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Schnupperküsse: Roman (German Edition)

Schnupperküsse: Roman (German Edition)

Titel: Schnupperküsse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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wird enttäuscht. So gehen wir schweigsam in der frühen Nachmittagssonne am Fluss entlang. Die Blätter an den Bäumen sind inzwischen braun und orange. Einige von ihnen sind heruntergefallen und wehen über die Wiese. Lucky läuft am Flussufer auf und ab, gelegentlich trottet er hinunter, um vom Wasser zu trinken.
    »Deine Klassenlehrerin klingt nett«, beginne ich. »Sie macht sich Sorgen um dich. Ich werde sie morgen treffen.«
    Ich versuche weiter, ein Gespräch in Gang zu bekommen, aber Adam sagt kaum ein Wort.
    »Weißt du eigentlich, dass man, wenn man diesen Weg weitergeht, bis zur Küste kommt?«, bemerke ich, nur um der Stille ein Ende zu bereiten.
    »Warum um alles in der Welt sollte das jemand tun?«, fragt Adam, und seine Worte erinnern mich an Davids bissige Bemerkungen über das Leben und die Leute auf dem Land.
    Ich denke einen Moment lang nach. »Um zu entspannen und die Aussicht zu genießen.«
    Adam stöhnt. »Oh Gott, wie langweilig!«
    Innerlich stimme ich ihm zu. Der Gedanke an eine Wanderung, besonders im Vergleich zu einem Kuss von Guy oder noch etwas mehr, erscheint auch mir ziemlich öde.
    Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich will zwar nicht, dass Adam unglücklich ist, aber ich sehe auch nicht ein, wieso ich es sein sollte. Das mag vielleicht selbstsüchtig klingen, doch immerhin akzeptierte er nach anfänglicher Bestürzung auch Davids Beziehung zu Alice, weshalb ich nicht einsehe, warum ich mir mein Recht auf ein eigenes Leben von ihm absprechen lassen sollte. Nun gut, vor Guy war mir das egal, da eine solche Situation nie aufgetreten ist, doch jetzt hat sich das nun mal geändert, und ich hätte gerne Adams Segen.
    Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er so sensibel darauf reagieren würde. Immerhin kennt er Guy.
    Ich schaue hinüber auf das glitzernde Wasser des Flusses und bekomme einen Kloß in den Hals. Wenn wir hier nicht glücklich werden, denke ich, gibt es keine Hoffnung. Dann werden wir nirgendwo glücklich werden.
    »Von dir habe ich aber ganz schön lange nichts mehr gehört«, sagt Summer, als ich sie nach dem Abendessen anrufe.
    »Du hast dich auch nicht bei mir gemeldet«, erwidere ich in lockerem Ton, wenngleich ich mir um unsere Freundschaft schon Sorgen mache, denn sie verändert sich, womit ich nicht gerechnet hätte, was wohl aber an dem Umzug liegen wird. »Wir geht’s dir?«
    »Ganz gut, danke. Was gibt’s Neues bei dir?«
    »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Das Pony hat Georgia abgeworfen, und sie hat sich dabei den Arm gebrochen. Und Guy ist heute mit einem Anhänger voller Mist vorbeigekommen, als Geschenk für den Garten.«
    »Na, das nenn ich ja mal ein Geschenk«, sagt Summer. »Wie nett!«
    »Um ehrlich zu sein, es riecht ein bisschen streng.« Ich wippe mit den Füßen und halte das Telefon fest umklammert. »Wir haben uns geküsst.«
    »Was? Wahnsinn! Wir haben uns geküsst? Daraus schließe ich, es war in gegenseitigem Einvernehmen. Erzähl weiter!«
    »Es war nicht das erste Mal …«
    »Wie bitte? Warum hast du mir das nicht erzählt?«
    »Weil ich mir nicht sicher war, ob die Sache mit uns weitergehen würde.«
    »Aber jetzt bist du’s? Ich meine, dir sicher? Super! Du Glückliche!«
    »Ich weiß, und das bin ich, aber es gibt da ein paar Schwierigkeiten … Adam platzte dazwischen, und Summer, er war wirklich sauer und aufgebracht.«
    »Ich verstehe nicht, warum dich das so überrascht. Adam ist eifersüchtig. Als Teenager, der bei seiner alleinstehenden Mutter lebt, macht er sich wahrscheinlich Sorgen, dich zu verlieren. Bisher war er dein Beschützer, der Mann im Haus, und jetzt lässt du plötzlich einen anderen Mann in sein Revier, der ihm dazwischenfunkt.«
    »So habe ich das noch gar nicht betrachtet. Ich dachte einfach nur, er sei … na ja, schwierig.«
    »Er wird darüber hinwegkommen«, versichert mir Summer.
    »Das hoffe ich. Ich dachte, er würde es locker nehmen – er mag Guy. Blickt zu ihm auf.«
    »Jennie, dein Leben liest sich wie ein Heimatroman, eine AGA -Saga sozusagen. Verhinderte Liebe, Sieg über das Unglück, der bittere Konflikt zwischen Mutter und Sohn und die endlosen Mühen und Plagen am Herd.«
    »Das hört sich bei dir so dramatisch an.«
    »Das ist es ja auch.« Ich kann an Summers Tonfall erkennen, dass sie lächelt. »Kommst du uns bald mal besuchen?«, fährt sie fort.
    »Vielleicht an Weihnachten. Es ist schwierig, von hier wegzukommen. Ich kann die Tiere nicht allein lassen, und bis zu den Feiertagen

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