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Schnüffler auf Burg Schreckenstein

Schnüffler auf Burg Schreckenstein

Titel: Schnüffler auf Burg Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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verstehen.
    „Fundamental!“ Beeindruckt gab der Computer dem Dichter das Blatt zurück. „Bei der Methode seh ich Land!“
    Die Glocke läutete zur nächsten Stunde, da kamen Dings und Bums um die Ecke. Nichts war ihnen anzumerken. Kühl und auf eine penetrante Weise leutselig, machten sie sich in zwei anderen Klassenzimmern breit, um den Unterricht zu verfolgen. Dings saß in der Pummelklasse, die Französisch beim Rex hatte. Dabei wurde auch dem letzten klar, welche Macht die Prüfer besaßen und wie wenig Humor.
    Bemüht, die Stimmung zu entkrampfen, versuchte der Rex einen Scherz. „Wir haben heute einen Gast“, sagte er, „und wollen ihm unsere fabelhafte französische Aussprache ohne Wäscheklammer auf der Nase vorführen.“
    „Verzichten Sie nicht meinetwegen auf gewohnte Hilfsmittel!“ antwortete Dings.
    „So ernst war das nicht gemeint“, erklärte der Rex.
    Das hagere Gesicht von Dings blieb unbewegt. „Tun Sie, als war ich nicht da!“
    „Gern“, antwortete der Rex nun seinerseits mit eisiger Miene. Doch er hielt seinen Unterricht ohne die sonst üblichen Scherze und ohne Seitenblick ab.
    Von ähnlichen Erfahrungen mit Bums berichteten Emil und Oskar in der nächsten Pause aus der Lateinstunde bei Dr. Schüler. Auch dort war die heitere Stimmung, die das Lernen auf Schreckenstein von dem verbohrten Büffeln in den Neustädter Schulen wohltuend unterschied, an dem Gast gescheitert.
    „Nicht ein einziges Wort über sein Schachspiel hat Schüler losgelassen!“ Oskars Bemerkung stimmte bedenklich. Denn die große Leidenschaft des rasenden Lateinlehrers blieb normalerweise in keiner Unterrichtsstunde unerwähnt.
    „Die haben auf stur geschaltet“, brummte Beni .
    Hans-Jürgen nickte besorgt. „Und bekommen so einen völlig falschen Eindruck von uns.“
    „Vielleicht ist der besser als der richtige“, meinte Andi. „Am besten also nichts Lustiges!“ witzelte Klaus. „Damit sie uns mögen, weil sie uns nicht verstehen.“
    Den folgenden Unterrichtsstunden wohnten die „Gäste“ nicht mehr bei. Der Stimmung gab das keinen Aufschwung. Sie verliefen in allen Klassen derart trocken, daß Stephan nach der letzten sagte: „Die Brüder haben eine Streuwirkung wie Schrot! Jetzt lahmen wir schon ohne sie.“
    Das Schweigen der Umstehenden gab ihm recht. Jeder spürte die Beklemmung, keiner wußte ein Mittel dagegen.
    Auch beim Mittagessen fehlten die Störenfriede. Lustlos mampften die Ritter Königsberger Klopse, ein Gericht, das für gewöhnlich Höchststimmung auslöste. Unter sieben Stück stand da keiner vom Tisch auf. Ottokars Rekord lag immerhin bei fünfzehn.
    Nur einmal schob Ralph mit der Schüssel für seinen Tisch in die Küche ab, um nachzuholen.
    Heini, der Koch, blinzelte wie aus Sehschlitzen unter der hohen Mütze. „Was ist denn euch auf den Magen geschlagen? Ihr eßt ja heute wie normale Menschen!“
    „Das ist der Ernst des Lebens!“ Mit zwei Fingern faßte Ralph in die gefüllte Schüssel, schob sich eine Kaper zwischen die Zähne und latschte aus der Küche.
    Miniritter Egon sah die Lage anders. „Das ist die Ruhe vor dem
    Sturm!“ In der Tat wurde auffallend wenig gesprochen. „Vielleicht sind Peter und Paul schon abgereist?“ mutmaßte
    Armin.
    „Quatsch. Die schlagen sich bei Mauersäge die Wänste voll!“
    Ralph wußte Bescheid. Er hatte vor dem Essen in den Rittersaal geschaut — die Tür war wegen der Gäste nicht abgeschlossen — und dort Bratenduft gerochen.
    Die Auskunft wurde stumm, aber mit Befriedigung aufgenommen. Wären die heut schon abgereist, könnten wir bald unsere
    Koffer packen! dachte jeder, sagte aber nichts, um nicht miese Stimmung zu verbreiten. Und genau das Unausgesprochene drückte die Stimmung, ließ die Schweigezeit länger erscheinen als sonst.
    Endlich trat Ottokar ans Schwarze Brett und läutete mit der Kuhglocke.
    Er wird eine Schulversammlung einberufen! Viele warteten darauf und waren sichtlich erleichtert, als sie sich irrten. „Heute nachmittag ist großes Aufräumen“, verkündete der Schulkapitän.
    Nach dem Liegen wurden die Gruppen eingeteilt: Hecken am Prinzengarten schneiden, Rasen mähen, Sportplatz walzen, Laub zusammenrechen und verbrennen, Türscharniere ölen, Fensterstöcke streichen, sowie Bootspflege unter der kundigen Leitung von Wasserwart Pummel.
    Obwohl sich nicht alle Tätigkeiten ausgesprochener Beliebtheit erfreuten, drängten sich die Ritter, als handle es sich um einen Streich. Sorgen machen

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