Schnellkurs in Sachen Liebe
spielen, und dann erwiderte er das Spiel. Ermutigte es. Halb wild danach.
Poppys Hände wanderten seine Schultern hinauf und vergruben sich schließlich in den Haaren in seinem Nacken.
Dagegen hatte er nichts.
Seb schloss die Augen, öffnete die Lippen und küsste sie. Langsam und sanft, wenn er sich daran erinnerte. Stürmisch und fordernd, wenn er es vergaß.
Er vergaß eine ganze Menge.
Sie schmiegte sich enger an ihn, worauf er sich der Stabilität wegen weiterhin mit einer Hand an der Tischkante abstützte, doch die andere legte er um ihre Taille und zog sie noch dichter an sich. Zärtlich, bis er sich erneut vergaß und sie stöhnend gegen seine harte Erregung presste.
Poppy keuchte auf. Dann erstarrte sie.
Seb behielt die Augen geschlossen und seine Flüche für sich, während ihre Hände von seinem Nacken glitten, und ihre Lippen die seinen verließen.
Er nahm seine Hand von ihrer Taille, umklammerte die Tischkante hinter ihm wie einen Rettungsring und öffnete die Augen. Dann erinnerte er sich daran, zu atmen.
Kornblumenblaue Augen starrten ihn an. Voller Verwunderung.
Schnell folgte eine stumme Entschuldigung, obwohl er keinen Schimmer hatte, wofür sie sich entschuldigen zu müssen glaubte.
„Ich, äh … hätte das vermutlich nicht tun sollen“, murmelte sie schwach und stieß sich ganz von ihm ab, sodass plötzlich wieder Abstand zwischen ihnen lag. „Du bist wirklich freundlich.“
Ja, manchmal hatte er flüchtige Anwandlungen von Freundlichkeit. Dies war kein solcher Moment.
„Mich auf diese Weise an dir üben zu lassen“, erläuterte sie. Eine rasche Handbewegung sollte womöglich verdeutlichen, was sie damit meinte.
„Es war kein Opfer.“ Verdammt sollte er sein, wenn er genug Konzentration aufbrachte, um in dieser Situation Spielchen zu treiben – nicht, solange ihn das Verlangen so fest im Griff hatte. „Bitte sag mir, dass du nicht völlig unschuldig bist. Dass du zumindest eine gewisse Erfahrung hast, wenn es ums Küssen und den ganzen Rest geht.“
Sie starrten sich eine kleine Ewigkeit lang an.
Schließlich zuckte Poppy die Achseln. Ihre ganze Körperhaltung wirkte abwehrend.
„Eine gewisse.“
Oh großer Gott. „Wie viel?“
„Ich bin kein Kind, Sebastian.“ Sie presste die Lippen zusammen. „Genug.“
Er versuchte, ihr zu glauben. Er wollte ihr glauben. Aber er konnte das dumpfe Gefühl einfach nicht abschütteln, dass Ophelia West noch unschuldig war. Nicht nur unerfahren, sondern geradezu ahnungslos.
Oder doch nicht?
„Also, was passiert jetzt?“, fragte er. „Willst du da weitermachen, wo wir aufgehört haben?“ Denn sein Körper wünschte sich das ganz gewiss, auch wenn sein Verstand deutliche Warnsignale aussandte.
„Ich, äh …“
Unschuldig.
Oder nur unentschieden.
Spielte es wirklich eine Rolle, was es war?
Sebastian versuchte, sich in Poppy Wests Lage zu versetzen. Eine Frau, die hier war, um zu arbeiten. Die rein zufällig in dieses Flirtspiel geraten war und nun nicht wusste, wie sie fortfahren sollte. Eine Frau, die noch dazu in punkto Verpflegung und Unterkunft von ihm abhängig war und im Moment keine Möglichkeit hatte, die Insel zu verlassen. Wenn das die Dinge waren, die ihm durch den Kopf gingen, dann wollte er sich gar nicht vorstellen, was sie gerade denken mochte.
„Ich sag dir was“, erklärte er, „warum schreiben wir diese Episode nicht einfach dem lauen Wind zu und starten morgen früh noch mal von vorn? So in etwa: Hi, ich bin Seb, Toms Bruder und dein Gastgeber, während du auf der Insel bist.“
Poppy starrte ihn unsicher an.
„Jetzt bist du an der Reihe“, erinnerte er sie. „Du könntest zum Beispiel sagen: Hi, ich bin Poppy. Es ist wirklich nicht mein Ziel, dich in den Wahnsinn zu treiben. Es ist nur ganz zufällig passiert.“
Ihre Unsicherheit verwandelte sich in Belustigung. „Betrachte es als gesagt.“
„Nein, du musst es wirklich aussprechen.“ Es war an der Zeit, den Billardtisch zwischen sie zu legen und zu beten, dass das ausreichte. „Außerdem musst du so klingen, als würdest du es wirklich ernst meinen.“
„Hi, ich bin Poppy“, sagte sie. „Ich danke dir für deine Gastfreundschaft, die Flirtlektion und die Küsse. Die Küsse waren …“
„Umwerfend?“, schlug er vor. „Atemberaubend? Sag bloß nicht schrecklich.“
„Ich wollte nicht schrecklich sagen“, versetzte sie.
„Mit Komplimenten wirst du weit kommen.“
Das gefiel ihr. Auch wenn sie es nicht gleich ausprobieren
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