Schneller als der Tod erlaubt. Ein Rettungssanitäter berichtet
er drangehen.«
»Das was?«, frage ich Fabian.
» CO 2 -Messgerät. Weißt du das noch nicht? Das haben wir neu auf der Wache, ist versuchsweise für drei Monate da und …« Aber dann bricht er seinen Satz ab.
»Oh Mann!« Fabian zeigt auf den dichten Qualm, der sich über den Wohnhäusern in einiger Entfernung vor uns ausbreitet.
Das Blaulicht hinter uns ist verschwunden. Offenbar sind die Kollegen den anderen Weg über die Hauptstraße gefahren.
Kurz vor dem Aufstellort in der Nähe des Brandes, den uns die Leitstelle genannt hat, winkt uns ein Passant von der Straße aus hektisch zu. Im ersten Moment halte ich das für Wichtigtuerei oder einen schlechten Scherz. Wir haben es eilig und keine Zeit, um jetzt mit jemandem zu reden oder irgendwelche Auskünfte zu geben.
»Komm, fahr weiter, Georg …«, sagt Fabian.
Aber der Mann auf dem Gehweg fuchtelt aufgeregt mit den Armen durch die Luft.
Ich muss anhalten, auch wenn es nur kurz ist. Aber als ich abbremse, sehe ich auch schon, dass ein paar Meter weiter ein Mensch am Boden liegt.
»Schau mal da, Fabian. Da – weiter vorne«, sage ich und deute in die Richtung zu der Person am Boden.
Kaum dass unser Wagen steht, öffnet der Passant schon meine Tür.
»Gib der Leitstelle Bescheid«, sage ich zu Fabian und steige aus.
»Der Mann ist gerade eben umgefallen. Einfach umgefallen«, sagt der Passant, während wir zu dem Patienten laufen.
Ich beuge mich über den leblosen Körper.
»Ich bin an dem vorbei, und dann fällt der einfach um, verstehen Sie?«
» REA !!!«, schreie ich zu Fabian hinüber, der funkt.
Der bewusstlose Mann vor mir hat eine eigentümliche Hautfarbe, blauweiß, wie marmoriert, die erkennt man sofort wieder, wenn man sie nur einmal gesehen hat. Jeder, der eine Weile lang im Rettungsdienst fährt, kennt diesen Anblick genau. Und obwohl ich zur Kontrolle erst noch einmal kurz nach seinem Puls fühlen muss und für einen kleinen Moment in die weiten, entrundeten Pupillen schaue, ist mir schon vorher klar: Der Mann hat einen Herzstillstand.
»Der … der ist eben doch noch …«, stammelt der Passant. – Von überall her hallen die Martinshörner der Feuerwehr, aber die fahren den Brandort von einer anderen Richtung an, sehen kann man die Fahrzeuge nicht. – »Als wäre ein Sack auf den Boden gefallen … Ich dreh mich um …, und da liegt der und rührt sich nicht mehr.«
»Ja«, sage ich, während ich den Kopf des Patienten vorsichtig überstrecke: Die leeren Augen des Mannes unter buschigen Augenbrauen starren ins Nichts.
Fabian kommt mit dem EKG und dem Notfallkoffer angerannt. Während ich Jacke und Hemd des Mannes aufreiße, packt er den Beatmungsbeutel aus.
»Was hast du der Leitstelle gesagt?«, frage ich ihn, während ich mit der Herzdruckmassage beginne.
»Ich hab gesagt, dass jemand am Boden liegt und wir uns kümmern müssen und nicht weiter anfahren können.«
»Hast du nichts von einer Rea gesagt?«
»Nein«, sagt Fabian, »das wusste ich ja noch nicht.«
Schaum dringt seitlich aus den lilafarbenen Lippen des Mannes hervor.
»Aber das hab ich dir doch zugerufen.«
»Hab ich nicht gehört.«
»Okay, dann mach kurz weiter, ich bestell noch einen Notarzt hierher und hole den Sauerstoff.«
Für ein, zwei Minuten übernimmt Fabian die Herzdruckmassage und das Beatmen allein, immer im Wechsel.
»Leitstelle für 33/37«, rufe ich über Funk, aber es antwortet nicht gleich jemand. Vermutlich ist der Leitstellendisponent am Telefon oder am Funk auf dem Feuerwehrkanal, aber ich habe jetzt keine Zeit, höflich zu warten.
»Leitstelle für 33/37!«, wiederhole ich, und ohne abzuwarten setze ich hinzu: »Wir haben eine Rea, schicken Sie uns einen Notarzt.«
Dann schnappe ich mir die Sauerstoffflasche und das Absauggerät, und während ich mich auf den Weg zurück zu Fabian und dem Patienten mache, höre ich noch die Stimme der Leitstelle, die mir mitteilt, dass der Notarzt stark verzögert nachkommen wird, da im Moment keiner frei ist.
Aber das Problem müssen die jetzt lösen – auch wenn diese Ungewissheit, wann und ob wir einen Arzt bekommen, unruhig macht. Dass bei dem Brand unser Rettungswagen fehlt, und der Notarzt, der dort ist, nun erst einmal ohne einen Rettungswagen zurechtkommen muss, blende ich aus. Das hier ist vordringlich: Ohne sofortige Behandlung hat der Mann keine Chance.
Zurück beim Patienten übernehme ich die Beatmung. Während der Unterbrechungen, in denen Fabian mit der Herzdruckmassage
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