Schnitt: Psychothriller
ein Laken und schluckt. »Ich weià ja nicht, was du vorhast, aber ich ⦠ich bin nicht wie du, ich kann das nicht.«
»Ich will nur Liz finden.«
David zögert. »Und warum soll sie bei von Braunsfeld sein?«
»Erkläre ich dir gleich. Lass uns gehen.«
David nickt langsam und steckt einen Blister mit Novalgin-Schmerztabletten in seine Jeans, dann richtet er sich auf. »Ãbrigens, weiÃt du, was seltsam ist?«
Gabriel schüttelt den Kopf.
»Es kann ja ein Zufall sein«, sagt David nachdenklich, »aber diese Villa, von der du erzählt hast, die in Lichterfelde, hast du nicht gesagt, die Besitzerin hieÃe Ashton?«
»Ja, warum?«
»Gill Ashton?«
»Ja, genau. Gill Ashton. Das stand auf dem Türschild.«
David hebt die Augenbrauen. »Ashton ist der Mädchenname von von Braunsfelds Frau. Gill Ashton. Sie starb vor mehr als dreiÃig Jahren bei einem Autounfall, kurz nachdem sie bei von Braunsfeld ausgezogen war. Die beiden wollten sich scheiden lassen.«
Gabriel starrt ihn ungläubig an.
»Wie gesagt, kann ja alles Zufall sein, aber â¦Â«
»So viel Zufall gibtâs nicht«, sagt Gabriel. »Hast du einen Wagen? Oder ist der auch schon verkauft?«
Kapitel 48
Berlin â 28. September, 06:18 Uhr
Liz saà minutenlang auf dem kalten Steinboden neben von Braunsfelds Leiche, mit dem Rücken an eine Säule gelehnt. Der bizarre schwarzrote Blutfleck auf dem weiÃen Hemd sah aus wie in einem Horrorfilm.
Sie dachte an Markus, oder vielmehr Valerius , sein zweigeteiltes, dämonisches Gesicht, und die Angst hüllte sie wie eine dunkle Wolke ein. Irgendwo da drauÃen war er! Sie war mitten in die Höhle des Löwen gestolpert, und jetzt saà sie hier unten in der Krypta fest, genau da, wo Valerius schon einmal eine Frau getötet hatte.
Siedend heià fiel ihr ein, dass Valerius also die Wege in die Krypta kennen muss. Oder kennt er vielleicht doch nur einen? Und was ist mit dem Code? Den hatte Victor von Braunsfeld vermutlich geändert, sonst wäre er doch wohl kaum mit ihr hierhergeflohen.
Sie merkte, wie ihr Puls beschleunigte und die Angst endgültig Besitz von ihr ergriff.
Tu was!, dachte sie. Lenk dich ab.
Liz stand auf. Ihre Beine schmerzten von der Ãberanstrengung, dennoch waren Schmerzen eindeutig besser, als nichts zu tun. Sie stieà die Tür zum Gang auf und lief zurück zum Eingang unter dem Gewächshaus. Als sie vor dem elektronischen Schloss stand, packte sie die Wut, und sie schalt sich dafür, nicht genauer hingesehen zu haben, als von Braunsfeld den Code eingegeben hatte. Sie drückte gegen die Tür, fuhr mit den Fingern über die Ränder und suchte nach schadhaften Stellen. Die Wände waren zwar durchfeuchtet, zum Teil sogar bröckelig, doch mit bloÃen Händen war hier nichts auszurichten.
Also ging sie zurück und begann, die Krypta zu untersuchen, tastete die Wände ab, suchte nach Spalten, Türen, Ãffnungen oder sonst etwas, das einen Ausgang erahnen lieÃ. Auch wenn der zweite Ausgang keine Fluchtmöglichkeit für sie bot, weil er ja in die Villa führte und damit direkt in seine Arme â es erschien ihr trotzdem wichtig zu wissen, wo er war.
Doch es gab keinen zweiten Ausgang. Jedenfalls keinen, den sie fand. Bleierne Erschöpfung überfiel sie. Sie setzte sich, möglichst weit weg von Victor von Braunsfelds Leiche, auf eine andere rote Chaiselongue.
Als sie einige Zeit später hochschreckt, ist sie verwirrt, hat kein Gefühl dafür, ob oder wie lange sie geschlafen hat. Es könnten Stunden sein oder auch nur Minuten.
Wieder kommt die Angst, also beschlieÃt sie, sich noch einmal die Krypta vorzunehmen. Stöhnend richtet sie sich auf und sieht zwischen den Säulen hindurch zu dem Sarkophag. Langsam geht sie darauf zu, dabei hallen ihre Schritte irritierend von der Decke der Krypta wider, so als wären sie einmal vor ihr und dann wieder hinter ihr.
Der Spiegel in der Nische hinter dem Steinsarg ist etwa zwei Meter hoch, in rissiges dunkles Holz gefasst, die silberbedampfte Spiegelfläche ist fleckig und halb blind. Das Figurenrelief, das den Sarg umläuft, wirkt im Licht- und Schattenspiel lebendig. Zahllose ineinander verschlungene menschliche Gestalten scheinen aus dem Stein herauszuwachsen. Die meisten tragen Helme und Waffen, die sie in die Leibe der anderen stoÃen, manche sehen aus
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