Schnelles Denken, langsames Denken (German Edition)
Bedingung fanden, in der die Häufigkeit des Konjunktionsfehlschlusses stark reduziert war. Zwei Probandengruppen sahen geringfügig voneinander abweichende Varianten desselben Problems:
Die Fehlerhäufigkeit war 65 Prozent in der Gruppe, die das Problem in der linken Version sah, und 25 Prozent in der Gruppe, die das Problem in der rechten Version sah.
Wieso ist die Frage »Wie viele der hundert Teilnehmer …« so viel leichter als »Wie viel Prozent …«? Eine wahrscheinliche Erklärung besteht darin, dass die Bezugnahme auf hundert Personen eine räumliche Repräsentation im Gehirn aktiviert. Stellen Sie sich vor, eine große Zahl von Menschen wird aufgefordert, sich in einem Raum zu Gruppen zu ordnen: »Diejenigen, deren Namen mit den Buchstaben A bis L anfangen, werden aufgefordert, sich in der vorderen linken Ecke zu versammeln.« Anschließend sollen sie sich selbst weitersortieren. Die Beziehung der Inklusion ist jetzt offensichtlich, und man sieht, dass Personen, deren Namen mit C beginnen, eine Teilmenge der Menge in der vorderen linken Ecke bilden. In der Frage nach dem Gesundheitszustand landen diejenigen, die schon einmal einen Herzinfarkt erlitten, in einer Ecke des Raumes, und einige von ihnen sind jünger als 55 Jahre. Nicht jeder hat diese besonders anschaulichen Vorstellungsbilder, aber viele spätere Experimente haben gezeigt, dass sich mithilfe der sogenannten Häufigkeitsrepräsentation leicht erkennen lässt, dass eine Gruppe vollständig in der anderen enthalten ist. Die Lösung des Rätsels scheint darin zu liegen, dass eine Frage, die als »Wie viele?« formuliert wird, uns an Einzelpersonen denken lässt, während die gleiche Frage mit der Formulierung »Wie viel Prozent?« dies nicht tut.
Was haben wir aus diesen Studien über die Funktionsmechanismen von System 2 gelernt? Eine Schlussfolgerung, die nicht neu ist, lautet, dass System 2 nicht besonders wach ist. Die Studenten, die an unseren Studien über den Konjunktionsfehlschluss teilnahmen, »kannten« zweifellos die Logik von Venn-Diagrammen, aber sie haben sie nicht in zuverlässiger Weise angewandt, auch dann nicht, wenn alle relevanten Informationen vor ihnen ausgebreitet wurden. Die Absurdität des Weniger-ist-mehr-Musters zeigte sich deutlich in Hsees Geschirrservice-Studie, und sie ließ sich leicht in der »Wie-viele-Repräsentation« erkennen. Aber für die Tausende von Probanden, die bei dem ursprünglichen Linda-Problem und bei anderen, ähnlichen Problemen den Konjunktionsfehlschluss begingen, war diese Absurdität nicht offensichtlich. In all diesen Fällen schien die Konjunktion plausibel zu sein, und dies genügte für eine Unterstützung von System 2.
Die Faulheit von System 2 ist Teil der Geschichte. Wenn der nächste Urlaub unserer Probanden davon abhängig gewesen wäre und wenn man ihnen unbegrenzt Zeit gegeben und sie aufgefordert hätte, sich an die Logik zu halten
und erst dann zu antworten, wenn sie ihrer Antwort sicher seien, dann, so glaube ich, hätten die meisten unserer Probanden den Konjunktionsfehlschluss vermieden. Aber ihr Urlaub hing eben nicht von der richtigen Antwort ab; sie wandten sehr wenig Zeit für die Aufgabe auf und begnügten sich damit, so zu antworten, als wären sie nur »nach ihrer Meinung gefragt worden«. Die Faulheit von System 2 ist eine wichtige Tatsache unseres geistigen Lebens, und die Beobachtung, dass Repräsentativität die Anwendung einer naheliegenden logischen Regel blockieren kann, ist ebenfalls nicht ganz belanglos.
Das Bemerkenswerte an der Linda-Geschichte ist der Gegensatz zur Studie mit dem zerbrochenen Geschirr. Die beiden Probleme haben die gleiche Struktur, führen aber zu unterschiedlichen Ergebnissen. Probanden, die die Information erhalten, dass das Service zerbrochene Teile enthält, setzen einen sehr niedrigen Preis dafür fest; in ihrem Verhalten spiegelt sich eine intuitive Regel wider. Andere, die Informationen über beide Service gleichzeitig erhalten haben, wenden die logische Regel an, dass mehr Geschirrteile den Wert nur steigern können. Die Intuition prägt die Urteile in der experimentellen Bedingung des Between-Subjects-Designs (mit getrennten Probandengruppen); die Logik gibt den Ausschlag bei gemeinsamer Beurteilung. Beim Linda-Problem dagegen hat die Intuition selbst bei gemeinsamer Bewertung oftmals die Logik überwunden, auch wenn wir einige Bedingungen identifizierten, in denen sich die Logik durchsetzte.
Amos und ich waren der
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