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Schnittmuster

Titel: Schnittmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Slater Sean
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eine rote Stelle auf dem alten braunen Holz. Dort, wo die Kugel eingeschlagen war, befand sich ein kleines, kreisrundes Loch, an dem Knochensplitter, Hautfetzen, ausgerissene Haare und andere undefinierbare Dinge klebten.
    Â»Kümmere dich um unsere Deckung«, wies er sie an.
    Als Felicia nickte, reichte er ihr das Gewehr und streifte sich Handschuhe über. Er beugte sich über den toten Jungen. Verglich das Bild von Raymond Leung, das Mrs. Myers ihm aus dem letzten Jahrbuch fotokopiert hatte, mit dem Toten, der auf dem nackten Zement lag. Es bestanden wenig Zweifel an dessen Identität.
    Der Tote war Raymond Leung.
    Striker faltete die Kopie, schob sie zurück in seine Jackentasche. Er angelte sich die Pistole des Schützen mit Daumen und Zeigefinger und öffnete das Magazin. Inspizierte die Munition, untersuchte die Patronenhülsen.
    Â»Hydra-Shok.«
    Felicia entfuhr ein erleichtertes Seufzen. »Wie in der Pistole von Weißmaske.«
    Â»Wie die, die er für die Opfer benutzte«, bestätigte Striker. Er nahm das Magazin heraus und legte die Waffe zurück auf den Boden. Dann durchsuchte er Leungs Taschen und fand einen zerknüllten Computerausdruck. Er strich das Papier glatt, überflog den Text.
    Felicia sah ihm dabei über die Schulter. »Ich glaub, ich weiß, was das ist.«
    Striker nickte. »Ein Abschiedsbrief. ›Ich scheiß auf euch und auf diese ganze verfickte Welt.‹«
    Â»Klingt nicht nach einem eloquenten Sprachgenie.«
    Â»Korrekt. Der hätte es bestimmt nicht zum Deputy Chief in unserer Abteilung gebracht.«
    Felicia lachte halb erleichtert, halb belustigt. Sie klappte ihr Handy auf. »Ich geb das kurz durch.«
    Striker nickte. Er ließ den Abschiedsbrief in seine Tasche gleiten. Als Felicia sich bereiterklärte, bei dem Toten zu bleiben, forderte Striker die Zivilbeamten an. Sie sollten ihm bei der Hausdurchsuchung assistieren. Während er auf seine Kollegen wartete, ging er den Fall mental noch einmal durch. Alles fügte sich logisch zusammen: Sie hatten Raymond Leungs Leiche gefunden. Hier, bei seiner Gastfamilie. Die rote Maske lag neben ihm. Und seine Waffe, die mit Hydra-Shok-Projektilen gefüllt war.
    Sämtliche Puzzleteile passten perfekt zusammen. Striker hätte sich zufrieden zurücklehnen können. Oder zumindest erleichtert aufatmen können. Aber nichts dergleichen. Stattdessen spürte er einen nagenden Zweifel, der ihm keine Ruhe ließ. Das hier war Mordermittlung. Da passte erfahrungsgemäß nichts mal eben locker zusammen.
    Irgendwas war da faul.
24
    Nach etwas über einer Stunde, um Punkt sieben Uhr, war die Hausdurchsuchung abgeschlossen. Es war niemand im Haus. Die Eltern, Anson und May Wong, waren offenbar in Urlaub bei ihren Verwandten in China. Man würde sie umgehend benachrichtigen müssen. Felicia sicherte bereits den Tatort – Haus einschließlich Garten – mit Absperrband.
    Striker bedankte sich bei den Zivilbeamten für ihre Unterstützung, dann kletterte er zurück in den Bunker, wo Rotmaske – inzwischen als der siebzehnjährige Raymond Leung identifiziert – tot am Boden lag. Kaum hatte er einen Fuß in den Garten gesetzt, bemerkte er den unübersehbar großen weißen Schlitten, der in der Seitenstraße parkte.
    Deputy Chief Laroche.
    Nach einem kurzen Blick durch den Garten lokalisierte Striker Inspektor Beasley, den größten Arschkriecher im gesamten Department. Er stand vor dem Patio. Der Deputy Chief stand neben ihm, direkt vor dem aufgeschichteten Kaminholz, unter dem sich die Bodenluke verbarg. Er hielt sich ein weißes Taschentuch vor die schmalen Lippen. Als er Striker entdeckte, verhärtete sich seine Miene, und er ließ das Taschentuch klammheimlich verschwinden.
    Â»Ich muss mit Ihnen reden, Detective.« Er stapfte zu Striker.
    Striker starrte zu Beasley, der blitzartig neben dem DC auftauchte. »Na? Haben Sie Ihren Cheerleader mitgebracht?«
    Der DC ließ sich nicht ablenken. »Wieso bin ich vor diesem Einsatz nicht informiert worden? Und weshalb wurde das SEK nicht hinzugezogen? Herrgott noch mal, Striker, das wird ein Nachspiel haben.«
    Striker nickte. »Ist das alles, was Sie mir zu sagen haben?«
    Â»Verdammt, was denn noch?«
    Â»Wie wär’s mit ›echt guter Job – Sie haben den Mörder gefunden‹.«
    Â»War vermutlich reine Glückssache.«
    Striker hob eine

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