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Schnüffler auf Burg Schreckenstein

Schnüffler auf Burg Schreckenstein

Titel: Schnüffler auf Burg Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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schrieb die Mathematikaufgabe an die Tafel und sagte: „Wenn Sie bleiben wollen, Herr Kollege, bitte. Ich geh jetzt! Aufsicht bei Klassenarbeiten gibt’s hier nicht.“
    „Ach so.“ Bums stand auf. „Es heißt ja, die Schreckensteiner schreiben nicht ab. Dann komme ich mit Ihnen.“
    „Viel Spaß“, scherzte Schießbude noch und ging mit ihm hinaus.
    Kopfschüttelnd sahen die Ritter einander an, und ohne das Silentium zu brechen, machten sie sich daran, die Aufgabe zu lösen.
    Ein wolkenloser Herbsttag war heraufgezogen. Die Sonne tastete sich an der Innenseite des Westflügels vom Eßsaal langsam zum Hof hinunter. Die Klassenzimmer im Ostflügel über der Tordurchfahrt und dem Gewölbe lagen im Schatten, was der Konzentration förderlich ist.
    Strehlaus Computergehirn bereitete die Aufgabe keine Schwierigkeiten. Im Kopf war er der beste Sprinter. Als die Sonne die Fenster des unteren Westflügels erreichte, klappte er sein Heft zu. Er könnte es auf den Tisch des Lehrers legen und die Klasse verlassen. Noch unschlüssig, was er tun sollte, blieb er auf seinem Platz und schaute zum Fenster hinaus. In den Scheiben des Eßsaals spiegelte sich der blaue Himmel. Bis auf eine matte Stelle am dritten Fenster. Da war ein Flügel offen, und einer am fünften.
    Stand dahinter jemand? Strehlau schaute genauer hin. Ja! Bei dem flachen Winkel, in dem die Sonne hineinstrahlte, gab es keinen Zweifel. Auch am dritten Fenster stand jemand. Das war ungewohnt. Um diese Zeit schaute nie jemand vom Eßsaal in den Burghof.
    Schlagartig erwachte der Musterschüler aus der höheren Mathematik: Dingsbums! Klarer Fall! Die hinterhältigen Brüder sitzen da Loge, um festzustellen, ob wir nicht doch voneinander abschreiben oder uns untereinander verständigen. Dieses miese Belauern können wir nicht tatenlos hinnehmen!
    Blitzschnell kombinierte er Gegebenheiten und Möglichkeiten, stand auf, legte sein Heft für die Späher gut zu sehen auf den Tisch des Lehrers, ging weiter zur Tafel, wo sie ihn nicht mehr sehen konnten und annehmen mußten, er habe die Klasse verlassen.
    Mit Kreide schrieb er seine Beobachtung unter die Klassenarbeit und sein Vorhaben gleich dazu.
    VORSICHT! – begann der Text. – Wir werden vom Eßsaal aus beobachtet. Nicht alle auf einmal zur Tafel schauen…
    An der Wand entlang, um nicht mehr gesehen zu werden, verließ er das Klassenzimmer, kam kurz darauf zurück und schob mit einem Besenstiel den Nächstsitzenden zwei Spiegel zu. Die konnten sie mit den Füßen weiterbefördern.

    Nun begab sich Strehlau in den unteren Westflügel. Da die Klassenzimmer, wie gesagt, im Schatten lagen, hatte er sich in seinem Computergehirn eine Art Lichtbillard ausgedacht. Er hängte zwei Zimmerspiegel ab, trat damit im Flur ans nächste Fenster, fing die Sonne ein und leitete die Strahlenbündel hinüber in die Klasse. Dort nahmen sie zwei Ritter mit den Spiegeln ab, schwenkten hinauf und blendeten die Schnüffler, bis sie aufgaben und die Fenster schlossen.
    Drüben im Klassenzimmer legte Stephan den Spiegel weg und signalisierte Erfolg. Auch Strehlau tat desgleichen und bestätigte durch Handzeichen, er habe verstanden. Ohne Eile schloß er das Fenster und hängte die Blendgeräte wieder an ihre Plätze.
    Vorn an der Ecke zum Südflügel hörte er die Schnüffler auf der kleinen Treppe. Genug Zeit, sich ohne Aufregung in sein Zimmer im Nordflügel zu begeben, wo er sich an seinen Tisch setzte und Klaviernoten ordnete, als habe er seit Abgabe der Klassenarbeit nichts anderes getan.
    Draußen hörte er Dings und Bums. Herein kamen sie nicht. Rechtzeitig zur Pause ging er zurück in den Klassentrakt.
    In Gruppen standen die Ritter herum. Jeder wußte inzwischen von der gelungenen Schnüffelabwehr. Strehlau erntete Lob für den Einfall. Gedanken über die Folgen hatten sich nur wenige gemacht, dafür aber um so gründlicher.
    Hans-Jürgen hatte aus den verschiedenen Ansichten in einer besonderen Hochrechnung die verbleibenden Möglichkeiten ermittelt und sie schriftlich niedergelegt.
    Sie wollten uns ertappen — wir haben sie ertappt. Nicht zum erstenmal . Sie sind obersauer.
    Wir müssen uns wehren, aber sie sitzen am längeren Hebel. Unser Erfolg kann unsere Niederlage bedeuten.
    Deswegen müssen wir eine andere Basis mit ihnen finden.
    Sportlicher, ohne Feindschaft.
    Diese Änderung kann nur von uns kommen.
    Am besten war es, sie durch etwas Lustiges umzustimmen.
    Sie müssen uns mögen. Dann können sie uns auch

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