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Schnittmuster

Titel: Schnittmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Slater Sean
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sehr«, sagte er dann.
    Oder: »Du warst ihr ganzer Stolz.«
    Â»Ich vermisse sie auch, Mäuschen«, schob er dann nach.
    Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, dieses spanische Flittchen zu vögeln.
    Courtney dachte an Felicia und Dad und dass ihre Mutter nicht mehr bei ihnen war und fühlte sich mit einem Mal mutterseelenallein. Einsam. Keiner kümmerte sich um sie. Keiner wusste, wie es tief in ihr drin aussah. Keiner verstand sie.
    Außer Raine.
    Ihre Freundin verstand sie, denn Raine hatte Schlimmes durchgemacht. Die Streitereien und die Scheidung und den Umzug ihres Vaters.
    Courtney nahm automatisch den Hörer auf und wählte die Nummer von Raine, landete aber wieder auf dem Anrufbeantworter. Sie überlegte, ob sie eine weitere Nachricht hinterlassen sollte, fand The Court als Spitznamen aber zu bescheuert und legte auf. Sie schaute sich das Video noch zwei Mal an, und ihr Kummer schlug in verzweifelte Wut um.
    Mom hätte in jener Nacht nicht zu sterben brauchen, sinnierte sie. Dad hätte irgendwas tun können. Irgendetwas, verdammt! Er war ein gottverfluchter Cop, er hätte aktiv werden müssen. Er hätte sich verdammt noch mal kümmern müssen.
    Hatte er aber nicht, oder?
    Er beteuerte zwar dauernd, dass er Mom vermissen würde und dass es ihm unendlich leidtäte, aber dafür konnte sie sich nichts kaufen. Weil Mom von ihnen gegangen war. Für immer. Und alles bloß, weil er sich nicht gekümmert hatte. Weil er die Dinge hatte laufen lassen.
    Letztendlich ließ das nur den einen logischen Schluss zu: Dad war schuld, dass Mom tot war.
37
    Es war Viertel vor zwölf. Sie saßen im Wagen und fuhren nach Osten, als Noodles endlich zurückrief. Sein Kommentar lautete kurz und bündig: »Die Blutgruppe von Raymond Leung und die von den Blutspuren in dem Honda sind nicht identisch.«
    Striker schloss einen Herzschlag lang die Augen. »Verdammt, ich wusste es.«
    Â»Raymond Leung war A-positiv. Das Blut in dem Civic ist Null-negativ.«
    Nach dieser Information hätte Striker sich eigentlich besser fühlen müssen, denn sie bewies, dass er richtig getippt hatte. Stattdessen schürte sie Unbehagen und dunkle Vorahnungen.
    Rotmaske war noch irgendwo da draußen.
    Â»Ist Laroche darüber informiert?«, fragte er Noodles.
    Â»Ja. Er argumentiert, dass das Blut in dem Auto deswegen noch lange nicht von Rotmaske stammen müsse. Dass wir das nicht belegen können.«
    Â»Ich hab ihn selbst angeschossen.«
    Â»Hey, wem sagst du das, Schiffswrack? Auch egal, damit müssen wir leben.«
    Noodles versprach, ihn auf dem Laufenden zu halten, dann legte Striker auf und erzählte Felicia die Neuigkeit.
    Â»Demnach hattest du Recht«, räumte sie schließlich ein. »Herzlichen Glückwunsch, Jacob. Klasse Neuigkeit. Der Irre treibt sich noch irgendwo da draußen rum.«
    Er blinzelte. »Hey, nicht dass wir uns falsch verstehen, ich wollte damit nicht angeben. Was ich damit sagen will, ist bloß, dass wir am Ball bleiben müssen. Die Geschichte ist noch nicht vorbei.«
    Er wartete auf ihre Antwort, bekam aber keine. Sie fuhren schweigend weiter. Ziel: East Vancouver. Franklin Street.
    Das Industriegebiet von Vancouver.
    Eine Viertelstunde später, als das Schweigen unerträglich wurde, lenkte Striker das Gespräch wieder auf die Ermittlungen.
    Das Treffen mit den beiden Müttern, Doris Chow und Margaret MacMillan, hatte ihnen ein paar interessante Informationen geliefert. Der Debattier-Club, der Trip nach Hongkong, die Diskussionen um die Autonomie Tibets und das gecancelte Diskussionsforum – das Timing war bestimmt kein Zufall gewesen, trotzdem vermochte Striker beim besten Willen keinen Zusammenhang zu erkennen. Es war ein weiteres Stück von unendlich vielen Puzzleteilen, die nicht zusammenpassten.
    Er hatte Magenschmerzen vor Hunger und vor Sorge. Es war gleich zwölf, und Courtney hatte noch nicht zurückgerufen. Sie war bestimmt schon auf und ließ ihn ganz bewusst zappeln. In gewisser Hinsicht war sie wie ihre Mutter.
    Er nahm die Forty-First Avenue in östliche Richtung, an Arbutus vorbei, und fuhr dann zu einem McDonald’s Drive-In. Courtney ist nun mal, wie sie ist, seufzte er. Sein Magenknurren ließ sich dagegen beheben. Er bestellte einen Big Mac, ein Filet-O-Fish und zwei Kaffee – seinen schwarz, Felicias mit extra Milch und Zucker. Der Kaffeeduft schien Felicias

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