Schnellkurs in Sachen Liebe
reden, wenn sie das will. Nimm noch jemanden mit, wenn dir das hilft. Das ist alles, was ich dir an Rat geben kann.“
Seb beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf den Knien auf und senkte den Kopf. „Klingt nicht verkehrt.“ Er warf ihr einen Seitenblick zu. „Ich habe ein Foto von Cam. Irgendjemand hat es am Tag vor seinem Tod gemacht. Er trägt einen Schutzhelm, hält einen Wasserschlauch in der Hand, ist von oben bis unten mit Ölschlick beschmiert und grinst wie ein Idiot. Soll ich es ihr geben?“
„Ja“, sagte Poppy und blinzelte die plötzlich auftretenden Tränen fort. „Ich denke, das wird ihr gefallen.“
Poppy kam kurz vor der Abenddämmerung im Strandhaus an und fand dort nicht nur Lena vor, sondern auch Trig. Separate Schlafzimmer, betonte Lena extra, dabei brauchte man nur fünf Minuten in der Gesellschaft der beiden zu verbringen, um selbst dahinterzukommen. Trig streifte wie ein gefangener Tiger durchs Haus. Am liebsten hätte er Lena in Watte gepackt, aber er wusste ganz genau, dass sie das niemals zulassen würde. Er wirkte in höchstem Maße frustriert, wohingegen Lena ihre Irritation nicht verbergen konnte.
„Du siehst irgendwie anders aus“, bemerkte Lena misstrauisch, als sie ein großes Glas Wasser vor Poppy stellte. „Trig, findest du nicht auch, dass Poppy anders aussieht?“
Trig schaute Poppy mit seinen warmen braunen Augen einmal von oben bis unten an. „Nein.“
„Muss du mir in allem widersprechen?“, fauchte Lena.
„Du hast mir eine Frage gestellt, und ich habe sie ehrlich beantwortet. Du kannst mich mal“, murmelte er, musterte Poppy aber noch einmal von oben bis unten. Die mühte sich redlich, nicht zu erröten. Es war unmöglich, dass jemand einen Blick auf sie warf und sofort erkannte, dass sie keine Jungfrau mehr war.
„Nein“, wiederholte er. „Ich sehe es immer noch nicht. Wenn du mich fragst, ist sie immer noch ein absolutes Sweetheart. Neuer Haarschnitt? Andere Farbe? Neuer Lippenstift? Womit sonst noch können sich Männer in die Bredouille bringen, wenn sie es nicht sehen?“
„Wenn sie ihre Fehler nicht einsehen“, versetzte Poppy trocken. „Ich möchte Damon anrufen, aber ich weiß nicht, wie privat ein Anruf von hier aus ist.“
„Nicht privat“, sagten Lena und Trig unisono.
„Ich habe Jareds Akte geknackt“, erklärte Poppy und stellte fest, dass sie mit einem Schlag Lenas und Trigs ungeteilte Aufmerksamkeit hatte. „Es gab kaum wirkliche Details. Jareds Angestellten-Nummer. Eine Ausgangs-Location – die Blaue Moschee in Istanbul. Eine Liste mit einem halben Dutzend Terminen. Der letzte liegt fünf Wochen und sechs Tage zurück. Und die ganze Akte schien mit einem Titel oder einer Projektbezeichnung überschrieben zu sein. Ich weiß nicht, was es bedeutet. Es war nur ein Wort. Sentinel. “
„Nie davon gehört“, murmelte Lena. „Du, Trig?“
Trig schüttelte den Kopf, doch Poppy besaß gegenüber ihrer Schwester den Vorteil, dass sie Trig beobachtet hatte, als sie die Information preisgab. Sie hatte das Aufflackern in Trigs Augen gesehen, als er das Wort Sentinel hörte. Daher würde sie ihn später in die Mangel nehmen, keine Frage, aber nicht vor Lena. Im Moment würde sie sein Spiel mitspielen.
„Wie auch immer, ich denke, es macht deutlich, dass irgendjemand bei ASIS weiß, wo Jared ist und was er tut. Du hast gesagt, ihr wärt in Ost-Timor in eine Falle getappt. Vielleicht gibt es eine undichte Stelle bei ASIS, und Jared versucht, sie im Auftrag von jemandem zu finden. Vielleicht gibt es keine weiterführenden Informationen in der Akte, weil er Undercover arbeitet.“
„Vielleicht hast du aber auch in die falsche Akte geschaut“, meinte Lena.
„Damon hat sie gefunden“, versetzte Poppy ruhig. „Es ist alles , was er gefunden hat. Willst du ihm sagen, dass er nicht weiß, was er tut?“
Lena wirkte unzufrieden, aber Poppy wusste, dass sie den richtigen Nerv getroffen hatte. Damon war ein Hacker, er wurde von der Regierung beschäftigt und von jenen, die die Regierung überwachten. Wenn Damon nicht an eine bestimmte Information rankam, dann konnte es keiner.
„Wenn Jared an einem streng geheimen Auftrag arbeitet, ist es zwecklos, ihn finden zu wollen“, schaltete sich Trig ein.
„Das kannst du nicht wissen“, widersprach Lena starrköpfig. „Wenn er ganz auf sich allein gestellt ist mit minimalem Rückhalt, dann könnte er uns mehr denn je brauchen.“
„Entweder das oder wir lassen seine Deckung
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