Schnellkurs in Sachen Liebe
nicht?
Er hatte sich zurückgehalten und dafür gesorgt, dass sie auf ihre Kosten kam. Poppys erstes Mal sollte das lange Warten wert sein.
Doch irgendwann in den frühen Morgenstunden, zwischen zwei Liebkosungen, war ihm klar geworden, dass er mehr Zeit mit dieser Frau verbringen wollte. Mehr Nächte mit ihr, nur wilder. Mehr Tage wie jene, die sie bereits geteilt hatten.
Und er hatte keine Ahnung, ob das in irgendeiner Weise auf Poppys Agenda stand. Schwer zu sagen, ob sie überhaupt eine Agenda hatte, die über die Überwindung ihrer Ängste und das Nutzen jeder Gelegenheit, die sich ihr dazu bot, hinausging.
Er fand sie im Frühstücksraum. Sie saß am Fenster an einem Tisch für zwei, von dem aus man einen herrlichen Blick über die Lagune hatte. Ihr Aussehen oder ihre Garderobe hatten sich nicht über Nacht verändert. Es gab nichts, was darauf hindeutete, dass sie nun eine erfahrene Frau von Welt war. Ihre Kleidung wirkte immer noch ein wenig konservativ und ihr Verhalten leicht distanziert.
Vorsichtig begegnete sie seinem Blick. Was auch immer sie in seinen Augen zu sehen glaubte, es ließ sie erröten und die Lider senken. Seb glitt lächelnd auf den Stuhl ihr gegenüber.
Gut, gut, gut.
Vielleicht hatte die analytische Ophelia West auch kaum einen Gedanken daran verschwendet, wie es hinterher weitergehen sollte.
„Was kannst du empfehlen?“, fragte er und deutete mit dem Kopf auf ihren fast leeren Teller.
„Das Rührei ist gut, und auch der gebratene Schinken schmeckt nicht schlecht. Die Wassermelone ist toll. Und sie haben Drachenfrüchte.“ Sie legte Messer und Gabel ab und griff nach ihrem Tee. „Du hast vergessen, mir eine Gebrauchsanweisung für den Morgen danach dazulassen.“
„Brauchst du eine?“
„Könnte nicht schaden.“
„Manchmal muss man sich einfach auf seine Instinkte verlassen“, erwiderte er. „Heute Morgen zum Beispiel werde ich dich vermutlich fragen, wie bald du zum Strandhaus deines Bruders fahren musst, wie lange du dort bleiben willst und wo du vermutlich danach hingehen wirst.“
„Und du fragst das, weil …?“
„Ich bin neugierig.“
Seb lehnte sich zurück und versuchte zu entscheiden, wie viel Macht er ihr zugestehen wollte. Vom Erröten mal abgesehen, hatte sie ihn weder berührt noch versucht, ihm eine Berührung zu entlocken. Vielleicht brauchte sie tatsächlich ein oder zwei Tipps, wie man einem Mann das Gefühl gab, begehrt zu werden. Und vielleicht folgte sie auch nur ihren Instinkten, ganz wie er es ihr geraten hatte.
„Ich muss meiner Familie die neuen Informationen über Jared mitteilen. Besonders Lena, die sich im Moment im Strandhaus aufhält. Dort gibt es einen beheizten Pool. Sie nutzt ihn für ihre Physiotherapie.“
„Physiotherapie?“
„Lena hatte vor acht Monaten einen Bauchschuss. Die Kugel streifte ihr Rückgrat, sodass sie eine Zeit lang nicht laufen konnte. Jetzt kann sie wieder gehen, und sie hofft auf eine völlige Wiederherstellung. Sie macht erstaunliche Fortschritte.“ Sorge trat in Poppys Augen. „Das sagt jeder.“
„Aber?“, hakte er sanft nach.
„Aber ich bezweifle, dass sie jemals wieder körperlich so fit sein wird wie zuvor. Ich glaube nicht, dass sie sich das selbst eingesteht. Sie redet immer noch davon, in ihren alten Job zurückzukehren. Aber das scheint ziemlich unwahrscheinlich.“
„Was ist ihr Job?“
„Sie arbeitet beim Geheimdienst. Genau wie Jared. Und Trig. Sie waren alle zusammen in Ost-Timor und haben eine alte, verlassene Fabrikanlage überprüft, als sie angeschossen wurde. Lena sagt, sie wurden in einen Hinterhalt gelockt. Jared hat fast gar nichts gesagt. Er hat den Einsatz geleitet. Lenas Verletzung macht ihm schwer zu schaffen.“
„Das kann ich mir vorstellen.“
„Er gibt sich die Schuld daran.“
„Auch das kann ich mir vorstellen.“
Poppy lächelte ein wenig schief. „Ja, ich bin sicher, du kannst das nachvollziehen.“
Er hatte sie immer noch nicht berührt. Zeit, das nachzuholen.
Seb stand auf, ging zu ihrem Stuhl hinüber, legte eine Hand auf die Rückenlehne, beugte sich hinunter und küsste sie auf die Lippen – zuerst ganz leicht, und als sie willig auf ihn reagierte, immer fordernder. „Willst du noch einen Tee?“
„Danke für die vergangene Nacht“, sagte sie leise. „Und nein danke, keinen Tee mehr. Aber ich nehme noch ein Stück Wassermelone.“
Seb bestellte sich einen Kaffee und füllte einen Teller mit dem Angebot vom Frühstücksbuffet. Zuletzt
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