Schnellkurs in Sachen Liebe
stellte sich mit ihr darunter. Weil Scham zwischen ihnen keinen Platz hatte, ließ Poppy es zu, dass er sie sanft wusch und dabei anlächelte.
„War es so, wie du erwartet hattest?“, fragte er, während sie nach der Seife griff, um den Liebesdienst zu erwidern.
„Besser“, erwiderte sie. „Du bist der beste Lover, den ich je hatte.“
„Jetzt fühle ich mich wirklich geschmeichelt. Glaubst du im Ernst, ich wüsste nicht, dass ich auch der erste Lover bin, den du je hattest?“
Befriedigung lag in seiner Stimme, vermischt mit einem Hauch Besorgnis.
„Ich werde nicht einmal fragen, was für eine Geliebte ich abgegeben habe“, sagte sie, ohne auf seine Frage einzugehen. „Ich bin noch Anfängerin, also bekomme ich Punkte für den Versuch. Wie ich hörte, kommt die Finesse später.“
„Du hast dich wacker geschlagen.“
„Genau genommen, habe ich ziemlich wenig getan. Ich habe dich zum Beispiel kaum berührt.“ Langsam ließ sie ihre Hände über seine Arme gleiten. Jetzt erkundete sie seinen Körper, denn zuvor war sie zu beschäftigt gewesen, sich auf seine Berührungen zu konzentrieren. Seb lehnte sich gegen die Duschwand und ließ sie gewähren. „Das war doch bestimmt ein Fehler, oder?“
„Unter diesen Umständen, nein.“
„Und was ist mit diesen Umständen?“
„Kommt drauf an, worauf du aus bist.“
„Auf mehr“, murmelte sie. „Wir sind noch nicht fertig. Oder?“
Er schaute sie an, ohne etwas zu sagen. Und dann beugte er sich vor, küsste sie und ließ sein Verlangen für sich sprechen.
9. KAPITEL
Poppy war die letzten Tage auf der Insel immer mit dem Morgengrauen aufgewacht, aber die Vorhänge im Hotelzimmer ließen keinerlei Licht durch, und so stand die Uhr auf halb neun, als sie schließlich die Augen öffnete. Sie setzte sich langsam auf und blickte sich um.
„Seb?“
Kein Seb.
Sie stand auf und griff nach dem Hotel-Bademantel, den sie nach ihrer gemeinsamen Dusche in der vergangenen Nacht entdeckt hatte. Rasch inspizierte sie alle Tischoberflächen in Sichtweite.
Keine Nachricht.
Sebs Reisetasche stand allerdings noch auf der Gepäckablage neben dem Schrank, und im Bad befand sich eine schwarze Herren-Kulturtasche, also beabsichtigte er wohl, in sein Zimmer zurückzukehren.
Immerhin war es sein Zimmer.
Sollte sie bis dahin verschwunden sein? Poppy fuhr sich mit der Hand durchs Haar und ging ihre Möglichkeiten durch. Sie hatte keine Ahnung, was das Protokoll in Sachen richtiges Verhalten am Morgen danach vorschrieb.
Warte, hatten die Leute ihr gesagt.
Warte, bis deine Gefühle involviert sind. Nun, sie hatte gewartet, ihre Gefühle waren involviert, und Seb war sehr geduldig und zärtlich mit ihr gewesen. Er hatte nur an ihr Vergnügen gedacht.
Vielleicht ein bisschen zu sehr , denn in der vergangenen Nacht hatte er nicht die Kontrolle verloren. Kein einziges Mal war da die Ungezügeltheit zu spüren gewesen, die er vor zwei Tagen draußen auf der Terrasse gezeigt hatte. Nun gut, sie war sich ziemlich sicher, dass auch er ihr Liebesspiel genossen und Verlangen gespürt hatte. Nur nicht von der „Ich-weiß-nicht-mal-mehr-wo-ich-bin-Art“, die sie für ihn empfunden hatte.
Dieser letzte Punkt machte Poppys Entscheidung, in ihr Zimmer zurückzukehren, leichter.
Sie sollte dem Mann ein wenig Raum geben. Ganz offensichtlich brauchte er ihn, denn sonst wäre er ja hier.
Bin in mein Zimmer zurückgegangen, danach Frühstück , schrieb sie auf das Briefpapier des Hotels nur für den Fall, dass sie sich täuschte. Und dann schlüpfte sie wieder in die Kleider vom Vorabend und kehrte in ihr Zimmer zurück. Falls andere Hotelgäste sie sahen und sich ihren Teil dabei dachten, so kümmerte sich Poppy nicht darum.
Sie hatte das hier gewollt, sie hatte Seb gewollt und schämte sich nicht dafür.
Die einzige Sorge, die sie an diesem Morgen plagte, war, was Seb fühlte und wie genau sie ihn dazu bringen konnte, ihr noch mehr Nächte zu schenken.
Sebastian Reyne fühlte sich ruhelos. Er war zum Hafen spaziert, um die Verankerung seines Boots zu überprüfen, die er gestern bereits zweimal gecheckt hatte. Er war hinuntergegangen, weil er den Spaziergang brauchte und weil er den Kopf freibekommen wollte, was die Geschehnisse der vergangenen Nacht anbelangte.
Und er wollte versuchen herauszufinden, was er jetzt mit Poppy West tun sollte.
Sie wollte Erfahrung, und davon besaß er eine ganze Menge.
Sie hatte um eine Nacht gebeten, und er hatte sie ihr gegeben, oder
Weitere Kostenlose Bücher