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Schnittmuster

Titel: Schnittmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Slater Sean
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folglich nahmen sie den vorderen Eingang und liefen ums Haus herum. Striker öffnete den ersten von fünf großen Müllcontainern. Sah hinein, konnte aber in der Dunkelheit kaum etwas erkennen.
    Â»Eine Menge Mülltonnen für eine Straße«, bemerkte Felicia.
    Â»Du sagst es.«
    Striker öffnete sämtliche Deckel. Dann leuchtete er mit seiner Maglite in sämtliche Behältnisse. Die ersten zwei waren leer. Bei Müllcontainer Nummer drei wurde er fündig. Er zog drei leere Plastikbecher und zwei verbeulte, sehr große Ventilatoren aus dem Müll. Die Ventilatorblätter waren voller Blumenerde. Er hielt eins hoch und murmelte: »Grundgütiger, kann es echt so banal sein?«
    Felicia schüttelte verständnislos den Kopf. »Ich würde mal sagen nein, ich hab nämlich null Ahnung, wovon du sprichst.«
    Er warf die Sachen wieder in den Müllcontainer und erwiderte ihren Blick. »Es war eine Plantage, Feleesh.«
    Â»Eine Hanfplantage?« Sie blickte ihn zweifelnd an. »Davon stand aber nichts in dem Bericht.«
    Â»Stimmt. Und warum nicht? Das ist die Millionendollarfrage, oder?« Er entdeckte die Blumentöpfchen in dem nächsten Müllbehälter und schüttelte den Kopf. »Das ist nirgends dokumentiert.«
    Felicia schnappte sich ihr Handy und rief Info an. Kurz darauf schüttelte sie frustriert den Kopf.
    Â»Nichts Neues«, meinte sie. »Für diese Adresse sind lediglich ein mysteriöser Anruf und dann, ein paar Stunden später, die Brandstiftung gemeldet.
    Striker schlenderte durch den Garten, durchwühlte das Brandgut. Als er nichts Aufschlussreiches fand, lief er wieder zur Frontseite des Hauses. Analysierte das Ausmaß des Schadens, den das Feuer angerichtet hatte. Betrachtete gedankenvoll das »Versiegelt durch die Stadt«-Zeichen.
    Â»Bei einem Feuer dieser Größenordnung hätte die Stadt auf jeden Fall den Strom abstellen müssen«, gab er zu bedenken. »Und einen Ingenieur hinzuziehen müssen. Von wegen Energieversorgung und Umweltschäden. Ich kenne ein paar von den Leuten bei der Stadt – hast du zufällig einen Draht zu irgendeinem Energieversorger?«
    Â»Ja, zu BC Hydro. Die sind hier irgendwo ein Stück weiter die Straße rauf.« Sie schaute auf ihre Armbanduhr. »Ist allerdings schon reichlich spät. Mein Kontakt ist vermutlich nicht mehr da.« Sie klappte abermals ihr Handy auf. »Warte, ich guck mal, ob ich sie noch an die Strippe kriege.«
    Während Felicia telefonierte, lief Striker auf den Bürgersteig. Suchte die Straße nach möglichen Videoüberwachungsgeräten ab, fand keine. Entdeckte nur ein einziges anderes Haus in dem besagten Block.
    Es stand unter der Straßenlaterne, war zweistöckig und blau gestrichen. Ein rostiger Zaun umgab den Hof, der völlig verunkrautet war. Vor dem Grundstück standen ein paar alte Eisenmülltonnen, die meisten ohne Deckel und verbeult.
    Der Detective registrierte eine Bewegung hinter dem Fenster im ersten Stock. Eine dünne alte Frau linste durch einen Vorhangspalt. Kaum fing sie Strikers Blick auf, fiel der Vorhang zu, und sie war weg.
    Felicia trat zu ihm. »Okay«, sagte sie. »Ich hab jemanden bei Hydro, der uns weiterhelfen kann, aber wir müssen uns beeilen.«
    Striker hielt seine Augen auf das blaue Haus geheftet. Er zögerte. Irgendwas an der alten Frau kam ihm sonderbar vor – zweifellos war sie eine von vielen Irren in dieser Gegend; jeder, der in diesem Viertel wohnte, hatte eine Schraube locker – aber ihre Heimlichtuerei signalisierte ihm, dass da irgendwas im Busch war.
    Â»Da, fang auf.« Er warf Felicia die Wagenschlüssel zu. »Hol mich wieder hier ab, wenn du fertig bist.«
    Â»Du kommst nicht mit?«
    Â»Nein.« Er grinste breit. »Ich glaube, ich hab gerade eine Zeugin gefunden.«
83
    Die Erinnerungen an Kind 157 wehten wie eisige Nebel durch Shen Suns Gehirnwindungen. Er fühlte sich innerlich zerbrochen und wie betäubt. Wie jedes Mal. Bis es in den Tiefen seiner Erinnerung Klick machte und er aus seiner Starre gerissen wurde. Er schaute nach links. Dort, im ersten Stock eines nahe gelegenen Hauses, trank eine alte weiße Frau eben ihren Tee.
    Einen Moment lang ignorierte Shen Sun die Frau. Er war müde und fühlte sich geschwächt – sein Nervenkostüm war dünn wie Reispapier. Irgendetwas in ihrem Wohnzimmer weckte seine

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