Schneewittchen-Party
er sich verabschiedet hatte und weiterging, dachte er bei sich: Sie waren dabei – ich bin fast am Ende meiner Liste.
15
Z wei Paar Augen waren etwas ängstlich auf Poirot gerichtet.
»Ich weiß nicht, was wir Ihnen noch sagen können. Wir sind beide von der Polizei vernommen worden, Mr Poirot.«
Poirot sah von einem Jungen zum andern. Sie selbst hätten sich nicht als Jungen bezeichnet; sie waren angestrengt darauf bedacht, sich wie Erwachsene zu benehmen. So sehr, dass man ihre Unterhaltung, wenn man die Augen schloss, für die zweier ehrwürdiger Clubmitglieder hätte halten können. Nicholas war achtzehn, Desmond sechzehn Jahre alt.
»Ich ziehe meine Erkundigungen einer Freundin zu Gefallen ein, und zwar bei denen, die nicht nur bei dem Kinderfest selbst, sondern auch bei den Vorbereitungen dabei waren. Sie waren doch beide dort?«
»Ja.«
»Bis jetzt«, sagte Poirot, »habe ich Putzfrauen interviewt, die Meinung der Polizei gehört, mich mit einem Arzt unterhalten – dem Arzt, der die Leiche als Erster untersucht hat –, einer Lehrerin, die dabei war, Fragen gestellt, mit der Schulleiterin gesprochen und trauernden Hinterbliebenen und sehr viel Dorfklatsch gehört. Übrigens, wenn ich recht verstanden habe, haben Sie auch eine Dorfhexe?«
Die beiden jungen Männer lachten.
»Sie meinen Mutter Goodbody. Ja, sie war auch bei dem Kinderfest und hat die Hexe gespielt.«
»Und jetzt«, sagte Poirot, »bin ich zu der jüngsten Generation gekommen, die schärfer sieht und schärfer hört. Ich bin gespannt – sehr gespannt – darauf, Ihre Meinung von der ganzen Angelegenheit zu hören.«
Achtzehn und sechzehn, dachte er bei sich, während er die beiden Jungen betrachtete. Jugendliche für die Polizei, Jungen für ihn. Beide, vermutete er, durchaus nicht dumm, auch wenn ihr IQ nicht ganz so hoch war, wie er gerade angedeutet hatte – in dem Bemühen, ihnen zu schmeicheln und damit die Unterhaltung in Gang zu bringen. Sie waren bei dem Kinderfest gewesen. Sie waren auch vorher da gewesen und hatten Mrs Drake geholfen, und sie waren zufällig auch noch im richtigen Alter, um für Inspektor Raglan und anscheinend auch für den alten Gärtner an der Spitze der Verdächtigen zu stehen.
Nicholas, der Achtzehnjährige, sah gut aus. Er trug Koteletten, sein Haar war im Nacken ziemlich lang, und er ging recht düster ganz in Schwarz gekleidet. Nicht aus Rücksicht auf die erst so wenige Tage alte Tragödie, sondern weil es offensichtlich sein persönlicher Geschmack war. Der jüngere trug eine rosa Samtjacke, violette Hosen und ein Rüschenhemd. Sie gaben beide anscheinend viel Geld für Kleidung aus, die ganz gewiss nicht am Ort gekauft war und nicht von ihren Eltern oder Vormündern bezahlt wurde.
Desmonds rotes Haar stand in aufgeplusterter Fülle um seinen Kopf.
»Soweit ich weiß, waren Sie am Vormittag oder Nachmittag des Festtages bei den Vorbereitungen dabei?«
»Am frühen Nachmittag«, korrigierte Nicholas.
»Bei welcher Art von Vorbereitungen haben Sie geholfen? Ich habe von mehreren Leuten über die Vorbereitungen gehört, bin mir aber nicht ganz klar darüber. Sie stimmen nicht alle überein.«
»Erst einmal bei der Beleuchtung.«
»Und dann sind wir auf Leitern herumgeklettert mit den Sachen, die erhöht angebracht werden mussten.«
»Wenn ich recht verstanden habe, hatten Sie auch sehr gutes fotografisches Material zu bieten.«
Desmond griff sofort in die Tasche, zog seine Brieftasche hervor, der er stolz eine Reihe von Fotografien entnahm.
»Die sind alle vorher gemacht worden«, sagte er. »Ehemänner für die Mädchen«, erklärte er. »Sind doch alle gleich, diese Bienen. Wollen alle den letzten Schrei. Keine schlechte Sammlung, was?«
Er reichte Poirot ein paar Fotos, ziemlich verschwommene Farbaufnahmen eines jungen Mannes mit rotem Bart, eines anderen mit einem Strahlenkranz von Haar und eines dritten, dessen Haare fast bis zu den Knien reichten. Außerdem waren noch verschiedene Backenbärte und andere Gesichtsverzierungen zu sehen.
»Wir haben jedes anders hingekriegt. Nicht schlecht, was?«
»Sie hatten wahrscheinlich Modelle?«
»Oh, das sind alles wir selbst. Nur zurechtgemacht, wissen Sie. Nick und ich haben die Aufnahmen gemacht. Ein paar Mal hat Nick mich aufgenommen und ein paar Mal ich ihn. Wir haben nur das, was man vielleicht das ›Haar-Motiv‹ nennen kann, variiert.«
»Sehr gekonnt«, sagte Poirot.
»Wir haben sie ein bisschen verwackelt, damit sie mehr
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