Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schnittmuster

Titel: Schnittmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Slater Sean
Vom Netzwerk:
Stress vor der nächsten Schießerei.
    Er schlich die Straße hinunter, das Gewehr im Anschlag. Es war mit zehn Schuss geladen – genug, um einen Grizzly zu erledigen –, und er spürte den Lauf an seinem Innenarm. Es war nicht irgendein Schießeisen, sondern eine Gefechtswaffe. Benelli. Eine winzige Rakete in seiner Hand.
    Ohne sich umzudrehen, fragte er Felicia: »Gibst du mir Deckung?«
    Sie trat hinter ihn und drückte kurz seine Schulter, zum Zeichen, dass sie nicht bloß da war, sondern voll da. Der Detective entsicherte das Gewehr und pirschte weiter.
    Sich dem Haus von vorn zu nähern war jedenfalls keine gute Taktik. Im Nachbarhaus brannte kein Licht, Striker konnte auch keine Bewegungsmelder entdecken. Er entschied, den Garten als Deckung zu benutzen. Während er gemeinsam mit Felicia den Zaun abschritt und nach Hunden Ausschau hielt, kreisten seine Gedanken um selbst gebastelte Bomben. Solche unkonventionellen Spreng- und Brandvorrichtungen wurden beispielsweise als Postpaket oder in einer Einkaufstasche abgelegt. Wie die Kids in Columbine, die seinerzeit geplant hatten, die gesamte Bibliothek hochgehen zu lassen.
    Folglich blieb er an der Grenze zu Que Wongs Garten stehen, drehte sich zu Felicia um und flüsterte: »Halt die Augen auf von wegen Bomben und so. Kabel. Flaschen. Container – egal was. Pass auf, wohin du trittst.«
    Sie nickte. Ihre Miene unbewegt, ihre dunklen Augen wach und entschlossen. Einerseits hasste er ihre Fähigkeit, ihre Emotionen auf Eis zu legen, andererseits liebte er sie dafür. Sie war hart im Nehmen, immer da, wenn die Kacke am Dampfen war.
    Das ließ sich von seinen Kollegen nicht unbedingt behaupten.
    Eine lange, akkurat auf einen Meter Höhe gestutzte Hecke teilte die beiden Grundstücke. In der regnerischen Dunkelheit mutete sie wie eine dicke schwarze Mauer an. Als Striker die Hecke nach einem Durchlass absuchte, erhaschte er einen Lichtstrahl. Er kam aus Que Wongs Garten.
    Aus der Erde .
    Â»Scheiße, was ist das?«, hörte er Felicia sagen.
    Er griff hinter sich, ertastete seine Kollegin und deutete auf den hellen Grasflecken. Ihre langen Haare klebten ihr feucht im Gesicht, und sie nickte fröstelnd. Striker war ebenfalls kalt. Der Herbstwind frischte auf, pfiff durch das Gebüsch und blies ihnen den Regen ins Gesicht.
    Während Felicia ihm Deckung gab, kroch er die Büsche entlang, bis er ein kleines Loch in der Hecke entdeckte. Ein schmaler Durchgang. Er schob sich zwischen den beiden Büschen hindurch auf das andere Grundstück und überblickte den Garten.
    Klein, nichts Außergewöhnliches. In der Mitte, nahe dem Haus, war ein kleiner Patio, komplett mit Gasgrill, Gartentisch und Stühlen. Etwas abseits stand eine aus Gips modellierte Vogeltränke zwischen zwei nackten Sträuchern. Striker ließ den Blick über die Sträucher schweifen und entdeckte aufgestapeltes Kaminholz am Gartenzaun.
    Das Licht kam von diesem Haufen.
    Striker gab Felicia heimlich Zeichen. Als sie nickte, setzte er in geduckter Haltung über den Rasen zum Patio. Von dort aus konnte er erkennen, dass die Scheite nicht willkürlich gestapelt, sondern in Form eines kleinen Rechtecks aufgeschichtet waren. Im Zentrum war eine Luke, die direkt in den Boden führte. Ein Streifen schmutzig braunes Licht schimmerte durch die Ränder.
    Â»Ein Brunnen?«, tippte Felicia.
    Er schüttelte den Kopf. »Bunker.«
    Â»Ein Bunker?«
    Â»Zum Schutz gegen Bomben, ja. Tritt zurück. Gib mir Deckung.« Er kniete sich hin und inspizierte die in den Boden eingelassene Falltür. Sie war klein, knapp sechzig mal sechzig Zentimeter. Da hätte sich jeweils nur eine Person hindurchzwängen können, falls eine Leiter nach unten führte. Er knipste seine Taschenlampe an und ließ den Strahl über die Ränder der Tür gleiten.
    Â»Was machst du da?«, fragte sie.
    Â»Ich suche nach Streichhölzern, Anzündern, Feuerzeugen.«
    Â»Und? Schon was gefunden?«
    Â»Bis jetzt noch nicht.«
    Er legte die Taschenlampe weg, balancierte das Gewehr in einer Hand und packte mit der anderen den Griff. Fühlte den kalten, nassen Stahl auf seiner Haut und zog so fest, wie er konnte.
    Die Tür knirschte in den Angeln und klatschte schwer gegen das aufgeschichtete Kaminholz.
    Striker starrte in das Loch, ob sich da unten irgendwas regte. Nichts, von irgendwoher kam ein schwacher Lichtstrahl, der

Weitere Kostenlose Bücher