Schnellkurs in Sachen Liebe
wo Seb nicht mehr im Wasser war, beruhigte sie sich allmählich. „Ziemlich groß, finden Sie nicht?“
„Ja“, gab er zu.
„Haben Sie schon mal dran gedacht, ein nettes kleines Hai-Netz vor die Bucht zu spannen?“
„Bis eben noch nicht.“
Der Hai, der offensichtlich nichts von Interesse fand, schwamm langsam davon. Zeit, zur Sache zu kommen. „Wendy hat angerufen. Sie möchte, dass Sie sich bei ihr melden. Sie sagte, und ich zitiere: ‚Wir haben eine Hubinsel in der Montara Zone, aus der Öl und Gas austreten.‘ Die Plattform wurde evakuiert, und sie versucht, mehr Details von der Mutterfirma herauszubekommen.“
„Hat sie gesagt, wer die Mutterfirma ist?“
„Nein.“
„Das dachte ich mir. Jetzt weiß sie, dass ich sie definitiv zurückrufe.“
Seb stand da und beobachtete den Hai mit zusammengekniffenen Augen. Er wirkte nachdenklicher als zuvor. Vermutlich ging er bereits die möglichen Probleme durch, die sich seiner Firma stellten, und er erkannte, dass das Paradies tatsächlich ein paar Schlangen enthielt.
Oder vielleicht hatte er das auch die ganze Zeit gewusst.
„Dann mache ich mich jetzt … auf den Rückweg“, murmelte sie. Das wäre sicher das Beste. Andernfalls würde sie nur all die schwellenden Muskeln und die sonnengebräunte Haut anstarren.
„Fahren Sie schon mal vor. Ich komme in einer Minute nach.“
Besonders eilig schien er es nicht zu haben, aber vielleicht war das auch nicht nötig. Vielleicht brauchte es Zeit, das Leck in einer Ölbohrinsel zu kappen.
„Einmal rate ich noch“, rief er, als sie bereits zum Quad ging. Sein Lächeln hatte etwas Gefährliches an sich. „B wie besonders verwegen?“
„Nein“, erwiderte sie zuckersüß. „Das Wort, das am wenigsten mit einem B zu tun hat und mir dazu einfällt, ist Idiot. “
Seb blieb noch ungefähr fünf Minuten am Strand und packte seine Sachen zusammen, dann kehrte auch er zum Haus zurück. Er legte seinen Fang in den Kühlschrank und machte sich ein Käsesandwich zum Lunch. Dabei überlegte er, ob er Poppy auch ein Sandwich zubereiten sollte. Schließlich entschied er sich dafür, denn sie hatte sich immerhin die Zeit genommen, ihn zu suchen, und wenn sie genauso verrückt nach Zahlen war wie Tom und diese Arbeit unbedingt erledigen musste, dann war es wohl ein ganz schönes Opfer gewesen, die Höhle zu verlassen.
Also ein Käsesandwich für die kleine Poppy und ein Kaffee dazu. Er stellte beides in seinem Büro ab und rief, genauso wie er es bei Tom getan hätte: „Lunch!“
Daraufhin kam sie aus der Höhle heraus, schenkte ihm ein scheues Lächeln, dankte für das Sandwich und nahm es mit nach drinnen.
Besessen.
Wenn es um ihre Arbeit ging, war Poppy West ziemlich vorhersehbar.
Auch seine Reaktion auf ihre Nähe war höchst vorhersehbar, aber er hatte es gut überspielt – ja, das hatte er, der Himmel stehe ihm bei. Zwei Tage, vielleicht würde er auch drei schaffen, und dann würde er sie beide von der Insel wegbringen und sie konnten weitersehen.
Seb setzte sich an seinen Computer, nahm einen Schluck von dem brennend heißen Kaffee, ließ die Unsicherheit, die ihn plagte, sowohl wenn es um seine Arbeit ging als auch um die Frau, die ihn zurzeit in den Wahnsinn trieb, hinter sich und begann zu telefonieren.
4. KAPITEL
Er hatte ihr Lunch gebracht.
Die Schlichtheit des Mahls hätte kein großes Magenflattern bei Poppy auslösen dürfen, doch es passierte trotzdem, und Sebs Anwesenheit in dem angrenzenden Büro, wo er mehrere Anrufe tätigte, verstärkte das Flattern noch. Sie hörte, wie er nach Details fragte, woraufhin sie aufstand und Tomas’ Kopfhörer aufsetzte. Als sie zusätzlich die Tür halb schloss, fing sie Sebs Blick auf.
Die Tür ganz zu schließen wäre eine schlechte Idee gewesen angesichts all der Hardware im Raum, die sich unglaublich schnell überhitzte. Aber sie konnte ein wenig Musik anstellen und ihm so die Ungestörtheit ermöglichen, in der er arbeiten und hoffentlich über ihre andauernde Anwesenheit hinwegsehen konnte.
Danach war es ein Leichtes, sich in ihre Aufgabe zu vertiefen. Die Herausforderung bestand aus einer Chiffre, die nur mit dem richtigen Schlüssel zu knacken war.
Insofern war die Lösung ganz einfach.
Sie musste nur den richtigen Schlüssel finden.
Ihr kam es so vor, als wären nicht mehr als zwanzig Minuten vergangen, ehe Seb an die halb geschlossene Tür klopfte und sie mit einem Stirnrunzeln zu ihm aufblickte.
Seb verdrehte die Augen und näherte
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