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Schnittmuster

Titel: Schnittmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Slater Sean
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pro.«
    Striker trat an das Cafeteriafenster und starrte ins Freie. Draußen dämmerte es bereits, und der Wind frischte auf. Er fuhr fröstelnd zusammen. Fühlte sich wieder wie zwei Jahre zuvor, als die Probleme mit Amanda eskalierten. Das war kurz vor ihrem Tod gewesen.
    Â»Wie spät ist es?«, wollte er wissen.
    Â»Gleich vier.«
    Himmel! Die Ballerei war über sieben Stunden her. Ihm kam es vor, als lägen Tage dazwischen. Ein anderes Leben.
    Vielleicht war es auch so.
    Er zog seine Sig und ließ das Magazin herausgleiten. Ersetzte gewohnheitsmäßig die fehlenden Patronen, steckte die Pistole zurück ins Holster. Dabei fing er Felicias Blick auf.
    Â»Was denkst du?«, wollte sie wissen.
    Â»Ich denke, dass die Welt verrückt geworden ist.« Strikers Augen tasteten die Cafeteria ab, ein letzter Blick auf die Hölle, die er niemals vergessen würde. Auf das viele Blut, das den Boden in ein riesiges rot-weißes Schachbrett verwandelte. Auf Noodles, der den einen Schützen weiterhin mit Tupfern traktierte und Proben seiner Körperflüssigkeiten nahm. Auf Sherman Chan – Schwarzmaske –, die Hilfskraft, die Striker erschossen hatte.
    Er nahm alles in sich auf.
    Es war zu viel. Einfach zu viel.
    Â»Ich hab die Faxen dicke«, knurrte Striker. »Diese Scheiße steht mir bis Oberkante Unterlippe. Ich muss raus aus dieser verfluchten Schule. Um einen klaren Kopf zu bekommen. Das Ganze geht mir fürchterlich nahe.«
    Durch die Doppeltüren hindurch erspähte Striker die Direktorin. Caroline stand am Ende des Gangs. Er lief ihr entgegen und nahm dankend die Jahrbuchfotos in Empfang, die sie ihm geholt hatte. Genau wie vorhin starrte sie tief betroffen auf den Tatort.
    Als Felicia zu ihm aufschloss, erklärte Striker laut: »Sherman war Schwarzmaske. So viel steht fest. Und soweit wir bislang wissen – anhand der persönlichen Dokumente in der Brieftasche des zweiten Schützen –, war Que Wong Weißmaske.«
    Â»Fehlt uns bloß noch die Identität von Rotmaske«, schloss Felicia.
    Â»Richtig. Laut Carolines Info wohnt dieser Austauschschüler Raymond Leung bei Quenton Wong. Und er hing häufig mit Sherman Chan zusammen. Folglich kann es kein Zufall sein, dass Raymond heute nicht in der Schule war.«
    Â»Du denkst, er ist Rotmaske.«
    Â»Es gibt nur eine Möglichkeit, um das herauszufinden.«
    Sie fuhren nach Kerrisdale.
22
    Courtney saß gemeinsam mit Raine und Que in einer kleinen, abgeschotteten Nische mit Blick auf den Restauranteingang, der auf eine schäbige Gasse in die nördliche Richtung von Kingsway führte. Nicht gerade einladend, fand Courtney, aber für den Golden Lotus schien es Sinn zu machen. Der ganze Laden mutete irgendwie zwielichtig und mysteriös an. Der Parkplatz war unbeleuchtet, als existierte das Restaurant gar nicht; vor den mit Eisengittern geschützten Fenstern hingen dunkelgrüne Portieren, die vor neugierigen Blicken schützten, und es gab keine gedruckten Speisekarten. Que hatte alles auf Kantonesisch bestellt.
    Aber das Essen war super, räumte Courtney im Stillen ein.
    Raine schob ihr eine Platte mit gebackenen Garnelen hin, die lecker nach Knoblauch und Frühlingszwiebeln dufteten. »Die musst du unbedingt probieren, Court, echt. Für diese Dinger könnte ich sterben.«
    Sie nahm sich eine und brach den Schwanz ab. Schob das Fleisch in den Mund. Es schmeckte süßlich-scharf nach Chilipfeffer.
    Â»Sind die nicht sündhaft gut?«, wollte Raine wissen. »Ich könnte die ganze Platte allein verputzen. Im Ernst. Die ganze Platte.« Sie angelte sich noch eine und schob sie Que in den Mund. Den Blick weiterhin auf die Tür geheftet, ließ er sie gewähren. Er hatte kaum Augen für die beiden Mädchen.
    So verlief das gesamte Essen, und das machte Courtney irgendwie nervös.
    Okay, Que Wong war zwar kein geistiger Überflieger, aber er hatte kaum zwei Worte mit ihnen gesprochen. Vermutlich hatte er mehr mit dem Ober geredet als mit ihnen. Und die Reistafel rührte er kaum an, dafür trank er von der Flasche Wiser’s Deluxe, die er zum Essen bestellt hatte. Er saß bloß da, trank Whisky, wartete und schaute durch die gläserne Eingangstür. Während er mechanisch die Garnele kaute, fing er Courtneys Blick auf.
    Â»Willst du irgendwas anderes?«, wollte er wissen.
    Sie schüttelte den Kopf.
    Â»Ist

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