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Schnittmuster

Titel: Schnittmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Slater Sean
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war.«
    Ihre Äußerung gab Striker zu knabbern, und er versuchte abermals, Noodles an die Strippe zu bekommen. Als sich nur dessen Voicemail meldete, hinterließ er eine weitere Nachricht und hängte ein.
    Â»Raymond Leung ist nicht Rotmaske, Feleesh. Ich weiß es.«
    Felicias Züge entspannten sich zum ersten Mal an diesem Morgen. Sie strich ihm lächelnd übers Haar.
    Â»Es ist erst dein zweiter Arbeitstag nach deiner Rückkehr, Jacob.«
    Â»Ich weiß.«
    Â»Relax. Sonst schreibt der Doc dich nachher wieder krank.«
    Er fühlte sich mit einem Mal ausgepowert. Kaum zu glauben, dass sie erst am Anfang ihrer Ermittlungen standen. »Wir fallen tiefer und tiefer in ein bodenloses Loch, Felicia.«
    Â»So ist das nun mal mit Ermittlungen. Immer schön eins nach dem anderen. Es ist jetzt zehn Uhr.«
    Â»Und?«
    Â»Lass uns gehen«, sagte sie. Sie packte ihn am Arm und zog ihn auf die Füße. »Wir müssen uns mit ein paar von den Eltern treffen.«
    Die Worte trafen Striker bis ins Mark.
    Sich mit den Eltern treffen – das war nicht wirklich sein Ding. Es war beinahe schlimmer als die Schießerei mit Rotmaske.
35
    Striker beschlich ein mulmiges Gefühl, als sie an der Schule vorbeifuhren. Die Erinnerung war noch verdammt frisch, etliche Fragen warteten dringend auf Antwort. Und als wollten sie ihm diese Tatsache brutal vor Augen führen, lauerten diverse Kamerateams vor dem Schulgebäude, wie Spinnen in ihren Netzen. Sie filmten die Blumensträuße und Karten und Stofftiere, die den Rasen bedeckten, wo man den Toten zum Gedenken ein provisorisches Mahnmal errichtet hatte. Scharen von Menschen pilgerten zu dem geschmückten Vorplatz, ihre Gesichter von stummer Trauer und Fassungslosigkeit gezeichnet.
    Striker verfolgte das Schauspiel mit düsterer Miene. »Kennst du einen von denen?«
    Â»Nein.« Felicia schüttelte den Kopf.
    Â»Gut.« Er fuhr an der Menge vorbei zum Haus der Chows. »Wie viele von den Eltern treffen wir?«
    Â»Zwei Mütter.«
    Â»Bloß zwei von den Müttern? Was ist mit den anderen?«
    Felicia zog ihr Notizbuch aus der Tasche. »Wir treffen uns mit der Mutter von Conrad MacMillan, dem Schüler aus der achten Klasse. Seine Eltern heißen Archibald und Margaret. Archie ist wohl noch auf der Rückreise von Schottland. Er war bei seinem kranken Vater, als es passierte.«
    Â»Grundgütiger.«
    Â»Das kannst du laut sagen. Folglich unterhalten wir uns erst mal nur mit Margaret.«
    Sie las weiter vor. »William und Stefana – so heißen die Eltern von Chantelle O’Riley. Sie hatten zwar für heute zugesagt, aber dann erlitt Stefana einen Nervenzusammenbruch. Daraufhin rief William im Dezernat an, dass es ihnen noch zu früh sei, dass sie noch Zeit bräuchten. Ein oder zwei Tage wenigstens.«
    Â»Und was ist mit den Eltern von Tina Chow?«, meinte Striker unbehaglich. Courtney hatte Tina und Conrad gekannt.
    Und er selbst ebenfalls.
    Felicia räusperte sich. »Stanley Chow, also der Vater, bringt das jüngere Geschwisterkind zu Verwandten. Folglich bleibt uns nur die Mutter, Doris Chow.«
    Â»Drei tote Kinder, zwei Elternteile. Himmel.«
    Â»Es wurden noch andere Kinder erschossen, Jacob. Es gab zweiundzwanzig Tote, die Zahl der Verletzten steht noch nicht abschließend fest. Wenn es sein muss, können wir auch mit den anderen Eltern sprechen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Die anderen waren meines Erachtens zufällige Opfer. Erst mal schauen, was Margaret und Doris für uns haben.«
    Sie passierten die Schule, bogen nach rechts und fuhren über die Hemlock Glen. Das weiß gestrichene zweistöckige Haus, das von einem weißen Palisadenzaun eingefasst wurde, fiel sofort auf. Zwei schwarze Mercedes-Limousinen parkten in der Auffahrt. Hier wohnten also die Chows. Zwei Frauen standen am Gartentor. Eine war Asiatin, die andere vermutlich Kanadierin. Beide standen wie angewachsen da. Und starrten schweigend in eine unbestimmbare Ferne.
    Die Asiatin löste sich aus ihrer Starre und hob eine Hand.
    Â»Da sind sie«, sagte Felicia.
    Striker bog in die Auffahrt ein. Der verharschte Kies knirschte unter den Autoreifen. Er parkte, schaltete den Motor aus und blickte zu Felicia.
    Â»Du sprichst mit Margaret MacMillan, ich übernehme Doris Chow. Hinterher vergleichen wir die Aussagen miteinander, okay?«
    Sie nickte

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