Schnupperküsse: Roman (German Edition)
Hof.
»Lass den AGA mal für eine Minute allein«, sagt er. »Komm und fahr mal den Traktor – ich helfe dir beim Rückwärtsfahren.«
Ich wische mir die Hände ab und ziehe mir draußen vor der Hintertür die Gummistiefel an. Bracken geht am Zaun auf und ab und wiehert abwechselnd mich oder den Traktor an.
Guy hält die Kabinentür auf.
»Steig ein und stell den Sitz ein!« Er kneift mich in den Po, und ich klettere hinauf in die Kabine. »Jetzt dreh den Schlüssel herum! Hab keine Angst – der Traktor kann nicht viel schneller als dreißig Meilen fahren, außer es geht bergab.« Er lächelt, als der Motor zum Leben erbrummt.
»Gut, leg den Gang ein.«
»Welchen?«, rufe ich.
»Den kleinsten Vorwärtsgang, dann rückwärts.« Guy schlägt die Tür zu, und so können wir nur noch durch das offene Fenster miteinander sprechen.
Es ist laut in dem engen Raum, und die Kabine wackelt, so dass ich mich nur schwer konzentrieren kann. Das Vorwärtsfahren klappt gut, mit dem Anhänger rückwärts zu fahren aber nicht.
»Nach links!«, brüllt Guy. »Zu viel. Nach rechts! Stopp! Fahr den Anhänger wieder in eine gerade Position!«
Bald lachen wir beide über meine Unfähigkeit, doch schließlich schaffe ich es, den Anhänger rückwärts auf das Gemüsebeet zu fahren und einen stinkenden Düngerhaufen mitten darauf abzuladen. Ich fahre mit dem Traktor wieder vorwärts in den Hof, wo ich den Motor abstelle.
»Das hat Spaß gemacht«, sage ich. »Was für ein nettes Geschenk!«
Ich öffne die Tür, rutsche hinaus und lande geradewegs in Guys wartenden Armen. Ich weiß nicht genau wie, aber plötzlich umfasst er mit seiner Hand meine Taille, und wir stehen so dicht beieinander, dass ich seinen Atem auf meiner Wange spüren kann.
»Jennie?«, murmelt Guy.
»Wir sind allein«, flüstere ich, und er beugt sich zu mir herunter, die Augen halb geschlossen. Seine Lippen berühren meine. Ich greife mit den Händen nach oben und bekomme sein Sweatshirt zu fassen, so dass es über seiner Brust spannt. Guys Hände gleiten über meinen Rücken, und er zieht mich näher an sich, bis mein ganzer Körper gegen seinen gepresst wird. Ich höre mein Herz schlagen oder sein Herz – ich bin mir nicht sicher, welches.
Guy küsst mich immer intensiver, und ich erwidere seinen Kuss, dabei zittere ich vor Aufregung.
Plötzlich macht er einen Schritt zurück.
»Was ist?«, stottere ich. Liegt es an mir oder an ihm?
»Nimm die Hände von meiner Mutter!«
Es liegt an Adam. Er steht ein paar Meter von uns entfernt in seiner Schuluniform da und hält seinen Rucksack in einer Hand, als würde er ihn gleich auf die Pflastersteine fallen lassen.
»Adam, was machst du denn hier?« Ich gehe auf ihn zu, doch er wirft seinen Rucksack über seine Schulter, marschiert an mir vorbei und verschwindet ins Haus. Ich drehe mich zu Guy um, der puterrot angelaufen ist. »Es tut mir leid …«
Guy verzieht seine Lippen zu einem reumütigen Lächeln. »Du geht ihm besser nach.«
»Wir sehen uns später«, sage ich und greife nach meinen Wangen.
Adam ist nicht weit gekommen. Er steht in der Speisekammer und durchforstet die Kuchenbehälter. Zumindest hat der Kuss zwischen Guy und mir ihm nicht den Appetit verschlagen.
»Adam, wir müssen miteinander reden.« Ich lehne mich gegen die Wand vor der Speisekammer. »Was hast du für ein Problem, Liebling?«
»Nenn mich nicht ›Liebling‹, Mutter! Das ist krank. Obwohl, zurzeit so ziemlich alles an dir krank ist.«
»Adam!« Seine Worte tun mir weh, selbst wenn er sie im Eifer des Gefechts gesagt hat. »Es gibt keinen Grund, so mit mir zu reden.« Ich hole tief Luft. »Mir ist klar, du hast eine schwere Zeit hinter dich gebracht, Liebling –«
»Ich hab dir doch gesagt, du sollst aufhören, mich so zu nennen!«, unterbricht er mich.
»Ich kann einfach nicht anders«, antworte ich und strecke meine Arme aus. »Ich habe dich nun mal lieb.«
»Ja«, doch er zögert und starrt mich durch seinen zerzausten Pony an, der ziemlich lang geworden ist. »Du und Guy also.«
»Ich dachte, du magst ihn.«
»Das tue ich auch. Ich habe doch gesagt, das Problem bist du mit ihm zusammen.«
»Wir sind erwachsene Menschen. Weder er noch ich sind in einer Beziehung, außer du weißt etwas anderes. Ich wüsste nicht, was daran falsch sein sollte.«
»Wenn es nicht falsch wäre, würdest du ihn hier nicht heimlich hereinschmuggeln, während wir in der Schule sind.« Adam kommt aus der Speisekammer heraus. »Weiß Dad
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