Schnellkurs in Sachen Liebe
könnten. Sagen Sie ihm, dass wir eine Hubinsel in der Montara Zone haben, aus der Öl und Gas austreten. Die Plattform wurde evakuiert, und im Moment versuche ich, mehr Informationen von der Mutterfirma zu bekommen. Es ist ein einziges Chaos. Sagen Sie ihm, dass er sich so schnell wie möglich bei Wendy melden soll.“
„Okay, mach ich“, erwiderte Poppy. „Ich sehe, was ich tun kann.“
Sie legte auf und warf einen sehnsüchtigen Blick auf den Computerraum, dann ging sie nach draußen zum Quad und fuhr auf der Suche nach ihrem Gastgeber langsam über den Felsweg in Richtung Bootshaus.
Doch er war nicht dort. Während sie den Pfad dahinter einschlug und das Quad langsam um die Insel lenkte, versuchte sie, sich daran zu erinnern, wo er sein könnte. Beim Fischen, Schwimmen oder Klettern hatte er gesagt. Dort würde er sein.
Poppy fuhr weiter. Von links drang der Duft des Buschlands in ihre Nase und von rechts der des Meers.
Er war nicht an dem ersten Strand, an den sie kam, aber sie fand sein Quad im Schatten von ein paar Bäumen des zweiten. Poppy suchte den Strand ab und das Buschland dahinter, doch weit und breit keine Spur von Seb.
Seufzend richtete sie ihren Blick auf den Ozean. Die kleine Bucht mit ihrem türkisblauen Wasser sah wirklich wie gemalt aus. Eine flüchtige Bewegung im Wasser. Vorbeihuschende Flossen, schwarz gesprenkelt und viele. Ein schnorchelnder Sebastian tauchte mit einer kleinen Harpune in der Hand auf, an deren Ende ein perlmuttern schimmernder Fisch zappelte. Der Mann fischte inmitten eines halben Dutzends neugieriger Haie!
Offensichtlich litt er unter einer gewissen Todessehnsucht, aber was hatte sie angesichts der Arbeit, mit der er seinen Lebensunterhalt verdiente, auch anderes erwartet?
Poppy formte die Hände zu einem Trichter und rief seinen Namen. Sie wartete, bis er sich umdrehte, dann stieg sie auf die Zehenspitzen und winkte ihn zu sich. Er konnte ja sterben, wenn das wirklich sein Wunsch war, aber bitte, lieber Gott, nicht im Wasser und nicht während sie zusah.
Er watete zurück an Land, worauf sich eine Gruppe schwarz gesprenkelter Flossen um ihn scharte, doch er hatte seinen Fang noch in der Hand, als er den Sand erreichte und seine Schnorchelausrüstung abstreifte. Das Grinsen auf seinem Gesicht zeugte von Spaß, nicht von Angst.
„Guten Morgen“, grüßte er gelassen, als er schließlich vor ihr stand, doch Poppy war längst über den Zustand der Gelassenheit hinaus.
„Sie unverantwortlicher, ich-bezogener B… “ Sie verstummte gerade noch rechtzeitig. Begnügte sich damit, ihn wütend anzufunkeln. Er war nicht einer ihrer Brüder. Es ging sie nichts an, wenn er unbedingt zu Haifutter werden wollte. Außerdem war sie nur hier, um eine Nachricht zu übermitteln. „Hi.“
„Was war das?“, fragte er glatt. „Ich habe das letzte Wort, das mit B begann, nicht ganz gehört, und jetzt bin ich neugierig, was Sie sagen wollten. B wie bewundernswert? B wie Bastard? Oder B wie betrunken? Auch wenn ich das nicht bin, was Sie sicher mit Freude registrieren werden. Oder ist es das Speerfischen, wogegen Sie etwas einzuwenden haben?“
„Ich habe nichts dagegen, dass Sie unseren Lunch fangen. Was ich schon ein wenig verstörender finde, ist, zuzusehen, wie Sie zum Lunch werden.“
„Sie meinen die Riffhaie?“ Er blickte hinter sich, wo immer noch zahlreiche Flossen zu sehen waren. „Also wirklich, Poppy, die sind ganz harmlos. Schoßhündchen des Meeres.“ Er hatte sie Poppy genannt. Irgendwie hatte sie das registriert.
„Am liebsten fressen sie Seeigel“, fuhr er fort und lächelte dabei schief. „Möchten Sie sie füttern?“
„Sie füttern?“ Ihr war klar, dass sie ihn anstarrte, als hätte er den Verstand verloren. Denn genau das war geschehen. „Sie füttern ?“ Er lenkte völlig vom Thema ab.
Poppy deutete auf den Bereich, in dem es in tieferes Gewässer überging und wartete darauf, dass der Schatten und die Rückenflosse erneut auftauchten, was kurz darauf geschah. Ein äußerst eleganter Räuber glitt lautlos durchs Wasser. „Wollten Sie den da auch füttern?“
Seb verengte die Augen. Die schwarz gesprenkelten Riffhaie entschieden, dass es an der Zeit war, sich davonzumachen.
„Nein“, erwiderte er langsam. „Den da nicht. Der schaut nur mal kurz vorbei. Aber vielen Dank für den Ruf. Ich weiß ihn zu schätzen.“ Er betrachtete den unbekannten Hai noch ein wenig länger. Es handelte sich um einen vier Meter langen Tigerhai.
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