Schnupperküsse: Roman (German Edition)
werde ich ganz schön beschäftigt sein. Ich werde Plumpuddings und Kuchen auf meinem Stand am Bauernmarkt verkaufen. Ich denke, die werden reißenden Absatz finden.« Ich zögere. »Du bist jederzeit willkommen, hier Urlaub zu machen.«
»Vielleicht ergibt sich irgendwann ein Wochenende«, erwidert sie, »es ist nur so schwer, alles unter einen Hut zu bekommen, seitdem ich wieder arbeite. Deshalb werde ich einiges in den Ferien nachholen müssen.«
»Oh«, bemerke ich enttäuscht. Obwohl ich ihr gönne, glücklich und erfüllt zu sein, wünschte ich mir fast, sie nicht angespornt zu haben, ihren Traum schließlich doch noch in die Tat umzusetzen.
»Erinnerst du dich noch an Clare?«, fragt sie. »Ihr Kind war auch bei uns in der Krabbelgruppe.«
»Die kleine Clare«, sage ich und krame die Erinnerungen von einer Zeit hervor, als ich zu einer Clique von Müttern gehörte, die alle darauf aus waren, sich gegenseitig zu überbieten und ihre perfekten Leben zur Schau zu stellen. Ich spüre einen Anflug von Reue, denn ich hatte immer alles vorgetäuscht. Meine Ehe mit David war nie perfekt gewesen.
»Egal«, fährt Summer fort, »sie unterrichtet die Zweitklässler an der Schule und hat mich zu ihrem Yogakurs eingeladen. Der ist klasse, und sie holt mich in fünf Minuten ab.«
»Na dann, viel Spaß«, sage ich, und mein Herz zieht sich traurig zusammen. Zum ersten Mal habe ich das Gefühl, unsere Freundschaft bröckelt, und das macht mich traurig. »Bis bald.« Ich verabschiede mich und beende das Gespräch. Dann suche ich Adam, der sich auf der Couch im Wohnzimmer lümmelt und im Fernsehen die Endloswiederholungen von Top Gear und Friends schaut.
»Ich bin für eine Minute kurz weg«, erkläre ich ihm.
»Um Guy zu sehen?«
»Ja, um Guy zu sehen«, bestätige ich ihm. »Es wird nicht länger als eine halbe Stunde dauern, versprochen!«
»Wie lange nun, eine Minute oder eine halbe Stunde? Ich gehe mal davon aus, du wirst nicht bei ihm übernachten, oder?« Adams Stimme klingt halb verärgert, halb stichelnd und eindeutig herausfordernd.
»Nein, werde ich nicht.« Ich strecke meine Hände aus. »Siehst du, keine Zahnbürste. Behalt die Mädchen im Auge!« Beide sind im Bett und schlafen. Ich glaube nicht, dass sie ihm irgendwelche Schwierigkeiten machen werden.
Auf dem Weg nach draußen schließt sich mir Lucky an und weicht mir nicht von der Seite. Auch wenn es lächerlich klingt, frage ich mich schon, ob Adam ihn geschickt hat, damit er im wahrsten Sinne des Wortes als Anstandswauwau fungiert. Zielstrebig gehe ich die Auffahrt mit meiner Taschenlampe hoch, um den schlimmsten Dreck zu vermeiden, biege dann links ab und gehe über den Hof zur Eingangstür von Guys Haus, das ein moderner Ziegelsteinbau ist, der aussieht, als wäre er verkehrt herum gebaut worden. Die Hintertüren sind zum Hof gerichtet, die Vorderseite liegt auf der anderen Seite zum Garten. Ich klingele und warte.
Schließlich erscheint eine Gestalt, deren Umriss sich in dem Glas oben in der Tür abzeichnet.
»Wer ist da?«
»Ich bin’s, Jennie.«
Die Tür wird geöffnet, und Guys Gesicht erscheint im Türrahmen.
»Du hättest einfach hereinkommen können«, sagt er mit einem breiten Lächeln auf den Lippen.
»Hm, ich bin gekommen, um mit dir zu reden … wegen vorhin.«
Er öffnet die Tür ganz, und Lucky geht ohne weitere Aufforderung schnurstracks hinein.
»Du kommst besser auch herein«, sagt Guy.
»Danke.«
Ich gehe hinein und befinde mich direkt in der Waschküche. Guy geht weiter in die Küche, die modern eingerichtet ist, und ich folge ihm. Die Fronten der Einbauschränke sind aus heller Eiche, die Fliesen des Bodens aus Terrakotta und die Wände weidengrün. Sie ist sauber, aber unordentlich, eben typisch für einen Junggesellenhaushalt. Auf der Küchentheke türmt sich die Post, und ich denke, alles was Guy regelmäßig benutzt, steht in der Küche verteilt herum – Kaffeebecher, Teller, Kochtöpfe, Cornflakesschachteln, Schlüssel und Brieftasche. In einem Blumentopf auf der Fensterbank gammeln Kräuter vor sich hin – ich denke, es ist Basilikum.
»Möchtest du etwas trinken?« Guy gibt mir mit einer Handbewegung zu verstehen, mich auf einen der Barhocker an der Küchentheke zu setzen, räumt aber zuvor noch einen Wäschehaufen weg und wirft ihn auf eine der Küchenablagen.
Mir ist nach einem großen Gin Tonic, doch denke ich nicht, dass Guy so etwas im Haus hat, und so entscheide ich mich für einen Becher
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