Schnell und schmerzhaft
über den Haufen
gefahren hat, als er gerade nicht hinsah.«
»Das war nicht sehr komisch,
Boyd«, erklärte Waring scharf.
»Sollte es auch nicht sein.
Aber sie wollte es ja wissen.«
»Bitte — bitte entschuldigt mich.«
Beth Shaw stand unsicher auf und ging steifbeinig zur Tür.
»Du Schwein!« Alison funkelte
mich an, dann stand auch sie auf. »Ich will mal nach ihr sehen. Vielleicht
hilft ihr ein Drink oder so.«
Sie rannte hinter Beth Shaw
her, und ein Riesenengel ging durchs Zimmer.
»Jetzt weiß ich, was dich an
Boyd so gereizt hat, Erica«, stellte schließlich Waring fest. »Sein natürlicher
Charme und seine Höflichkeit.«
»Beth braucht sich nicht so
anzustellen«, mischte sich Tizack ein. »Was ist denn passiert? Wissen wir, ob
Danny nicht tatsächlich ins Schwarze getroffen hat? Vielleicht hat sie ihren
Mann wirklich eines dunklen Abends über den Haufen gefahren. Daß sie ihn gehaßt
hat, ist ja sattsam bekannt.«
»Können wir nicht über was
anderes reden?« fragte Erica nervös.
»Luke Pollard hat mir von eurem
feudalen Freudenhaus erzählt«, sagte ich beiläufig. »Gehört das vielleicht auch
zu Ihren Immobilien, Tyler?«
»Ich weiß, daß Erica Sie
heiraten will«, quetschte er hervor. »Und ich bin ein Gast in ihrem Hause. Aber
wenn Sie so weitermachen, Boyd, brauchen Sie sich nicht zu wundern, wenn mir
die Hand ausrutscht.«
»Ich habe eine reichhaltige
Trickkiste. Fragen Sie Dane!«
»Darauf trinke ich!« Tizack hob
sein Weinglas und schmatzte kennerisch. »Tatsache ist, mein Junge, daß das Freudenhaus
Tyler nicht mehr gehört. Er hat es vor etwa einem halben Jahr an mich
verkauft.«
»Für eine erstklassige
Kundschaft braucht man auch eine erstklassige Puffmutter.« Ich überlegte einen
Augenblick, dann entschied ich instinktiv: »Sandy Curzon?«
Tizack nickte mir anerkennend
zu. »Getroffen, Danny.«
»Ich will bloß wissen, woran
ich bin«, meinte ich. »Erica und Alison sind gut betucht, weil sie Daddys
Vermögen verbraten können. Beth ist eine reiche Witwe. Sandy betreibt das Puff.
Soweit die Damen. Marcus Lorimer ist Anwalt, Luke Pollard hat seine Finger in
den verschiedensten Geschäften, einschließlich Vieh und Öl, Tyler ist
Grundstücksmakler. Bleiben Sie, Dane.«
»Ich beschäftige mich mit
Menschen«, erklärte er.
»An- und Verkauf?« fragte ich
erstaunt.
»Gar nicht so falsch.« Er
lachte.
»Dane ist überbescheiden«,
mischte sich Waring ein. »Er ist Psychiater. Allerdings praktiziert er zur Zeit
nicht.«
»Sie lassen mich nicht mehr.
Ein unglückseliger Zwischenfall...« erklärte Tizack gedämpfter, als es sonst seine
Art war. »Ein junges Mädchen ist gestorben, und man hat mir die Schuld daran
gegeben.«
»Ersatzweise betreiben Sie
jetzt das Bordell.«
»Das betreibt Sandy für mich«,
meinte er gemütlich. »Ich bin nur der Besitzer und führe die Bücher.«
»Ich finde, das Gespräch wird
entschieden langweilig«, schaltete sich Erica schnell ein. »Wollen wir nicht
nach nebenan gehen und was trinken... oder so...«
»In Gegenwart deines
Herzallerliebsten werden wir uns das >oder so< wohl heute leider
verkneifen müssen«, meinte Waring trocken.
»Sagen Sie mal, Waring,
besitzen Sie vielleicht das Geheimnis der ewigen Jugend?« erkundigte ich mich.
»Von Ihren kindischen Witzen mal abgesehen würde ich furchtbar gern wissen, ob
Ihr Haar vorzeitig ergraut ist, oder ob das Elixier da ausnahmsweise nicht
gewirkt hat.«
»Treiben Sie’s nicht zu weit,
Boyd«, schnauzte er.
»Eins möchte ich ganz
klarstellen«, erklärte ich mit Nachdruck. »Ich werde Erica heiraten, und daran
wird mich niemand hindern. Was sie getrieben hat, ehe sie mich kennenlernte,
hat sie ganz allein zu verantworten, und es ist mir auch scheißegal. Aber mit
dieser Cliquenwirtschaft ist jetzt Schluß für sie.«
Waring grinste. »Schon kapiert,
Boyd. Aber da wird wohl Erica auch noch ein Wörtchen mitzureden haben.«
»Kommt doch jetzt was trinken«,
bat Erica fast verzweifelt.
Wir trabten brav alle ins
Gartenzimmer, und Erica spielte Barkeeper. Die Glastüren standen noch offen.
Ich trat an die frische Luft und starrte in die Nacht hinaus. Am Himmel hing
ein Sichelmond, und der Pazifik war wie aus Silber.
»Ich hab’ einen Drink für dich,
mein Junge.« Dane Tizack war neben mir aufgetaucht.
»Danke.« Ich nahm ihm das Glas
ab. »Ich hab’ dich nicht kommen hören. Für einen Mann von deinem Umfang ist das
eine beachtliche Leistung. Wo hast du diesen Trick
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