Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet
oder seine Probleme zu lösen. Der nimmt seine ganze beschissene Situation überhaupt nicht richtig wahr«, sagt Fabian.
Wir trinken unsere Becher aus.
»Man kann niemanden zu seinem Glück zwingen«, murmele ich noch, aber Felix ist mit seinen Gedanken schon wieder woanders.
»Können wir einen kleinen Umweg durch die Stadtmitte fahren?«, frage ich Fabian. »Ich habe noch Post dabei, die ich gern einwerfen würde.«
»Du bist der Kutscher«, antwortet er.
Das heißt: Mach was du willst.
Ich werfe gerade meine Briefe ein, als ich sehe, dass Fabian mir aus dem Auto heraus zuwinkt. Im Eilschritt laufe ich zurück. Ich höre noch, wie die Leitstelle auch unseren Notarzt ruft. »33/64 mit Standort.« Die Stimme schallt unangenehm laut durch den Funk. »Leipziger – Ecke Ulmer Allee.«
Uns fragt er nicht nach dem Standort, nachdem er uns vor zehn Minuten erst in Richtung Friedberger Wache geschickt hat, kann er den in etwa absehen.
»Für beide!«, beginnt der Leitstellenkollege die weitere Durchsage, in seinem Ton liegt eine deutliche Schärfe, »Friedberg, Herzogstraße 7, Wohnhausbrand, möglicherweise eingeschlossene Personen im zweiten Stock. 20 Uhr 17.«
»Mal sehen, wer zuerst da ist«, sagt Fabian neben mir, während er das Blaulicht einschaltet. »Das NEF oder wir.«
»Oder die Freiwillige Feuerwehr aus Friedberg«, sage ich, während ich den Wagen auf die Straße lenke und zügig Fahrt aufnehme.
»Das wäre sowieso das Beste, falls wirklich jemand eingeschlossen ist. Bevor die Kollegen von der Feuerwehr die Patienten nicht herausgeholt haben, stehen wir mal wieder nur herum.«
Ich muss schmunzeln: Aber er hat recht.
Während der Fahrt beginnt es leicht zu regnen. Die Autos vor uns drängen sich an den Straßenrand, sobald sie das Blaulicht bemerken, manche Fahrer schalten ihre Warnblinklichter ein. 70 Stundenkilometer zeigt unser Tacho an, als wir uns auf einer schmalen Ortsstraße einer Kurve nähern. Ich bremse leicht ab. Die Straße glänzt feucht, und in der Fahrbahnmitte, die ich befahre, liegen versenkt Straßenbahnschienen.
Völlig unerwartet zieht mitten beim Durchfahren der Kurve plötzlich vor uns ein Lieferwagen vom Straßenrand nach links – und das, obwohl er noch rechts blinkt. Ich muss die Bremse voll durchtreten. Der Wagen kommt leicht ins Schlingern, aber dann habe ich zum Glück wieder alles unter Kontrolle. »Du A…«, entfährt es mir.
»Ja, Himmel, du bist doch wohl nicht ganz sauber!« Auch Fabian ist erschrocken.
Trotz Blaulicht und Lichthupe fährt der Lieferwagen vor uns weiter in der Straßenmitte, bis der Fahrer plötzlich auf den leeren Gehweg schießt, wo er mit Vollbremsung stehen bleibt. Ich muss ein zweites Mal in die Bremsen steigen, aber dieses Mal bleibt mir dabei ein guter Abstand, bin ich schon auf alles gefasst. Ich fahre links an dem Wagen vorbei, schaue dabei kurz nach rechts, um sicher zu sein, dass der Lieferwagen nicht noch einmal in unsere Bahn zieht. Fabian hat sich ebenfalls nach rechts gebeugt.
»Das gibt’s ja wohl nicht! Dieser Armleuchter sitzt da und hat eine aufgeklappte Zeitschrift über dem Lenkrad«, sagt er fassungslos. »Aber ich hab das Kennzeichen. Diesen Vollidioten zeig ich nachher an, das garantier ich dir!«
Während wir weiterfahren, hören wir, dass noch mehr Fahrzeuge zum Einsatzort geschickt werden. Wir werden in zwei bis drei Minuten dort sein. Weit hinter uns sehe ich ein Blaulicht. Vermutlich unser Notarzt, der ja auch aus Augsburg anfährt und in etwa den gleichen Weg nimmt.
Am Funk meldet sich der Einsatzleiter aus Friedberg, der Bereitschaftsdienst hat und von seiner Wohnung aus ebenfalls anfährt.
»Aufstellung für alle Fahrzeuge des Rettungsdienstes an der Herzogstraße, Ecke Münchner Straße«, sagt er.
Fabian schaut in die Karte: »Dann kannst du von der Hauptstraße aus anfahren.«
»Oder über die Lindenstraße«, sage ich.
Wieder eine Stimme über Funk. Der Einsatzleiter vor Ort erkundigt sich, von wo aus die anderen Fahrzeuge, also der Notarzt und wir, anfahren, um die Aufstellung der Fahrzeuge abzustimmen: Feuerwehr und Rettungsdienst dürfen sich nicht gegenseitig im Weg stehen.
»Beide aus der Stadtmitte von Augsburg«, erklärt ihm die Leitstelle.
»Rufen Sie bitte noch auf der Rettungswache an«, fordert er dann. »In der Werkstatt müsste noch ein Mitarbeiter sein, der soll sich einen Krankentransportwagen schnappen und uns das CO 2 -Messgerät bringen. Wenn Sie es lange klingeln lassen, müsste
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