Schnitt: Psychothriller
unmöglich. Sein Atem strich durch die geöffneten Lippen ein und aus. Eine sehr, sehr junge Frau lag auf dem Rücken, mit dem Kopf ganz nah bei der Kamera, auf einer Art steinernem Tisch oder Altar. Sie trug ein schwarzes Kleid, das von oben bis unten aufgeschlitzt war. Um sie herum sah es aus wie in einer unterirdischen Kirche, mit all den Säulen und Bögen. Die Männer und Frauen wirkten wie Krähen, mit barocken, krummschnäbeligen Masken, dunklen Umhängen und Hüten, und überall schimmerte nackte Haut.
Zwischen den Schenkeln der jungen Frau auf dem Altar stand ein Mann, direkt vor ihrer dunklen Scham. Das haarige Dreieck zeigte auf ihn, vielmehr auf sein Glied, das zwischen den Stoffrändern des Umhangs hervorlugte wie eine schlaffe Wurst.
Die Frau â oder das Mädchen? â lachte, bog ihren Rücken durch, so dass ihre Hand das Glied des Mannes zu fassen bekam. Der Mund des Mannes zuckte unter der Maske, die sein Gesicht nur halb verbarg. Irgendetwas gefiel ihm nicht. Er schlug die Hand der Frau weg, und dann â ganz schnell â schlug er ihr zweimal ins Gesicht, links und rechts. Ohrfeigen. Die kannte er, die hatte er schon mehrfach von Vater bekommen, nur nicht so !
Das schien dem Mann besser zu gefallen.
Er riss der Frau die Maske vom Gesicht. Grinste. Seine Linke packte sie an der Kehle, mit der anderen Hand ohrfeigte er ihre Brüste, mit aller Kraft.
Es tat ihr weh, das sah er sofort. Das alles tat ihr weh. Und sie bekam keine Luft mehr. Die Farben auf dem Video flirrten, waren verwaschen, aber trotzdem, ihr Gesicht schien anzulaufen, erst rot, sie hatte angefangen zu schreien, dann blau. Sie ruderte mit den Armen, sie hatte nicht mehr sein Glied in der Hand, aber dafür â er starrte auf das Glied des Mannes â aber dafür war das Glied des Mannes jetzt lang und steif, er drückte es in sie hinein, raus, hinein â¦
Plötzlich bäumte sich das Mädchen auf. Ihre Arme ruderten, sie packte in sein Gesicht und riss ihm die Maske ab.
Der Mann sah aus wie ein Popstar. Oder ein Schauspieler. Jung, sehr jung, und schön, wie in der Bravo . Und der Mann grinste spöttisch, atemlos, wie die Stars, wenn sie auf dem roten Teppich oder einer Bühne stehen.
Er sah dieses Gesicht nur für ein oder zwei Sekunden, etwas länger als ein Flashlight, dann packte eine der anderen maskierten Gestalten den Mann und zog ihn beiseite wie einen jungen nassen Hund.
Der Junge wehrte sich mit Leibeskräften und riss auch einigen anderen die Maske vom Gesicht. Die Männer reagierten seltsam panisch, hielten sich die Hände vors Gesicht oder verbargen sich hinter den Umhängen. Sie sahen aus wie eine Schar wehrloser Kinder. Die entblöÃten Körper leuchteten grotesk, ihre schlaffen Glieder baumelten hektisch hin und her.
Der Junge war nicht stark genug. Einer der Männer trat ihm in die Hoden, und er krümmte sich vor Schmerzen. Zwei andere packten ihn und hielten ihn fest. Er gab auf, scheinbar zu Tode erschöpft.
Jede Bewegung im Raum erlahmte, und dann, ganz plötzlich, riss der Junge sich los, griff auf einen Tisch, der voller Teller, Platten und Essen stand. Wie eine Schlange peitschte er durch den Raum, auf das Mädchen zu, und rammte ihr etwas Blitzendes zwischen ihre Beine.
Er hatte noch nie ein Gesicht gesehen wie das des Mädchens in diesem Moment. Und noch nie einen solchen Gesichtsausdruck wie den des jungen Mannes. Er war sicher, diese beiden Gesichter würde er nie wieder vergessen. Ebenso wenig wie den Schnitt.
Denn der Junge zog das glänzende Etwas, das er in sie hineingestoÃen hatte, durch ihr schwarzes Dreieck, aufwärts durch ihren Unterleib und hinauf, bis zu der Bucht zwischen ihren Brüsten, dabei holperte das Messer an manchen Stellen wie ein Pflug in durchwachsener Erde.
Gleich einem verstörenden Stroboskoplicht hämmerten die Bilder auf ihn ein, und er konnte nicht anders, als atemlos zuzusehen.
Der Schnitt übertrug sich förmlich in seine Eingeweide.
Alles drehte sich. Die vier bauchigen Fernseher starrten ihn bösartig an. Irgendwann fand er zitternd den Knopf.
Aus. Weg.
Mit einem dumpfen Fump stürzte das Bild in sich zusammen, als gäbe es im Monitor ein schwarzes Loch. Das Geräusch klang schrecklich und beruhigend zugleich. Er starrte auf die dunkle Mattscheibe, in die Spiegelung seines Gesichts. Ein Gespenst mit schreckgeweiteten Augen starrte
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