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Schneewittchen-Party

Schneewittchen-Party

Titel: Schneewittchen-Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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für möglich gehalten hatte, ein Fall, der von vornherein völlig klar zu sein schien. Es war offensichtlich um einen psychopathischen Mörder gegangen, einen Mann, der überhaupt nicht versuchte, sich zu verteidigen, einen Mann, von dem man denken konnte, er wolle gehenkt werden.
    Spence hatte die Untersuchungen geleitet, ein ruhiger, zäher Mann, der von Anfang an darauf bestand, dass sie den Falschen erwischt hatten. Und sie hatten den Falschen erwischt, und der Mann, der den Beweis dafür schließlich fand, war irgend so ein ausländischer Amateur gewesen. Ein pensionierter Beamter der belgischen Polizei. Schon damals nicht mehr jung. Und jetzt – wahrscheinlich senil, dachte Mr Fullerton, aber wie dem auch sei, er würde sich klug verhalten. Auskunft wollte man von ihm haben – die zu geben kein Fehler sein konnte, denn er glaubte nicht, dass er im Besitz von Informationen war, die in diesem besonderen Fall von Nutzen sein konnten. Ein Fall von Kindesmord.
    Mr Fullerton räusperte sich asthmatisch und ergriff das Wort.
    »Monsieur Hercule Poirot«, sagte er noch einmal. »Was kann ich für Sie tun? Ich nehme an, es handelt sich um dies kleine Mädchen, Joyce Reynolds. Ekelhafte Sache, sehr ekelhaft. Eigentlich weiß ich nicht recht, wie ich Ihnen helfen soll. Ich weiß sehr wenig darüber.«
    »Aber Sie sind doch, glaube ich, der Rechtsbeistand der Familie Drake?«
    »O ja, ja. Hugo Drake. Armer Kerl. Sehr netter Mann. Sehr traurige Sache, Kinderlähmung – er hat sich im Urlaub angesteckt, irgendwo im Ausland. Geistig blieb er natürlich völlig gesund. Sehr traurig, wenn einem Mann so etwas passiert, der sein Leben lang ein Sportler war. Ja. Traurig, wenn man weiß, dass man ein Krüppel bleiben muss.«
    »Soweit ich weiß, lagen auch die Rechtsangelegenheiten von Mrs Levin-Smith in Ihren Händen?«
    »Die Tante, ja. Eine wirklich bemerkenswerte Frau. Sie wurde krank und zog hierher, um in der Nähe ihres Neffen und seiner Frau zu sein. Kaufte diesen alten Kasten von Haus, zahlte natürlich viel mehr dafür, als er wert war, aber Geld spielte keine Rolle bei ihr. Sie war sehr vermögend. Sie hätte ein netteres Haus finden können, aber der Steinbruch faszinierte sie. Holte sich einen Gartenarchitekten, einen in seinem Beruf sehr bekannten Mann, glaube ich. Für ihn kam eine Menge heraus bei dieser Arbeit. Wurde berühmt dabei, veröffentlichte Bilder in Heim und Garten und so weiter. Ja. Mrs Levin-Smith hatte eine gute Nase für Leute. Es ging ja nicht nur darum, einen hübschen jungen Mann als Protegé zu haben. Manche ältere Frauen sind ja so verrückt. Aber dieser Mann hatte Verstand und war führend in seinem Beruf. Aber ich komme ein bisschen ab von der Sache. Mrs Levin-Smith ist vor fast zwei Jahren gestorben.«
    »Ganz plötzlich.«
    Fullerton sah Poirot scharf an.
    »Ach nein, das würde ich nicht sagen. Sie war herzkrank, und die Ärzte versuchten, sie vor Überanstrengungen zu bewahren, aber sie war eine Frau, der man keine Vorschriften machen konnte. Hypochondrie lag ihr nicht.« Er hustete und sagte: »Aber ich glaube, wir entfernen uns immer mehr von dem, worüber wir sprechen wollten.«
    »Im Grunde nicht,« sagte Poirot, »obgleich ich Sie gern etwas fragen möchte, was etwas ganz anderes betrifft. Ich hätte nämlich gern Auskunft über einen Ihrer Angestellten, er heißt Lesley Ferrier.«
    Mr Fullerton sah etwas erstaunt aus. »Lesley Ferrier?«, fragte er. »Lesley Ferrier. Warten Sie mal. Wirklich, ich hatte seinen Namen schon fast vergessen. Ja, ja, natürlich. Wurde erstochen, nicht wahr?«
    »Ja, das ist der Mann.«
    »Nun, ich glaube nicht, dass ich Ihnen da viel erzählen kann. Das ist vor einiger Zeit passiert. Er wurde eines Abends in der Nähe des ›Grünen Schwanen‹ erstochen. Nie jemand verhaftet worden. Ich nehme an, dass die Polizei wusste, wer der Täter war, aber keine Beweise hatte.«
    »Das Motiv war emotionell?«, fragte Poirot.
    »O ja, das glaube ich ganz gewiss. Eifersucht. Er hatte was mit einer verheirateten Frau gehabt. Ihr Mann hatte eine Kneipe, den ›Grünen Schwan‹ in Woodleigh Common. Einfaches Lokal. Dann scheint Lesley mit einem andern Mädchen etwas angefangen zu haben – oder mit mehreren, wie es hieß. Er hatte es sehr mit den Frauen. Hatte schon ein-, zweimal Ärger deshalb gehabt.«
    »Sie waren mit ihm als Ihrem Angestellten zufrieden?«
    »Ich würde eher sagen, nicht unzufrieden. Er hatte seine guten Seiten. Wenn er nur ein bisschen an seine

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