bett. Und, um es kurz zu sagen, sie wachte nicht mehr auf. Was alles anscheinend völlig natürlich ist – medizinisch gesprochen.«
    Poirot zog ein kleines Notizbuch aus der Tasche. Am Kopf der ersten Seite stand bereits ›Opfer‹. Darunter schrieb er: ›Nr. 1 möglich, Mrs Levin-Smith.‹ Auf den nächsten Seiten notierte er die andern Namen, die Spence ihm gegeben hatte. Dann sagte er fragend:
    »Charlotte Benfield?«
    Spence antwortete prompt: »Sechzehnjähriges Lehrmädchen. Mehrere Kopfverletzungen. Wurde auf einem Fußweg in der Nähe des Waldes am Steinbruch gefunden. Zwei junge Männer wurden verdächtigt, beide waren von Zeit zu Zeit mit ihr ausgegangen. Keine Beweise.«
    »Sie unterstützten die Polizei bei ihren Untersuchungen?«, fragte Poirot.
    »Ja, so heißt es üblicherweise. Unterstützt haben sie allerdings nicht viel. Sie hatten Angst. Logen und verwickelten sich in Widersprüche. Als wahrscheinliche Mörder waren sie nicht sehr überzeugend. Aber beide konnten es gewesen sein.«
    »Wer waren sie?«
    »Peter Gordon, einundzwanzig. Arbeitslos. Hatte ein-, zweimal Arbeit gehabt, blieb aber nie dabei. Faul. Gut aussehend. Hatte einmal oder zweimal Bewährung wegen kleiner Diebstähle bekommen. Keine Vorstrafen wegen Gewalttaten. Er hatte zwar mit ein paar jungen Kriminellen Umgang, hielt sich aber immer aus ernsthaften Sachen raus.«
    »Und der andere?«
    »Thomas Hudd. Zwanzig. Stotterte. Schüchtern. Neurotisch. Wollte Lehrer werden, aber schaffte das Examen nicht. Mutter verwitwet. Der Affenliebe-Typ. Sah Freundinnen nicht gern und hatte nichts dagegen, dass er an ihrem Schürzenzipfel klebte. Arbeitete in einem Papiergeschäft. Straftaten sind nicht bekannt, aber wahrscheinlich ist er ein psychologischer Fall. Das Mädchen hat ziemlich mit ihm rumgespielt. Als mögliches Motiv kam Eifersucht infrage, aber es gab keinerlei Beweise, um die Sache vor den Staatsanwalt zu bringen. Beide hatten Alibis, Hudd hatte seins von seiner Mutter. Sie hätte zwar auf jeden Fall Stein und Bein geschworen, dass er den ganzen Abend zuhause war, aber anderseits kann auch niemand sagen, dass er nicht zuhause war oder dass er irgendwo anders oder in der Nähe der Mordstelle gesehen wurde. Gordons Alibi kam von einem seiner weniger vertrauenswürdigen Freunde. Nicht viel wert, aber brechen konnte man es auch nicht.«
    »Das alles passierte wann?«
    »Vor anderthalb Jahren.«
    »Und wo?«
    »Nicht weit von Woodleigh Common auf einem Feldweg.«
    »Einen Kilometer entfernt«, sagte Elspeth.
    »In der Nähe von Joyce’ Haus – von Reynoldsens Haus?«
    »Nein, auf der andern Seite vom Dorf.«
    »Es ist unwahrscheinlich, dass das der Mord war, von dem Joyce erzählt hat«, sagte Poirot nachdenklich. »Wenn man sieht, wie ein Mädchen von einem jungen Mann eins über den Kopf bekommt, denkt man doch wahrscheinlich sofort an Mord. Dann wartet man nicht ein Jahr, bis man plötzlich auf den Gedanken kommt.«
    Poirot las den nächsten Namen.
    »Lesley Ferrier.«
    Wieder ergriff Spence das Wort. »Angestellter in einem Anwaltsbüro, achtundzwanzig, arbeitete bei Fullerton, Harrison und Leadbetter, Medchester, Market

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