Schnellkurs in Sachen Liebe
Gastgeber.“
„Ich weiß“, entgegnete er. „Du kannst nicht auf ein subtropisches Inselparadies kommen und dann nicht schwimmen.“
Er kannte sie nicht besonders gut. Aber der Ozean lag ausgebreitet vor ihr und rief nach ihr. Einen kleinen persönlichen Triumph würde sie heute doch wohl hinbekommen? Einen Sprung ins Meer. Eine lang gehegte Furcht besiegen. Sich selbst beweisen, dass sie nicht die Maus war, die andere in ihr sahen.
Poppy ging ein Stück weiter ins Wasser, bis es ihr bis zur Taille reichte. Um das Korallenriff herum schien es doch tiefer zu sein, als sie gedacht hatte.
Da nahm Seb ihre Hand und drängte sie noch ein Stück weiter. Als ihr das Wasser bis zum Nacken ging, drehte er sich um und lächelte ihr zu. Poppys Finger verkrampften sich um seine.
„Wohin willst du schwimmen?“, fragte er.
„Zum Korallenriff“, antwortete sie und versuchte, dabei nicht zu zittern.
„Willst du, dass ich dich dahin ziehe? Oder willst du lieber schwimmen?“
„Schwimmen.“ Sie konnte schwimmen. In einem Pool.
Ihr Herz klopfte wie wild, als sie seine Hand losließ und mit mehreren Zügen zum Riff hinüberschwamm. Glatte Züge. Sie schwamm gern . In einem Pool.
Seb blieb neben ihr, passte sich ihrem Tempo an, die Schnorchelausrüstung lose um den Arm baumelnd. Zwanzig Meter. Zwanzig Meter zum ersten Korallenriff, und sie konnte den Boden nicht mehr erreichen, aber Seb sagte: „Halt dich an meinen Schultern fest“ und: „Tauch deinen Kopf unter Wasser.“ Dann reichte er ihr Maske und Schnorchel. „Hast du schon mal geschnorchelt?“
„Nein, ich …“
„Sag mir Bescheid, wenn du es nicht magst, aber du musst es zumindest versuchen. Wenn du an der Oberfläche bleibst, kannst du ganz normal durch das Mundstück atmen. Wenn du weiter hinuntertauchst, musst du den Schnorchel vom Wasser befreien, sobald du wieder an die Oberfläche kommst. Das machst du, indem du kurz und kräftig Luft hindurchbläst. Das ist es auch schon. Ich halt dich an der Taille fest, während du die Maske aufsetzt.“
„Seb, ich …“
„Komm schon, Poppy. Im Vergleich zu anderen Risiken ist das hier gar keins.“
Vielleicht nicht für ihn. Dennoch nahm sie Maske und Schnorchel entgegen und setzte sie auf.
„Kopf ins Wasser, Poppy, während ich den Schnorchel richtig für dich einstelle. Ja, so. Du kannst dich an meiner Schulter festhalten, wenn du willst. Überhaupt kannst du immer nach mir greifen, wenn du Angst hast – das macht mir nichts. Und jetzt lass mich dir zeigen, warum ich die Insel gekauft habe.“
Das Riff war unglaublich farbenreich – grün, pink und blau. Genauso wie die Fische. Einige waren leuchtendgelb und nicht länger als ihr Finger oder schwarz-weiß gestreift mit kleinen Stupsnasen. Andere sahen aus wie Goldfische. Sie bewegten sich pfeilschnell durch die Korallen. Und dann gab es noch silbrige Fische mit violetten Flossen. Poppy stieß mit dem Kopf an die Oberfläche, spuckte den Schnorchel aus und rang nach Luft.
„Nah dran, aber noch nicht ganz“, meinte Seb trocken. „Jetzt steck den Schnorchel wieder in den Mund und atme dadurch – ich garantiere dir, dass du Luft bekommst.“ Er wartete, bis sie das Mundstück wieder eingesetzt hatte. „Jetzt schließ deine Lippen darum. Funktioniert es?“
Poppy nickte.
„Dann tauch wieder unter, aber vergiss diesmal nicht, zu atmen.“
Sie tauchten beide erneut unter die Wasseroberfläche, doch diesmal packte Seb ihre Hand und zog Poppy vorwärts.
Er zeigte ihr Seeigel und Seewalzen, Venusmuscheln und orangerote Korallen.
Sie tauchten von einem Riff zum nächsten und jedes barg eine geheime Schönheit. Das Wasser rundherum war von klarem, leuchtendem Blau.
Unter Sebs erfahrener Anleitung wurde Poppy immer mutiger. Sie tauchte mit ihm hinab und hielt den Atem an, während sie die Tiefe erkundeten. Häufig berührte er sie, und seine Berührung wirkte Wunder. Als sie schlussendlich auftauchten, um ordentlich Luft zu holen, merkte sie im ersten Moment gar nicht, wie weit sie hinausgeschwommen waren.
In der Sekunde, als sie es tat, klammerte sie sich auch schon an Sebs Arme, ja, sie hätte sich an alles geklammert, was gerade in Reichweite war.
„Ich gehe nicht davon aus, dass das ein Dankeschön dafür ist, dass ich dir das Korallenriff gezeigt habe?“, bemerkte er sanft.
„Nein.“ Ein Schauer durchlief ihren Körper, worauf Seb die Arme um sie schloss und sie festhielt.
„Das dachte ich mir. Haben wir ein
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