Schnupperküsse: Roman (German Edition)
zu überquerenden Plane, einer Leine mit im Wind flatternder Wäsche und einer vogelscheuchenartigen Puppe besteht, die mich an den Bauerntölpel erinnert (und zu überspringen ist). Sie traben mit ihren Ponys über den Parcours und üben für die Show vom Ponyklub. Ponys? Ja, wir haben inzwischen zwei Ponys – Bracken und Teddy, Camillas altes Pony, das uns Maria ausgeliehen hat. Wir haben inzwischen auch noch mehr Hühner, die in der Toreinfahrt herumpicken. Zu den ursprünglichen zehn sind noch mal zehn hinzugekommen, Napoleons Töchter. Sie sind zwar immer noch süß, aber wachsen schnell.
Links von der Koppel kann ich gerade noch die Gestalten von Adam und meinem Vater erkennen, die ein paar junge Bäume in dem kleinen Wald fällen, nur kleine, damit die kräftigeren mehr Platz haben, um zu wachsen. Ab und zu erblicke ich Lucky, wie er auf seiner unermüdlichen Suche nach Hasen im Unterholz hin und her läuft.
»Brauchst du noch den Drehteller?«, fragt mich meine Mutter, die neben mir steht. »Wenn nicht, würde ich ihn wegräumen.«
»Danke, Mum.« Ich stelle die letzte Etage des Kuchens, den ich gerade verziert habe, in die Speisekammer zurück, damit die mit einer Spritztülle aufgetragene Verzierung trocknen kann.
»Auf den kannst du stolz sein«, bemerkt Mum.
»Ich bin sehr zufrieden damit«, erwidere ich. Ich habe meinen ersten kristallenen Kuchenaufsatz sowie Hufeisen aus Kuchenglasur gemacht. Der Kuchen sieht zwar sehr traditionell aus, hat aber dennoch das gewisse Etwas, und ich kann es kaum erwarten, ihn als Herzstück auf unserem Empfang zu sehen. Wir hatten eine kleine Hochzeit geplant, die sich jedoch mit unserer Familie, den alten Freunden, wie Summer, und den neuen Freunden, darunter Maria, und den Müttern vom Ponyklub zu einem riesigen Fest entwickelt hat.
Herr Goggelmoggel ertönt von der Küchenablage.
»Der nächste Kuchen ist fertig«, verkünde ich.
»Ist der für uns?«, fragt Mum.
»Ja, ich dachte, wir könnten ihn heute essen.« Ich beuge mich nach unten, nehme ihn aus dem AGA und drücke leicht mit den Fingern darauf.
»Hat da jemand heute gesagt?« Guy spaziert in seiner Arbeitskleidung herein, Jeans, Unterhemd und ein alter Pulli, den er über seine Schultern gelegt hat. »Heißt das, ich kann ein Stück davon haben?«
»Was weg ist, ist weg«, sage ich und stelle die Form auf das Kuchengitter, damit sie auskühlen kann, bevor ich sie umdrehe.
»Hast du all diese Kühe schon gemolken?«, fragt Mum.
»Ja, ich werde langsam richtig gut darin. Aber inzwischen mach ich’s ja schon eine Weile.« Guys Augen blitzen humorvoll auf.
»Ach, hör auf, mich auf den Arm zu nehmen!«, sagt sie, und ich muss grinsen.
»Vorsicht! Du flirtest mit meinem Verlobten.«
»Ich weiß, mein Kind. Der zudem auch noch nett ist. Ein ziemlicher Adonis …« Mum kichert. »Oder sollte ich besser sagen, er sieht heiß aus. Ich kann mir das nie merken.«
»Ich gehe schnell duschen. In der Zwischenzeit wird der Kaffee bestimmt fertig sein«, sagt Guy hoffnungsvoll.
Als er wieder zurückkommt, hat Mum den Kaffee schon auf den Tisch gestellt und ich den Kuchen angeschnitten, der noch nicht wirklich ausgekühlt ist und deshalb auf dem Teller krümelt.
»Was ist in dem Kuchen alles drin?«, fragt Guy, als ich ihm ein Stück gebe.
»Walnüsse, Datteln und Honig. Wenngleich ich mir nicht sicher bin, ob das wichtig ist, wenn du ihn so schnell isst«, bemerke ich und schaue zu, wie das Stück verschwindet.
»Der war heute ganz phantastisch – fast so toll wie meine zukünftige Frau. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht kommt Guy um den Tisch herum, nimmt mich in die Arme, zieht mich zu sich, und wir küssen uns – das haben wir in letzter Zeit häufig gemacht, um das nachzuholen, was wir in den Monaten der Missverständnisse und Ungereimtheiten versäumt haben.
»Ich liebe dich«, sagt er flüsternd.
»Ich dich auch.«
»Ach, ihr zwei Turteltauben. Ich kann eure Hochzeit kaum erwarten.« Ich höre, wie Mum seufzt. »Vergiss den Kuchen, Jennie. Ich glaube, es gibt nicht Süßeres als die Liebe.«
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