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Schnitt: Psychothriller

Schnitt: Psychothriller

Titel: Schnitt: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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weiß aber nicht, ob ich es so gemeint habe. Eigentlich will ich niemanden suchen, der eine Pistole in der Manteltasche mit sich rumschleppt.«
    Gabriel lächelt schwach. Plötzlich kippt die Welt um ihn herum. Nur kurz ausruhen, denkt er, sinkt entkräftet auf den Parkettboden und lehnt sich gegen die Wand, in der Sarkovs Kugel steckt.
    Dann erbricht er sich auf das Parkett.

Kapitel 45
    Berlin – 27. September, 18:21 Uhr
    Liz flucht und drückt auf die Gabel des Münzfernsprechers. Die Straßenlaternen springen an, das Tageslicht ist längst aufgebraucht. Regen peitscht von der Seite unter der Plastikschürze der halboffenen Telefonzelle an ihre Beine. Die Hose fühlt sich schwer und nass an.
    Sie starrt durch das verkratzte Plexiglas auf die giftgelb beleuchtete Glasfassade des Berliner Hauptbahnhofs, wo sie vor fünfzehn Minuten angekommen ist.
    Gabriel, wo bist du?
    Noch einmal wählt sie seine Handynummer, bereits zum dritten Mal hintereinander. Wieder die Mailbox.
    Das gibt’s doch nicht.
    Schließlich wählt sie die Festnetznummer ihrer eigenen Wohnung. »Liz Anders«, dringt ihre Stimme aus dem Hörer, dann, nach der Ansage, das vertraute Beep.
    Â»Hey. Gabriel. Bist du da? Ich bin’s. Heb bitte ab, wenn du mich hörst … Gabriel? «
    Nichts.
    Sie ist noch nicht einmal sicher, ob sie den Anrufbeantworter überhaupt auf laut gestellt hat.
    Wieder auflegen. Wieder fluchen.
    Dann fällt ihr plötzlich Python Security ein, die Sicherheitsfirma, für die Gabriel arbeitet.
    Sie ruft die Auskunft an und lässt sich mit Python verbinden.
    Â»Python Security, Cogan«, sagt eine Männerstimme.
    Cogan. Der Name kommt ihr bekannt vor. Gabriel hat ihn schon einmal erwähnt. »Guten Abend, Anders hier, ich suche Gabriel Naumann, ist er da?«
    Â»Ã„h, guten Abend. Wie, sagten Sie, ist Ihr Name?«
    Â»Anders. Liz Anders.«
    Â»Ã„h, einen Moment bitte.«
    Liz hört ein lautes Rascheln, es klingt, als ob der Mann am Telefon den Hörer zuhält. Ihr Herz schlägt höher. Vielleicht ist Gabriel gleich in der Nähe.
    Â»Frau Anders? Entschuldigung. Herr Naumann ist zwar hier, aber er kann im Moment nicht ans Telefon kommen. Wenn Sie vielleicht vorbeikommen könnten?«
    Er ist da. Jähe Freude durchströmt Liz. »Bitte, holen Sie ihn eben ans Telefon. Ich muss ihn dringend sprechen. Das ist ein Notfall.«
    Die Stimme zögert einen Moment. »Also, ich … Tut mir leid, aber das geht gerade nicht. Vielleicht können Sie mir sagen, wo Sie sind, dann kann er gleich zu Ihnen kommen.«
    Â»Ist in Ordnung, ja, aber bitte, ich muss ihn trotzdem jetzt sofort sprechen.«
    Â»Er kommt zu Ihnen«, sagt der Mann. »Sagen Sie mir einfach, wo wir Sie finden, und dann kommen wir zu Ihnen.«
    Liz stutzt. Wir? Warum wir ? »Hören Sie, Herr Cogan – oder wie Sie auch immer heißen –, warum kann er mir das nicht selbst sagen? Oder leben Sie im Mittelalter und haben kein schnurloses Telefon?«
    Schweigen.
    Dann: »Herr Naumann hat einen Termin, da darf ich ihn nicht stören.«
    Â»Einen Termin?«, fragt Liz. Plötzlich klingeln bei ihr sämtliche Alarmglocken. »Mit einem Kunden?«
    Â»Ã„h, ja. Mit einem wichtigen Kunden, wissen Sie, von dem Gespräch hängt viel ab. Da darf ich nicht stören. Sagen Sie mir doch einfach, wo Sie sind.«
    Der Telefonhörer in Liz’ Hand beginnt zu zittern. Gabriel hat ihr wenig über seine Arbeit erzählt, aber eins weiß sie ganz genau: Gabriel hat nie Termine mit Kunden bei Python. Er fährt raus zu den Kunden, zum Beispiel, wenn es Scherereien gab oder einen Alarm, aber die Gespräche bei Python, mit wichtigen Kunden, das war immer Sache seines Chefs.
    Â»Hallo? Frau Anders. Sind Sie noch dran?«
    Â»Ja.«
    Â»Wir würden Sie auch abholen, wenn Sie wollen.«
    Liz schließt kurz die Augen, dann sagt sie: »Sie wissen gar nicht, wo er ist, richtig?«
    Stille.
    Mit klopfendem Herzen hängt Liz den Hörer ein. Die Knöchel ihrer Hand sind weiß, so fest umklammern ihre Finger das schwarze Plastik. Ihre Gedanken rasen. Er ist in Schwierigkeiten, denkt sie verblüfft. Aber warum? Und warum will dieser Cogan unbedingt, dass sie zu Python kommt. Was läuft hier?
    Sie lässt den Hörer los und versucht durchzuatmen.
    Konzentrier dich. Bleib ruhig. Wen kannst du noch anrufen?
    Gabriel hatte

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