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Schnittmuster

Titel: Schnittmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Slater Sean
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damit durch sind.«
    Â»Danke, Brady. Die Akte hilft uns bestimmt weiter.«
    Â»Mann, hoffentlich finden Sie diesen Scheißkerl.«
    Striker nickte. Dann verließen die beiden Ermittler die Feuerwache und stiegen in den Wagen. Striker ließ den Motor an und bog auf den Victoria Drive, dieses Mal jedoch nach Norden. Felicia musterte ihn fragend.
    Â»Wohin fahren wir jetzt?«, wollte sie wissen.
    Â»Dahin, wo dieser ganze Albtraum angefangen hat.«
    Zwischen ihre Brauen schob sich eine tiefe Falte. »Aber St. Patrick’s High ist westlich von hier.«
    Â»Wir fahren nicht zur Schule«, erklärte Striker. »Wir fahren zu diesem Haus auf der Pandora Street. Da finden wir garantiert die Antworten auf unsere Fragen.«
81
    Shen Sun stand in einer öffentlichen Telefonzelle. Es war das dritte Mal, dass er Vater anrief, aber der war nicht zu Hause. Wahrscheinlich war er entweder im Chinese Society Social Club auf der Pender, oder er spielte irgendwo in Strathcona Mah-jong.
    Shen Sun hatte ein verdammt ungutes Gefühl.
    Er knallte den Hörer auf die Gabel und drehte sich um, dabei registrierte er den vorbeifahrenden Streifenwagen. In dem Auto saßen zwei junge Cops – ein Mann und eine Frau. Die Frau streifte Shen Sun mit einem langen, harten Blick, sagte irgendwas zu ihrem Kollegen, dann bog der Wagen um die Ecke.
    Kurvte um den Block.
    Shen Sun schlüpfte in die nördlich verlaufende Gasse. Er hatte hohes Fieber, seine Beine fühlten sich wie Gummistelzen an. Er schlich sich durch das Industriegebiet zur Raymur Street, unter der Überführung durch, wo Stricher und Transen auf Kundenfang gingen. Es war ein schlimmer Ort, wo Drogen, Sex und Gewalt regierten. Aber auch ein guter Ort, weil hier ein Haufen ehrlicher, schwer schuftender Leute lebte. Arme Leute.
    Wie Vater.
    Shen Sun überquerte die Straße und lief im Schatten der Dunkelheit über die Bahngleise. Auf der anderen Seite des Kieswegs stieg die Böschung steil an. Shen Sun lief kurzatmig weiter. Oben angekommen, lief er die Büsche entlang geduckt weiter, bis er ein Loch in der Hecke fand. Dort versteckte er sich. Von seinem erhöhten Aussichtspunkt aus konnte er die Bahnschienen, Raymur Street und vor allem Vaters kleines Siedlungshaus überblicken.
    Alles schien ruhig.
    Vaters Häuschen lag direkt an der Raymur Street. Die Haustür war geschlossen, die Vorhänge offen. Das Licht im Wohnzimmer brannte. Merkwürdig, zumal Vater in ärmlichen Verhältnissen groß geworden war. Verplemperte Energie war verplempertes Geld. Er ließ nie Licht brennen, wenn er wegging.
    Shen Sun beobachtete und wartete. In der Siedlung war es still. Als wäre niemand zu Hause. Draußen auf der Straße war auch niemand.
    Das beunruhigte Shen Sun fast noch mehr als das eingeschaltete Licht in Vaters Wohnzimmer.
    Er hatte zehn Jahre hier gelebt. Auf der Raymur Street war immer was los. Seitdem er hier oben saß, hatte er noch kein einziges Polizeifahrzeug gesichtet. Und das war höchst ungewöhnlich. Dies konnte nur eins bedeuten: Da unten trieben sich Undercovercops rum.
    Die Minuten tickten langsam vorbei. Die unnatürliche Stille machte ihn nervös, er wollte nach Hause, nach dem Rechten sehen. Vater hatte ihm jedoch stets eingeschärft, dass er sich in Geduld üben müsse.
    Folglich wartete Shen Sun.
    So wie er viele Jahre gewartet hatte, in den Wäldern, die das östliche Ende von Sektion 21 flankierten. Die Erinnerung brannte in seinem Kopf, heißer als das Fieber, und bevor Shen Sun sich’s versah, fühlte er sich wieder hilflos klein.
    Hilflos klein wie Kind 157.
82
    Auf der Fahrt zur Pandora Street jagten dunkle Regenwolken über den Himmel, verfärbten das graue Zwielicht in ein schwarz verwaschenes Violett.
    Es passte zu der Gegend. Wohin Striker auch blickte, war triste Betonwüste. Ein Gebäude reihte sich an das nächste, einige waren braun, andere grau, wieder andere schmutzig beige, allesamt hässliche Industriebauten.
    Es war halb sieben und wenig los auf der Straße. Eine Nutte stand an ihrer Ecke, Obdachlose und Streuner kampierten draußen zwischen den Lagerhallen, ernährten sich von dem, was sie in den Müllcontainern fanden. Ein Mädchen, das ihren Wagen bemerkte, verzog sich schleunigst.
    Als sie Block 1700 erreichten, war es fast dunkel. Am Ende der Pandora Street spendete eine einzige Straßenlaterne ihr fahles Licht,

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