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Schneewittchen-Party

Schneewittchen-Party

Titel: Schneewittchen-Party Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Herr, Mr Drake. Körperbehindert, wissen Sie. Er hatte diese Kinderlähmung, so heißt das ja wohl, dabei kriegen das gar nicht immer nur Kinder. Auch Erwachsene. Männer und Frauen.«
    »Er ist aber bei einem Unfall ums Leben gekommen, nicht wahr?«
    »Stimmt. Ging gerade über die Straße, es war in der Dämmerung. Eins von diesen Autos kommt angerast mit zwei von diesen vollbärtigen Halbstarken. So wird jedenfalls gesagt. Haben nicht mal angehalten. Sind weitergefahren. Haben sich überhaupt nicht drum gekümmert. Ließen das Auto irgendwo auf einem Parkplatz stehen. War gar nicht ihr Auto. Sie hatten es gestohlen, von einem andern Parkplatz. Ja, furchtbar, diese vielen Unfälle heutzutage. Und die Polizei kann oft gar nichts tun. Seine Frau hing sehr an ihm. War sehr schwer getroffen. Sie kommt fast jede Woche her und tut Blumen in die Urne. Ja, sie waren ein sehr liebevolles Ehepaar. Wenn Sie mich fragen, sie wird nicht mehr lange hier bleiben.«
    »Wirklich? Aber sie hat doch ein sehr schönes Haus hier.«
    »Ja, o ja. Und sie tut viel im Ort. All so Sachen – Damenklubs und Tees und verschiedene Gesellschaften und so weiter. Zieht alles Mögliche auf, für manche Leute ein bisschen zu viel. Herrschsüchtig, wissen Sie. Herrschsüchtig und mischt sich ein, sagen manche Leute. Aber der Pfarrer verlässt sich auf sie. Sie nimmt alles in die Hand. Den Frauenkreis und Freizeiten und Ausflüge. Ach ja. Ich denke schon oft, obwohl ich das meiner Frau nicht sagen würde, dass all diese guten Werke, die die Damen tun, einem die Damen selbst nicht lieber machen. Wissen immer alles besser. Sagen einem immerzu, was man tun soll und was nicht. Keine Freiheit. Heutzutage ist nirgends mehr viel Freiheit.«
    »Und Sie glauben trotzdem, dass Mrs Drake wegziehen will?«
    »Ich würde mich nicht wundern, wenn sie’s täte und ins Ausland ginge. Sie waren gern im Ausland, fuhren im Urlaub immer hin.«
    »Warum will sie denn Ihrer Meinung nach hier wegziehen?«
    Der alte Mann lächelte plötzlich spitzbübisch.
    »Na, ich würde sagen, hier hat sie getan, was sie tun konnte. Wenn man es biblisch ausdrücken will: Sie braucht einen neuen Weinberg. Sie muss neue gute Werke tun. Hier in der Gegend sind keine guten Werke mehr übrig. Sie hat sie alle getan, und wie manche denken, sogar mehr als nötig. Ja.«
    »Sie braucht ein neues Betätigungsfeld?«, sagte Poirot.
    »Genau das. Jetzt kann sie woandershin gehen und dort den Laden in Schwung bringen und andere Leute rumkommandieren. Hier hat sie uns da, wo sie uns haben will, und sie kann nun eigentlich nichts mehr tun.«
    »Das ist natürlich möglich«, sagte Poirot.
    »Sie hat ja nicht mal mehr ihren Mann zu versorgen. Sie hat ihn eine ganze Reihe von Jahren gepflegt. War eine Art Lebensinhalt für sie. Damit und mit ihren vielen andern Tätigkeiten war sie die ganze Zeit beschäftigt. Sie ist ein Mensch, der am liebsten immerzu beschäftigt ist. Und Kinder hat sie nicht, leider. Und deshalb glaube ich, dass sie irgendwo anders wieder von vorn anfangen will.«
    »Da mögen Sie Recht haben. Wo wird sie denn wohl hinziehen?«
    »Das kann ich nicht sagen. Vielleicht an die Riviera – oder viele gehen ja auch nach Spanien oder Portugal. Oder die griechischen Inseln – ich hab gehört, wie sie von Griechenland gesprochen hat. Mrs Butler ist mit einer von diesen Reisegesellschaften in Griechenland gewesen.«
    »Die griechischen Inseln«, murmelte Poirot. Dann fragte er: »Mögen Sie sie?«
    »Mrs Drake? Ich würde nicht gerade sagen, dass ich sie mag. Sie ist ein guter Mensch. Tut ihre Pflicht ihren Nachbarn gegenüber – aber sie braucht immer eine Menge Nachbarn, damit sie ihre Pflicht tun kann –, und wenn Sie mich fragen, niemand mag Leute, die immerzu ihre Pflicht tun. Erzählt mir, wie ich meine Rosen beschneiden soll, was ich sehr gut allein weiß. Immerzu hinter mir her, ich soll irgend so eine neue Art von Gemüse anbauen. Kohl ist gut genug für mich, und ich bleibe bei Kohl.«
    Poirot lächelte. Er sagte: »Ich muss gehen. Können Sie mir sagen, wo Nicholas Ransom und Desmond Holland wohnen?«
    »An der Kirche vorbei, drittes Haus auf der linken Seite. Sie wohnen bei Mrs Brand in Untermiete, fahren jeden Tag nach Medchester ins Technikum. Sie werden jetzt wohl zuhause sein.«
    Er warf Poirot einen interessierten Blick zu.
    »Daran denken Sie also. Es gibt welche, die genauso denken.«
    »Nein, ich denke noch an gar nichts. Aber sie waren dabei – das ist alles.«
    Als

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