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Schnittmuster

Titel: Schnittmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Slater Sean
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brüllte Noodles durch den Raum.
    Â»Ich kenn dich. Du wirst nie fertig.«
    Â»Versau mir bloß nicht alles, Schiffswrack!«
    Striker war zu tief in Gedanken, um zu antworten. Rotmaske hatte sich die Zeit genommen, Weißmaske – das war der, der vermutlich Quenton Wong hieß – Kopf und Hände wegzuschießen, aber dem hier nicht. Warum? Das passte nicht zusammen. Striker neigte sich über den Toten und betrachtete ihn. Der hier war nicht so muskulös wie der andere. Dünn. Noch nicht voll entwickelt, ein bisschen schwach auf der Brust. Möglich, dass er ein Teenager war. Ein Schüler.
    Striker inspizierte die Maske des Toten. Sie war pechschwarz, der Gesichtsform angepasst, mit zwei horizontalen Augenschlitzen.
    Zwei Kugeln hatten Schwarzmaske umgenietet, eine hatte sich in seine linke Gesichtshälfte gebohrt – der Todesschuss – und eine ins Brustbein. Striker inspizierte den Eintrittswinkel der ersten Kugel. Der Todesschuss war durch die linke Wange eingedrungen und hatte dabei ein Drittel der schwarzen Hockeymaske weggepustet.
    Was hatte Laroche noch zu Felicia gemeint: »Der Junge war womöglich unschuldig.«
    Unmöglich, dachte Striker. Trotzdem quälte ihn die Ungewissheit.
    Mit behandschuhten Fingern hob er behutsam die Maske an und zog sie dem Schützen über den Kopf. Eingetrocknetes Blut ließ den Kunststoff wie eine zweite Haut auf dem Gesicht des jungen Mannes kleben, so dass sich die Maske mit einem leicht makabren Schmatzen löste.
    Das Gesicht war entblößt.
    Der Detective sah ihn sich genauer an. Der Schütze war definitiv ein Teenager. Striker hatte ihn noch nie gesehen. Asiate, jung – so um die sechzehn. Er zermarterte sich das Hirn.
    Â»Felicia«, rief er. Sie stand bei Noodles, die beiden diskutierten angeregt. Sie verstummte und reckte den Kopf.
    Â»Ja?«
    Â»Hol Caroline her.«
    Sie antwortete nicht. Vielleicht lag es an seinem Ton. Sie nickte kurz und verließ die Cafeteria. Als sie fünf Minuten später mit Mrs. Myers zurückkehrte, sah Striker, dass Carolines Blick zwar wieder klarer, ihr Gesicht jedoch immer noch gespenstisch weiß war. Sie lief unsicheren Schrittes durch die Cafeteria.
    Â»Hier drüben«, rief Striker.
    Mrs. Myers folgte Felicia widerstrebend, als wäre jeder Schritt eine Qual für sie. Ihr Blick glitt durch die Cafeteria, verweilte kurz auf jeder der zugedeckten Leichen. Der Anblick brachte unsäglichen Kummer auf ihr Gesicht. Dem Detective war klar, was sie dachte:
    Wer von meinen Schülern und Schülerinnen liegt unter diesen Decken?
    Es war auch für einen abgehärteten Cop schwer zu verkraften.
    Die Direktorin blieb vor dem Absperrband stehen, hinter dem Striker kniete, und schauderte, als wäre ihr kalt.
    Â»Caroline …«
    Â»Ich sollte herkommen, um jemanden zu identifizieren?«
    Â»Ich hab zwar eine Vorstellung, wer es sein könnte, vielleicht können Sie mir das bestätigen.« Er blickte zu der Schulleiterin hoch. »Ich muss Sie jedoch warnen, er wurde ins Gesicht geschossen. Hinten, wo die Kugel austrat, sieht er zwar noch schlimmer aus, trotzdem … es ist kein schöner Anblick.«
    Â»Okay«, brachte sie mühsam heraus.
    Striker erhob sich und zog behutsam die Decke zurück.
    Â»Können Sie mir sagen, wer das ist?«
    Mrs. Myers blieb einen Moment lang stumm. Sie schwankte kaum merklich, und Felicia fasste sie vorsichtshalber am Arm, damit sie nicht zusammenbrach. Nach ein paar Sekunden sagte sie unter Tränen: »Es ist Sherman. Meine schulische Hilfskraft.«
    Striker nickte. »Jetzt wissen wir, wer die Überwachungsanlage ausgeschaltet hat.« Er duckte sich unter dem Absperrband hindurch. »Was für ein Junge war er, Caroline? Ich meine, ist er schon mal irgendwie auffällig geworden? Mit wem hing er so rum?«, fragte er leise, eindringlich.
    Â»Er war … ein gutes Kind. Ganz ehrlich. Ein gutes Kind«, stammelte sie.
    Â»Gute Kinder morden keine anderen Kinder.« Gemeinsam mit Felicia führte er die Direktorin von dem getöteten Schützen auf die andere Seite der Cafeteria, wo keine Leichen lagen. Er drückte sie auf einen Stuhl und sagte ihr direkt ins Gesicht: »Egal was für ein Bild Sie von diesem Jugendlichen hatten, Caroline, vergessen Sie es. Sie haben ihn falsch eingeschätzt. Ich möchte, dass Sie sich konzentrieren. Denken Sie genau nach. Wer war Sherman

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