Schnupperküsse: Roman (German Edition)
nicht gerade versessen darauf sind, zu kommen«, meint er.
»Ja, es ist ganz schön was los hier zurzeit«, erkläre ich.
»Weiß ich. Georgia will Bracken auf keinen Fall allein lassen, und Adam ist hin und her gerissen, weil er Guy helfen möchte, Apfelwein zu machen. Außerdem will er den Umzug mit den Teerfässern nicht verpassen. Und Sophie ist mit ihrer ganzen Klasse auf einer Halloween-Party eingeladen, weshalb auch sie nicht kommen mag.«
»Tut mir leid, dass die Kinder keine so große Lust haben, nach London zu kommen«, erwidere ich, »aber ich habe ihnen schon gesagt, dass sie fahren müssen.« David und ich haben eine rechtliche Vereinbarung getroffen, was sein Besuchsrecht betrifft. Leider kann ich das gesellschaftliche Leben der Kinder nicht darauf ausrichten, weshalb ich mir zuweilen vorkomme, als würde ich zwischen allen Stühlen sitzen.
»Ich habe nachgedacht – wenn ihnen das alles wirklich so wichtig sind, möchte ich ihnen nicht im Weg stehen. Ich kann auf das Wochenende verzichten. Wird ja nicht wieder vorkommen, denn bald wohnen sie ja sowieso hier bei mir und Alice. Ich habe also nichts dagegen.«
»Das ist sehr nett von dir, David«, sage ich und freue mich über sein Zugeständnis. »Sie werden dich natürlich vermissen, aber vielleicht möchtest du mit Alice einen Tag am Wochenende herunterkommen, um sie zu sehen?«
»Alice wird ihr Kleid am Wochenende aussuchen – sie hatte gehofft, die Mädchen würden ihr dabei helfen.«
»Ach, ich habe mich schon gefragt, wann du mir von deiner bevorstehenden Hochzeit erzählen würdest?«
»Ich wollte nicht, dass du denkst, ich würde sie dir unter die Nase reiben.«
»Wieso?«
»Nun ja, ich habe gehört, dass sich zwischen dir und dem Prol nichts weiter ergeben hat.«
»Verdammt noch mal, David …«
»Ich weiß es von Adam, er hält mich auf dem Laufenden«, wirft er ein. »Aber tu mir bitte den Gefallen, und verrat mich nicht. Ich muss los – ich habe einen Tisch in einem kleinen, sehr exklusiven Restaurant bestellt und möchte nicht zu spät kommen. Ich rufe dich an und sag dir Bescheid, ob Alice und ich am Sonntag kommen.«
Ich bin erleichtert, als sie sich dagegen entscheiden, und so stehe ich am Samstagmorgen in der Küche, genieße die wohlige Wärme des AGA und schaue durch das Fenster in den blassen Himmel und auf das Gras, das mit Raureif bedeckt ist. Als Ausrede, um dableiben zu können, wo ich gerade bin, rühre ich schnell die Zutaten für einen lockeren, leichten Biskuitkuchen zusammen und leihe mir Adams Laptop aus. Ich bin immer noch auf der Suche nach dem besonderen, unverwechselbaren Kuchen für Jennie’s Cakes, was aber nicht auf mangelnde Auswahl zurückzuführen ist. Nach Guys Kritik an meinem Kuchen aus Schokolade und Roter Bete, verwerfe ich die Idee einer exotischen Mischung aus Zucchini und Limone. Auch wenn jeder Schokoladencremetorte mag, ist sie nicht wirklich einzigartig, denn man kann sie überall kaufen.
Als der Kuchen abgekühlt ist und ich ihn dekorieren kann, beende ich meine Suche. Ich habe die doppelte Menge eines leichten, buttrigen Biskuitteigs genommen, ihn in den flachen Formen gebacken, die ich normalerweise für Brownies verwende, und sie anschließend auf einem Kuchengitter umgedreht. Ich verziere sie mit einfacher weißer Glasur und streue getrocknete Kokosraspel darüber. Ich überlege mir, die Kuchen in quadratische Stücke zu schneiden, sobald die Glasur trocken ist, doch zuvor schneide ich mir noch eine Ecke ab – logisch, zum Probieren, denn ein süßer, locker-leichter Biskuitkuchen gehört zu meinen Lieblingskuchen.
An diesem Morgen dauert es ganz schön lange, bis das Backen meine Stimmung hebt.
Jemand klopft vorne ans Fenster. Es ist Adam. Er hat seine Wollmütze auf. Ich gebe ihm mit einer Handbewegung zu verstehen, über den Hintereingang hereinzukommen, doch er klopft weiter.
»Was willst du?«
Er sagt etwas, doch ich kann ihn durch das geschlossene Fenster nicht verstehen, und so öffne ich es. Kalte Morgenluft dringt herein.
»Du hättest einfach hinten herum ins Haus gehen sollen«, erkläre ich ihm freundlich.
»Wir fangen gleich mit den Äpfeln an. So viele hast du noch nicht gesehen«, sagt er mit geröteten Wangen. »Kommst du nicht, Mum?«
»Ich glaube, nein …« Ich komme mir komisch vor. Auch wenn wir Adam mit unserer »nur-Freunde-Masche« an der Nase herumführen können, funktioniert das nicht bei mir. Guy ist und wird für mich nie nur ein Freund sein. So
Weitere Kostenlose Bücher